Mein Vater, mein Seelenverwandter

  • Hallo zusammen,


    Ich habe mich heute hier registriert in der Hoffnung, dass ich hier Menschen finde die mich verstehen und mit denen icmich austauschen kann.

    Ich habe am 01.02.23 meinen Vater im Alter von 81 plötzlich und unerwartet verloren. Er war mein bester Freund, mein Fels, mein Seelenverwandter. Er war für mich der beste Vater den man sich nur vorstellen kann. Er hat mir als kleines Kind Fahrrad fahren und schwimmen beigebracht, er hat mit mir Ausflüge unternommen, ist mit mir auf Konzerte gegangen usw usw. Später sind wir bis kurz vor seinem Tod jedes Jahr mindestens zweimal zusammen in Urlaub gefahren. Jedes Jahr nach Südtirol. Es waren wunderschöne Urlaube. Vor zwei Jahren kam dann meine Tochter auf die Welt. Sein kleiner Sonnenschein. Er hat sie über alles geliebt und war so glücklich dass er noch Opa werden durfte. Ich habe es geliebt die beiden zu beobachten und zu sehen wie glücklich er mit ihr war. Doch diese Zeit war gleichzeitig auch eine sehr schwere Zeit, da meine Mutter einen schweren Schlaganfall erlitt, als meine Tochter gerade zwei Monate alt war. Mein Vater hat meine Mutter gepflegt. Ich muss dazu sagen dass meine Mutter ein sehr egoistischer und empathieloser Mensch ist und diese Eigenschaften sich durch den schlaganfall noch verstärkt haben. Körperlich konnte sie sich wieder einigermaßen erholen allerdings hat mein Vater sehr unter ihrem Egoismus und ihrer lieblosen Art gelitten. Sie hat nie anerkannt dass er sich 24 Stunden am Tag aufopferungsvoll um sie gekümmert hat. Er hat in dieser Zeit über 30kg abgenommen, dann wurde Nierenkrebs bei ihm festgestellt, nach der OP bekam er eine thrombose und eine blutvergiftung. Aber er konnte sich immer wieder aufrappeln. Meine Mutter war keine Stütze für ihn in dieser Zeit. Ganz im Gegenteil. Mir hat es so unendlich leid getan ihn so unglücklich und krank zu sehen. Ende Januar wollte ich dann wie immer am Wochenende zu meinem Eltern zum Frühstück und da fand ich meinen Vater auf dem Küchenboden liegen. Ich dachte sofort an einen schlaganfall. Er wurde dann mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte riefen mich dann abends an und teilten mir mit dass er durch den Fall auf drn Boden einen schädelbasisbruch sowie Hirnblutungen erlitten hätte. Ich wollte am selben Tag noch zu ihm doch leider hatte ich corona und durfte nicht ins Krankenhaus. Er lag zwei Tage im künstlichen Koma. Danach wurde er wach gemacht. Allerdings kam er nie ganz zu sich. Eine Woche später als ich negativ war, durfte ich ihn das erste Mal besuchen. Er reagierte auf mich indem er meine Hand drückte und versuchte die Augen zu öffnen. Ich war eine Stunde bei ihm und als ich ging wusste ich instinktiv, dass er jetzt gehen würde. Und so war es auch. Zwei Stunden später riefen die Ärzte an und meinten es gäbe keine Hoffnung mehr. In den ersten Tagen nach seinem Tod war ich wie betäubt. Ich war nur damit beschäftigt Papierkram und die Beerdigung zu organisieren. Ich konnte gar nicht weinen. Jetzt nachdem die Beerdigung seit vier Wochen vorbei ist, wird meiner Trauer immer schlimmer. Ich fühle mich furchtbar einsam. Meine Mutter interessiert es nicht wie es mir geht. Sie kennt nur sich. Mein Mann und Freunde von mir waren da für mich, vor der Beerdigung. Aber jetzt danach hab ich das Gefühl dass für jeden das Leben weitergeht wie bisher und von mir erwarten sie das auch. Aber jetzt fängt das Vermissen doch erst an. Papa fehlt mir so sehr dass ich es in Worte nicht fassen kann. Ich weiß nicht wie ich ohne ihn leben soll. Immer wenn mir bewusst wird dass er nicht mehr wieder kommt zerreißt es mich fast. Wir haben jeden Tag telefoniert oder uns gesehen. Und jetzt soll er einfach weg sein? Ich kann es nicht begreifen. Ich versuche mich damit zu trösten dass es ihm jetzt gut geht und dass es mir mehr weh getan hätte ihn krank oder leidend zu sehen. Aber ich hätte so gerne noch ein paar Jahre mit ihm gehabt. Wir hatten noch so viele gemeinsame Pläne.

