Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • Mir tut es so gut, daß ich noch nicht so vergessen bin. Es ist halt auch bei mir grad entsetzlich, diese Sehnsucht, dieses langsame Realisieren von meinem über alles geliebten Jürgen, grad, weil ich nicht zu unserem Medium kann, bei der ich alle drei Monat bin und dadurch richtigen Kontakt mit meinem Jürgen haben kann und darf, das fehlt jetzt, auf grausamste Weise mir! Aber ich les immer wieder mit, manchmal kommt auch schon wieder ein .versteh Dich. von mir zustande, eben, weil ich weiss, daß ich, sobald der Lockdown weniger wird, ich wieder zum Medium kann, das gibt mir Hoffnung und baut mich auf.


    Alles Liebe Euch weiterhin, Eure Ange.

  • Bis 2005 war mein Leben ein Märthyrium, eines, das ich niemals mehr wieder erleben möchte, abgesehen von Schläge, Misshandlungen,. Bis zu diesem Datum wußte ich aber, es gibt hier in diesem Leben einen Menschen, und auf den wartete ich seit Kleinkind an, hab sogar Fotos, wo danach mein Jürgen sagte: so sieht ein Kind in Verzweiflung aus. Also wartete ich und machte ungeheuer viele Fehler. Suchte, suchte immer nach Liebe, die ich von daheim nie bekam, auch diese Aufmerksamkeit, auch das Annehmen und nicht diese Worte: Du bist nichts, Du hast nichts, Du kannst nichts......

    Ich hab sehr viele Bekanntschaften gehabt, war wohl sehr attraktiv und anziehend, war alleinerziehend, hab jahrzehntelang
    selbständig durchgearbeitet von Montag bis Samstag, aber kein Geld übrig gehabt für die Renteneinzahlung, wollte für mein Kind alles ermöglichen, aber das bereu ich auch nicht. Hab keine Erinnerung an einen Urlaub, , bis heute nicht. Aber: ich traf 2005 diesen Menschen, wir beide wußten vorher schon, daß wir irgendwann nochmal jemand in diesem leben treffen werden, da gibts noch was.

    Wir waren von Anfang an schon so, es war irre, ich konnt kaum meine Hand von ihm fernhalten, es war so vertraut. Später erzählten wir uns und merkten, daß´wir beide es tatsächlich waren, auf die wir immer warteten. Es war merkwürdig und gleich auch wunderbar, so ein Gottesgeschenk, so was zu erleben dürfen. Wir waren oft dagesessen, ständig haben wir uns gehalten, ständig bin ich bei ihm geklebt.


    Er ist und war für mich: meine Geborgenheit, mein Zuhause, mein Ankommen, endlich daheim zu sein, mein Trost, mein Beschützer.............. und ich für ihn.


    Ich zog mit ihm ins Elsass, verlor dadurch mein Haus, weil meine Mutter es nicht einsah, daß ich wegging, war dort fremd und ohne alles. Wir waren plötzlich wie Hund und Katz. Ich wars nicht gewohnt, bei jemand abhängig zu sein, er hatte wenig Vertrauen, durch seine Vergangenheit.


    Aber wir liebten uns ohne Ende. Danach: Große Herzoperation, danach große Narkose durch Schulterbruch, Danach Zahnnarkose.


    ER: die erste Narkose hat mich fertig gemacht, die Zahnnarkose hat mir den Rest gegeben.Denn nach dieser elendigen Zahnnarkose sagtest Du mir noch: Ange, ich hab Angst, Du hattest niemals Angst, im Gegenteil, Du warst immer so positiv und hast es mir ständig beibringen wollen, ich fragte Dich: warum, wegen Deinem Kopf? Du nickstest nur. Du hast es gewusst, daß es Dir dieses Mal vom Kopf her so schaden wird,. Man sagte: Demenz, aber es waren diese Durchblutungsstörungen von etlichen Attacken, dadurch kamen Gehstörung, Sprachstörung. Vom Hirn her war er absolut immer da und absolut .Dazwischen etliche KH-Aufenthalte. Ca. 1 Jahr brauchte ich bzw. wir, daß Jürgen nach dieser Narkose wieder normal wurde. Etliche Delirien. Kurzzeitpflege, Pflegestation, wo ich immer und immer bei ihm war, jeden Tag, von morgens bis abends. Nach ca. 1 Jahr absoluter Liebe mit Arbeit ohne Ende war er nach dieser großen Narkose, die 2016 war, wieder fast Mensch. Dieses Jahr war so voll mit Liebe, Mühe, Hoffnung, Energie, die Liebe ist wirklich eine Himmelsmacht, eine Kraft ohne Ende.


