Es ist geschehen

  • Wieder einmal ein paar Zeilen von mir. Angeregt durch Astrid (danke fafür) habe ich einen neuen thread eröffnet. Es ist ja anders jetzt. Zuvor hat Rudi noch gelebt. Jetzt ist er tot und zumindest in körperlicher Form nicht mehr da.


    Gestern hatte ich ein Treffen mit dem Geistlichen, der am Freitag mit uns den Trauergottesdienst und das Begräbnis begehen wird. Ich habe schöne Lieder ausgesucht: Von guten Mächten wunderbar geborgen, the Rose, an Irish Blessing, ein paar Gospels und ein Ave Maria. Lauter schöne Lieder, die hoffnungsfroh und lebensbejahend sind. Das selbe gilt für die Bibelstellen.

    Aus heutiger Sicht habe ich vor, mit den Chorleuten oben auf der Orgelempore zu sein während der Messe. Mir ist es lieber dort als umgeben von Rudis Verwandten, wo es sicher sehr viele Tränen und lautes Wehklagen geben wird.

    Ich fühle mich unter den Chorleuten geborgener. Wenn es geht, möchte ich mitsingen (zumindest zum Teil). Wenn nicht, kann mich auch dort jemand in den Arm nehmen und trösten. Das sehe ich unten, in der ersten Reihe unter lauter weinenden Angehörigen, eher nicht gewährleistet. Ich möchte auch nicht so in der "Auslage" sitzen mit meinen Gefühlen.


    Habe heute mit der Psychologin von der Krebshilfe lang telefoniert. Ihr erzählt, dass ich mich erstaunlich stabil fühle Und sie gefragt, was sie davon hält, ob sie meint, ich verdränge meiner Trauer oder halte sie zurück.

    Sie hat gemeint, da soll ich mir keine Sorgen machen. Sie findet das alles sehr stimmig. Sie hat gemeint, ich habe mich gut auf alles vorbereitet, mir rechtzeitig Hilfe gesucht, ich weiß, was mir gut tut und kann um Unterstützung bitten, wenn ich die brauche - all das, meint sie, trägt dazu bei, dass ich jetzt halbwegs im Gleichgewicht bin.


    Der Geistliche meinte auf die selbe Frage, ich spüre es wohl, dass viele Leute an Rudi und mich denken, uns gute Gedanken schicken. Er meint, das gibt Kraft.


    Ich bin nicht mehr so müde wie in den Tagen unmittelbar nach Rudis Tod und habe auch nicht mehr so unruhige Träume. Auch das ist ein Zeichen für mich, dass ich gut unterwegs bin.


    Morgen ist die Sponsion meiner Tochter. Es wird sicher ein schönes Fest. Sie hat so lang so intensiv für ihr Studium gearbeitet. Jetzt ist sie fertig, und ich habe das Gefühl, ich werde ungetrübt mitfeiern können. Es ist ein Tag der Freude, trotz allem - ein Tag, der nicht weniger wert ist, weil Rudi gestorben ist. Wir werden froh sein und feiern. Und am Freitag wird das Begräbnis sein - und wie immer dann meine Befindlichkeit sein wird, es wird stimmig sein und dem Anlass entsprechen. Ich bin zuversichtlich, dass mich die Trauer nicht mit sich fortreissen wird - auch wenn es sein kann, dass sie mich ziemlich ins Wanken bringt.


    Soviel für heute.


    ich wünsche Euch allen einen so-gut-wie-möglichen Tag :):):)

  • Liebe StillCrazy,


    ich freue mich mit dir über die wirklich unglaublich schönen Lieder & sicher auch Bibelstellen zu Rudis Trauerfeier.

    The Rose, ist auch eines meiner Lieblingslieder, welches wir in meinem kl. Chor auch jedes Mal stimmlich richtig gut singen können.


    Bei unserer Trauerfeier für Mikle haben wir neben selbst gesungenen Liedern auch Lieder laufen lassen und jede/r von uns dreien hat etwas dazu gesagt.

    Warum wir genau dieses Lied für ihn als Mann und Papa ausgesucht haben.

    Ich konnte mir zuerst gar nicht vorstellen etwas sagen "zu sollen", wie uns der Pfarrer nahe legte.

    Dies war jedoch sooo wohlwollend Mikle gegenüber & tat uns ann doch gut, auch wenn jede/r von uns Pausen beim Sprechen machen musste, da die Tränen kamen.