    Es tut mir leid dass der Text so lange geworden ist aber ich musste mir das von der Seele schreiben.

  • Liebe Jenny, es ist schlimm jemanden zu verlieren , den man so sehr liebt, wie Du deinen Vater. Meine herzliche Anteilnahme. Ich wünsche Dir viel Kraft in dieser schweren Zeit. Den Verlust spürt man immer erst richtig, wenn alles drumherum zur Ruhe kommt. Die Beerdigung ist vorbei und das Leben geht irgendwie weiter. Ich bin auch immer erschrocken und traurig, wenn ich sehe wie andere Menschen einfach und schnell zur Tagesordnung über gehen können. Ich werde es nie verstehen. Du bist hier gut aufgehoben in diesem Forum. Sei willkommen und weine dich aus. Schreib dir einfach alles von der Seele. Ich drücke dich ganz fest. Herzlichst Kitty ❤️

  • Liebe Jenny,

    auch von mir herzliche Anteilnahme an dem Tod deines geliebten Vaters.

    Du hast völlig recht, die eigentliche Trauer beginnt erst nach der Beerdigung. Dann, wenn etwas Ruhe einkehrt und die Betäubung nachlässt.

    Viele wissen das einfach nicht. Die meisten, die selbst noch nie tief getrauert haben, denken, dass das Schlimmste nach diesem Tag bereits geschafft sei.

    Hier ist es anders, wir sind alle betroffen und wir können deine Gefühle sehr gut verstehen. Du darfst dir wirklich alles von der Seele schreiben, irgendjemand von uns hört zu. Du bist nicht allein.


    Liebe Grüße

    Mena

  • Vielen Dank für eure lieben Worte. Es tut so gut zu wissen dass man hier Menschen findet die einen verstehen. Ich fühl mich einfach sehr sehr einsam im Moment. Ich verstehe ja dass für alle anderen das Leben weitergeht. Aber meine Welt steht im Moment still und es wird nichts mehr so sein wie vorher. Ich hab solche Angst an dieser Trauer zu zerbrechen. Papa fehlt mir so sehr. Ich weiß dass ich mit meinen 39 Jahren kein Kind mehr bin aber ich habe das Gefühl meine Kindheit jetzt endgültig verloren zu haben. Ich hätte meinen Vater einfach noch so gerne um mich. Ich habe ihn bedingungslos geliebt und er mich auch. Irgendwann hat er mir mal geschrieben dass ich der einzige Mensch sei dem er sich verbunden fühlt. Mir ging es genau. Die Lücke die er hinterlässt wird nie jemand füllen können. Und nur weil ich meinen Alltag irgendwie meistere heißt es nicht dass es mir gut geht. Das verstehen die Menschen um mich rum aber leider nicht.

  • Liebe Jennymaus83,


    mein Beileid von Herzen zu Deinem schweren Verlust.

    Es ist ein Alptraum aus dem es kein Erwachen gibt so fühlt es sich an.


    Alles tut weh und man hat keine Ahnung wie man überhaupt weiter leben soll.

    All das und noch mehr ist erst einmal völlig okay und es dauert einfach seine Zeit.

    Diese Zeit ist individuell und sehr verschieden so wie wir Menschen.


    Im Moment musst Du nichts weiter tun ausser atmen von einen Tag auf den anderen weiter gehen.


    Dein Papa wird immer um Dich sein und immer bei Dir sein.

    Fühl Dich hier willkommen und Schreibe.

    Hier wird immer jemand antworten und da sein.