    Er ist tatsächlich 2016, ein Jahr später wieder Mensch gewesen, er sagte mir immer, seine Augen, schau, wie die ohne Leben sind. Ich sagte: oh Gott Jürgen, bitte! Wir schaffen das. Und tatsächlich, sie waren wieder voll Leben. Aber nicht zu vergessen: sein Hausarzt hatte ihn schon abgeschrieben und sagte mir danach: wir hätten nie gedacht, daß er nochmal so wieder wird.


    Das ist und tut und kann nur die Liebe!!


    Seine Liebe zeigte er mir ständig durch seine Augen, wie er mich anschaute, wie er meine Hand suchte, wie er stets versuchte, mich auf seine Art zu trösten, mich zu beschützen, mir zu helfen. Es war seine eigene Art, mir beizustehen, etwas schroff, aber wenn man ihn anschaute, wenn man ihn kannte, einen liebevolleren Menschen kenn ich nicht, er war eigen, er war unnachahmlich, er war selbstlos, in seiner Art und so sehr verwundbar. Das weiss ich deshalb, weil er mir mal sagte: " als ich meine tote Mutter küssen musste, ab da hab ich mir geschworen, ich werd niemals mehr wieder was schlimmes an mich heranlassen". Ja, so verwundbar war er. Er liebte seine Mutter bis zum Schluss und: sie hat ihn abgeholt, als er im Sterben war, und ich durfte dies miterleben. Das ist ein Trost für mich, solang ich lebe!!!


    Bin ja jeden Tag dagewesen, hab ihm Essen gegeben, ihn gepflegt, mit ihm gearbeitet, auch körperliches Training, , bin im strömenden Regen mit leichten Schuhen in Stadt gelaufen, nur um ihn eine Butterbretzel zu besorgen, weil er die so liebte, ich hätte und hab alles getan, wenn er sich nur freute! Und da war ich richtig glücklich, wenn ich dann seine Augen sah.............


    Aber ich war da, war fast immer da, bei Dir, Jürgen, nur zum Schluss, als wir wieder, wie immer, unsre Hände gehalten haben, da waren Deine so feucht, so kraftlos, da hab ich gemerkt, jetzt brauchen wir wohl nicht mehr zu kämpfen, ich hab Dich noch gebeten: mach doch bitte Deine Augen auf, und Du hast versucht: das linke Auge hast bisschen öffnen können, es war auch so feucht, mehr ging nicht.


    Jetzt bist Du doch tot, mein Jürgen, es war zu viel. Aber vielleicht hast auch einfach mal wieder die Kurve geschafft, du Hamburger Jung, vielleicht hättest sonst noch mehr leiden müssen, jetzt in dieser Coroanazeit, da hätt ich wohl nicht bei Dir sein können. Aber: ich hätt auch da einen Weg für uns gefunden und wär bei Dir gewesen, und wenn ich in Dein Zimmer eingebrochen wär oder wenn ich es selbst bezahlen müsste und danach abzahlen, aber uns hätten die niemals trennen können. Bis auf jetzt, aber das war der Tod, und dagegen bin ich, mein Herz, machtlos!


    Ich liebe Dich bis in alle Ewigkeit und darüber hinaus, so wie Du mich, mein Jürgen.