    Dadurch wurde es persönlich.


    Bei uns war die "offizielle Beerdigung" von Seiten seiner Eltern und Schwester so kalt.


    Ich wünsche dir und deiner Tochter ein gutes Abschiednehmen im Kreise von dir & euch liebevoll und fürsorglich umstehenden Menschen.

    Ich finde es gut, dass du deinen "Standort" zw. deinen Chorleuten suchst, statt den Wehklagern aus Rudis Familie.

    && natürlich bist du seid/ihr sehr traurig, jedoch seht ihr auch Rudis Erlösung von all den Schmerzen & dass es ihm jetzt gut geht.


    Ihr beide (drei) habt schon so viel miteinander wehgeklagt, geweint, ward verzeifelt ...., da du alles mit Rudi mit-erlebt/-gefühlt hast, immer, tägl.


    Und für die Sponsions-Feier morgen , gratuliere ich deiner Tochter zuerst herzlichst, ja geniest diese Stunden !


    Ich drück dich

    Stille Perle

  • Liebe StillCrazy,

    ich bewundere deine Tapferkeit und wie du das alles auf die Reihe bringst. Ich konnte es leider nicht und mache mir deswegen heute Vorwürfe.

    Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft.

    Ganz liebe Grüße

    Petra

  • Liebe Still Crazy,


    ach wie schön sind deine Worte.


    Warum verdrängen? Du bist eine reflektierte Frau.

    Es wird all das kommen, was kommen mag und jetzt ist die Ruhe da. Das ist so wertvoll.


    Du kannst die Feier mit deiner Tochter genießen - Trotz dem - ist dieser Tag nicht weniger wert. SO SCHÖN!


    Du hast, seit ich dich hier kenne, für dich gesorgt und das ist eine riesige Ressource und das schätze ich so an dir.


    Für Freitag wünsche ich dir, dass es passend für dich wird. An deiner Stelle würde ich die Verwandten und Freunde über deinen Platz im Chor informieren. Und ich finde es ein sehr schönes Bild, dich dort geborgen zu sehen. Singend, weinend, im Kreise derer, die dir wichtig und stützend sind.


    Ab morgen werde ich bis Montag nicht hier sein. Ich wünsche dir deshalb heute schon alles, was du für dich brauchst.

    Und freue mich, wieder von dir zu lesen.


    Jetzt bin ich noch neugieriger: Welche Bibelstellen habt ihr gewählt. Die Lieder finde ich soooo schön.


    Sei lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    die Bibelstellen sind das Ende des Buches Hiob (wo er von Gott alles wieder neu geschenkt bekommt, was er zuvor verloren hatte). Das Ende des Buches der Offenbarung, wo nach den schrecklichen Zerstörungen klares Wasser fließt und Leben in Fülle herrscht. Sowie die Seligpreisungen aus der Bergpredigt: Selig sind die Trauernden etc.


    Gestern war die Sponsion meiner Tochter. Es war ein wunderschönes Fest. Auch die Familie ihres Freundes war dabei. Es sind so nette Leute. Sie haben mir ganz leckere Sachen mitgebracht: Gebäck, Nudeln, und Süßigkeiten zu Ostern. Ich werde ja heuer kein Osternest von Rudi bekommen - da war es eine so schöne Überraschung, dass sie mir etwas mitgebracht haben :)


    Morgen ist das Begräbnis. Habe heute noch letzte Vorbereitungen getroffen. Ich denke, es wird alles gut gehen.


    Alles Liebe :):):)

  • Liebe StillCrazy,


    der heutige Tag wird sicherlich sehr schwer für dich. Er zeigt die Endgültigkeit des Todes noch einmal recht deutlich, das " Hergebenmüssen", den Verlust!


    Ich werde heute viel an dich denken und dir gedanklich viel positive Energie schicken ( ich glaube an die Kraft der Gedanken ). Fühl dich von mir gehalten und umarmt. :30:

    Dass du deinen Platz inmitten des Chores und nicht bei den Angehörigen einnimmt , finde ich gut. Du sorgst für dich und das ist eine tolle Ressource.


    Komm gut über den Tag.


    blaumeise :24:

  • auch ich möchte dir ebenfalls liebe "ich habe an dich gedacht und dich & euch heute begleitet.

    The Rose sang ich mit.


