Liebe Andrea,
weisst Du, solange ich das Bild an mir trage und sehe die lustigen Videos mit Dorit (und sie als Frohnatur hat fast nur lustige Szenen gebracht, Kostümtanz, dann der Lacher mit dem Löwen von San Marco) und lese im Buch von Roland Kachler, die Imaginationen saind schon schwierig umzusetzen, weil die Verstorbene eben nur gedacht existiert, in der innerseelischen Erinnerung. Aber was ist, wenn ich wieder aufstehe von meinem kleinen nischenplatz mit den Bildern, den Videos und rausgehen muss in die Öffentlichkeit, da habe ich keine Puppe von Dorit, die lebt und mit der ich mich wie mit Dorit unterhalten kann, da ist sie eben körperlich weg.
Besonders morgens das Aufstehen ist eben so heftig, weil mein Verstand dann auch wach wird und mir die ganzen Verfehlungen (den weiten Weg mit den Atmungsbeschwerden von Dorit laufen, dann das Ergebnis:Herzschlag und Blick in ihr totes Gesicht, gerade dieses Bild ist so grausam, dass ich da schon nach jedem Aufwachen den Ensetzungsschrei habe).
Ich bin antriebs-und lustlos, habe gestern Dorits Drucker entsorgen müssen mit samt Patronen, seit fast einem Jahr nichts mehr gedruckt, nur Treiberfahler, früher hätte ich mich rangesetzt und gemeinsam mit der Dorit die Reperatur angegangen, heute entsorge ich, weil eben keine Konzentrationskraft mehr da ist.
Ich lese viel und warte nun auf übermorgen, das nächste Einzelgespräch im Trauerzentrum, bin auch noch sehr erkältet schon seit fast 1 Woche. Vielleicht gibt mir das den Rest, Mensch, dann hätte ich es hinter mir oder erst vor mir, so hat es Dorit mal formuliert, als sie auch mal etwas missmutig war wegen ihrer Krankheit.
Aber dass das aus ihr Herz geschlagen war, davon war mir nichts bewusst, gemerkt erst, als es zu spät war.
So ewine herzensgute Frohnatur, über deren Tod ich nie im Leben drüberweg komme.
Danke für Deine Anteilnahme an meinem unendlichen Trauerschicksal
Matthias