    Ange

  • Liebe Ange,


    Deine Zeilen an Deinen geliebten Jürgen sprechen Bände, über das was Euch zusammen hielt: Wahre, tiefe Liebe. Diese Liebe gab jedem von Euch Kraft, um trotz allem Schweren, Freude zu erfahren.

    Ihr habt Mut und Kraft gefunden, füreinander da zu sein, was immer auch war.


    Ich verbeuge mich vor Euch beiden, vor der Liebe, die ihr schenkt.


    Ange, diese Liebe ist nicht zu Ende, nicht Deine und nicht seine, sie ist stärker als der Tod. Ihr werdet weiter lieben und Euch, irgendwann, in der Ewigkeit wiederfinden. Dann wird es keine Tränen mehr geben, kein Schmerz mehr und kein Abschied, nur noch Liebe.


    Ich umarme Euch beide

    Sommermond

  • Liebe Ange! Danke, dass du deine Gedanken und Erinnerungen mit uns teilst! :24:


    Du hast in Jürgen einen wundervollen Partner für dich gefunden, ihr seid für immer in eurer Liebe verbunden! <3


    Mir tut es sehr leid, dass du auch so leidvolle Jahre hattest und soviel Negatives erlebt hast, bevor du deinem Jürgen begegnet bist! Sei lieb lieb umarmt! :30:


    LG Andrea

  • Auch ich werd hier wieder gehen. Es war tröstlich hier, hat mir ohne Ende geholfen, aber jetzt ist wieder ein anderer Zeitpunkt und ich möcht nicht immer negatives lesen, es muss auch wieder positives geben, ohne meinen über alles geliebten Jürgen. Aber bis ich wieder bei ihm sein kann, muss ich diese Zeit irgendwie nützen, und da tut es mir nicht gut, nur Trauerndes zu lesen sondern ich muss mich selbst wieder etwas hochbringen, damit ich eben diese Zeit, bis ich wieder bei ihm sein kann, zu überbrücken. Und da hilfts nur, positiv zu denken, etwas Hoffnung zu haben, und wenn es nur eine Wohnung wieder zu haben ist, eine Ecke für ihn und auch für meinen Bruder, evtl. ausser der Wohnung noch einen Kiosk, selbständig... ja, genau solche Gedanken will ich ich haben, und mich nicht mehr negativ kaputt machen, denn dann wirds noch schwerer, dieses Leben auszuhalten. Nein, man muss was vorhaben, was einem gefällt, und nur so kann man diese Endzeit einigermaßen überleben. Eure Ange.

  • Liebe Ange,

    ich wünsche dir was du dir wünscht und hoffe, so sehr, dass es klappt mit einer kleinen Wohnung für dich und einem besonderen Platz für Jürgen, der nur ihm und dir gehört und euch keiner nehmen kann.


    Bitte schreib hier, wann immer du doch wieder das Bedürfnis dazu hast. Ich denke immer wieder an dich, weil es mir so unendlich leid für Jürgen und dich tut. Vor allem auch die Situation mit seinem Grab.


    Alles, alles Liebe für dich, es wird mir fehlen von dir zu lesen. Sturm

  • Liebe Ange,

    Du wirst mir fehlen, wenn Du nicht mehr hier schreibst.

    Vielleicht muss es ja kein so radikaler Schnitt sein? Eine Auszeit?

    Aber ich möchte Dir natürlich nicht rein reden.

    Ich würde mir so wünschen, dass Du bald eine Wohnung findest - einen Platz für Jürgen und Deinen Bruder.

    Ach, ich wünsche Dir einfach alles, alles was Du Dir wünschst, liebe Ange!

    Ich finde Dich so stark und so mutig, Du hast Dir nach und von all den traurigen und auch herzlosen Herausforderungen Deines bisherigen

    Lebens nicht die Fähigkeit Glück zu empfinden und anderen Menschen mit Deiner kindlichen Heiterkeit zu bereichern nehmen lassen.

    Ich würde mich wünschen, dass Du ab und zu noch vorbei schaust,

    sei umarmt,

    Tereschkowa