    Sei umarmt

    Stille Perle

  • Ihr Lieben alle <3<3<3

    Vielen Dank für Eure guten Worte und Gedanken!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Es war - ohne Scherz oder Übertreibung - ein wunderschöner Tag gestern. Ich hatte das Gefühl, dass die Empfindung des Aufgehoben- und Geborgenseins sich gestern noch einmal extrem verdichtet hat.

    Da war so viel Wärme, so viel Freundschaft, so viel Zuneigung spürbar. Alle bei der Trauerfeier Anwesenden waren so lieb zu mir. Jeder auf seine Art. Es war unglaublich.


    Die Messe war wunderschön. Wie haben unsere Lieder wirklich gut gesungen. Ich war - wie geplant - beim Chor auf der Orgelempore und konnte auch mit einer kleinen Ausnahme problemlos mitsingen.

    Der Geistliche - ein Ordensmann, den ich schon sehr lang kenne und mit dem ich mich sehr gut verstehe - hat den Gottesdienst wirklich ganz großartig gestaltet. Er hat eine sehr stimmige und berührende Predigt gehalten und auch sonst alles ganz wunderbar gemacht.

    Dann, auf dem Weg zum Friedhof (das ist bei uns schon ein Stück zu gehen), ist eine Chorfreundin neben mir gegangen, hat meine Hand gehalten, war für mich da.


    Am Grab selber hat es dann zum Glück gar nicht lang gedauert. Vor der Situation hatte ich schon Angst gehabt, aber das war dann recht unspektakulär. Das hat mich überrascht.

    Dann haben mir alle auf sehr persönliche Weise kondoliert. Auch Rudis Kollegen, von denen sehr viele da waren (und die ich mit einer Ausnahme nicht gekannt habe).


    Was ich unglaublich schön gefunden habe, war, dass meine Chefin da war. Sie musste zwar nach der Messe wieder zurück ins Büro - aber allein, dass sie sich die Zeit genommen hat zu uns in den Ort zu fahren. Ich war so bewegt...


    Dann haben wir gemeinsam gegessen - diejenigen, die es sich halt einteilen konnten, noch da zu bleiben. Ich habe im Lokal vor dem Essen eine kleine Rede gehalten (in der Kirche habe ich nix gesagt, Lesungen und Fürbitten hatte ich unter den Gästen aufgeteilt). In der Rede habe ich mich bei allen bedankt fürs Dasein, für die Verbundenheit und Unterstützung bisher - und ich habe darum gebeten, auch weiterhin unterstützt zu werden. Weil es auch weiterhin eine schwierige Situation für mich sein wird - wenn auch anders schwierig als zu Rudis Lebzeiten.


    Wir sind noch lang beisammen gesessen. Ich habe mich gefreut, Leute zu sehnen, mit denen ich sonst selten zusammen komme (so ist das ja oft bei Begräbnissen). Viele haben mir gesagt, dass wir sehr schön gesungen haben - und dass es so eine schöne Messe war. Das hat mich natürlich sehr gefreut, weil ich ja Lieder und Texte ausgewählt hatte, die Fürbitten zum Teil formuliert.


    Als ich dann, ganz spät, endlich im Bett gelegen bin, habe ich geweint. Es waren Tränen der Dankbarkeit. Sie sind ganz leicht geflossen, haben mir kein Kopfweh gemacht (wie ich es oft habe, wenn ich weine). es war alles sehr entspannt. Ich war so dankbar für diese Feier, die uns allen so gut getan hat.


    Ich hatte keine große Angst gehabt vor der Trauerfeier (mit Ausnahme der Situation am Grab, davor war ich mir schon sehr unsicher gewesen) - aber es war dann alles doch viel stimmiger und schöner als ich es erwartet hatte.


    Soweit mein kurzer Bericht. Es gäbe so viele Details.... Ich werde sie alle in Erinnerung behalten. In sehr lebendiger Erinnerung.


    Euch allen alles Gute :):):)

  • Liebe Astrid,

    es geht mir gut :)

    Habe gestern einen kleinen, feinen Ausflug mit einer Bekannten gemacht und später Rudis noch Rudis Nichte vor ihrer Heimreise nach Tirol getroffen. Heute habe ich frei. Werde am Nachmittag mit einer Freundin reiten gehen. Heute haben wir ja tolles Wetter hier.

    Alles ist gut :):):)

  • Ein paar kurze Zeilen von mir...


    Ich war heute wieder arbeiten. Gestern hatte ich ja noch "Trauerurlaub" - 3 Tage gibt es da in meinem Betrieb.

    Ich habe am einer sehr netten Geschichte mit kulturellen Bezügen und auch Humor gearbeitet. Es hat mir sehr gut getan. Mir ist dann durch den Kopf gegangen: ich fühle mich wie ein Fisch im Wasser. Solche Themen, die man mit einem Augenzwinkern angehen kann - das ist genau meins. Ich freu mich immer sehr, wenn es etwas zu lachen oder doch zumindest zu lächeln gibt.

    Später habe ich dann noch Yoga. Und am Abend ist dann meine Lieblingsserie im Fernsehen.


    Es geht richtig beschaulich zu heute - nach der Unruhe der letzten Zeit. Ich finde das sehr angenehm.


    Euch allen einen so-schön-wie-möglichen Abend :)

  • Jetzt ist es schon wieder länger her, dass ich nichts geschrieben habe...

    Irgendwie verfliegen die Tage. Ich gehe arbeiten, in die Chorprobe und zum Yoga, alles wie immer. Treffe Leute, pflege auch online Bekanntschaften. Die meiste Zeit geht es mir ganz gut. Wenn man davon absieht, dass ich sehr schnell müde werde, unkonzentriert bin (und so auch fehleranfällig, das merke ich vor allem in der Arbeit), immer wieder sehr unangenheme, unruhige Träume habe.

    Mein Umfeld reagiert zum Glück weitgehend verständnisvoll...


    Ziemlich schlecht ist es mir am Dienstag gegangen. Da bin ich mit Kopfweh aufgewacht, hatte schlecht geschlafen und war den ganzen Tag recht missmutig, grantig.

    Glücklicherweise hatte ich am Dienstagnachmittag einen Termin bei meiner Therapeutin. Die hat mir geholfen, das Ganze ein wenig aufzudröseln. Danach war es deutlich besser.


    Am 9. 5. habe ich einen Termin beim Notar wegen der Verlassenschaft. Solche Dinge schrecken mich aus mehreren Gründen zutiefst. Alles Bürokratische (z. B. Finanzamt, Versicherungen, etc.) macht mir Angst. Da sind (meinem Gefühl nach) so nebulose, unfassbare und große Mächte im Spiel, die über Dinge meines Lebens entscheiden. Das ist mir alles sehr unangenehm.


    Na, wie auch immer - gestern hat mir ein sehr, sehr lieber Bekannter (Jurist) angeboten, Rudis Papiere mit mir zu sichten. Und - sollte es nötig sein - mich auch zum Notar zu begleiten. Sollte juristischer Beistand nicht erforderlich sein, geht eine Freundin mit.


    Ich bin gestern Abend, nachdem ich den Termin mit dem Bekannten vereinbart hatte, im Bett gelegen mit Tränen der Dankbarkeit in den Augen. Ich habe jetzt viel weniger Angst und fühle mich in so guten Händen.

    Ich bin so grenzenlos dankbar für mein Umfeld, das mich so gut trägt.


    Hier im Forum lese ich immer wieder von Enttäuschungen, Lieblosigkeiten, Freunden, Kollegen, Nachbarn und Angehörigen, die sich verständnislos verhalten. Das alles finde ich sehr, sehr schlimm!!!!!!!! Mein tiefstes Mitgefühl für alle die, die dadruch noch zusätzlich verletzt werden!!!!!!!!!!!!!


    Ich möchte hier einfach gern festhalten, wie dankbar ich vor diesem Hintergrund bin, dass ich so großartige Leute rund um mich habe. In der Arbeit, im Chor, im Freundes- und Bekanntenkreis - wo auch immer.

    Ich fühle mich gut begleitet, gestützt - ein Stück weit auch beschützt. Immer wieder sind da größere und kleinere Dinge, die für mich wirklich ein Geschenk sind. Ich bin so froh darüber!


    Ich weiß, dass man hier alles schreiben kann, was einem am Herzen liegt. Und deshalb möchte ich es noch einmal ausdrücklich unterstreichen: für mich ist es wie ein Wunder, dass so viele Leute so hilfreich sind, so unterstützend. Und ich bin ihnen und "dem Schicksal" (oder wem auch immer) unendlich dankbar dafür!