    Du kannst auch schreien wenn Du das kannst gib dem Schmerz eine Stimme.


    Vlg. Linchen

  • Hallo Jenny,


    mein Vater ist auch gestorben vor 3 Monaten. Dein Verlust tut mir wirklich Leid. Ich erkenne mich auch wieder in deiner Situation. Meine Mutter hat sich auch in den Monaten/Jahren vor dem Tod meines Vaters sehr egoistisch verhalten, sie interessiert sich auch nicht für mich und wie es mir mit diesem Verlust geht, ich habe seit 2 Monaten keinen Kontakt mehr zu ihr, ich denke, das ist gerade das Beste. Tut mir Leid, dass du von der Seite keine Unterstützung bekommst. Mein Vater war auch mein Seelenverwandter, nur leider hatten wir in den Monaten kurz vor seinem Tod nicht so einen innigen Kontakt wie bei dir. Vielleicht gibt es dir Kraft, dass du noch so viel Zeit mit deinem Vater verbringen konntest und die schönen Urlaube hattest. Aber den Schmerz wird es wahrscheinlich erstmal nicht lindern. Bei mir habe ich das Gefühl es wird jetzt von Woche zu Woche schlimmer, ich bin jetzt seit ein paar Wochen in eine Art schwere Depression verfallen, ich schaffe es kaum meinen Alltag zu bewältigen, der Schmerz ist unerträglich. Ich habe schlimme Ängste, Wut und ein unerträgliches Unruhegefühl, was aber auch mit der Schwangerschaft zusammenhängen könnte, in 2 Woche erwarte ich mein erstes Kind. Es freut mich für dich, dass dein Vater dein Kind noch kennenlernen konnte und es ist sehr schade, dass er es nicht noch ein paar Jahre hat aufwachsen sehen. Ich möchte nicht zu viel von mir sprechen, aber dir lediglich sagen, falls du auch eine derartige Trauerrraktion bekommst, fühl dich nicht alleine und sei dir bewusst, dass Tage kommen werden an denen es dir wieder etwas besser geht.

    Den Kontakt zu meinen Freunden habe ich zur Zeit auf Eis gelegt, ich kann dich da verstehen, dass das für dich auch schwierig ist. Die anderen sind ja nicht in einer derartigen Ausnahmesituation, deren Leben geht nun mal normal weiter, bei uns ist die Trauer gerade der Mittelpunkt unseres Lebens und das lässt sich schwierig verbinden. Vielleicht findest du hier Gleichgesinnte, die dich besser verstehen.

  • Liebe Jenny,

    gut das du dieses Forum für dich entdeckt hast. Hier kannst du dei e Gedanken, Gefühle äußern und es versteht dich jeder.

    Mein Mann ist leider auch am 1. Februar verstorben und ich vermisse ihn unendlich, man kann es nicht in Worte fassen.

    Es stimmt, dass man zunächst funktioniert und dann kommt aber erst das richtige Trauern, das Realisieren, dass geht mir genauso.

    Für die anderen dreht sich die Welt weiter, für uns bleibt sie stehen...!

    Ganz viel Kraft wünsche ich dir von Herzen ❤️.

    Liebe Grüße

    Danne

  • Liebe Jenny,


    ich fühle mit dir.

    Dein Verlust tut mir von Herzen leid.


    Ich hatte mit meinem Papa auch eine besondere Verbindung. Wir verstanden uns ohne Worte.

    Die tiefe Verbundenheit bleibt. Und auch dein Vater ist noch bei dir. Du kannst ihn nur nicht sehen.


    Traurig, dass deine Mutter so herzlos ist. Da fehlen mir die Worte.


    Ein stiller Gruß an dich.

  • Liebe Jenny,

    tut mir so leid,dass du deinen geliebten Papa verloren hast.Fühl dich hier herzlich willkommen.

    Mein Mann ist im November plötzlich verstorben,und diese Trauer und das vermissen tun einfach furchtbar weh.

    Hierwissen alle wie du dich fühlst.

    Wünsche dir viel Kraft.

    Glg🌻🌸⭐️Elke

  • Liebe Jenny


    Dass ihr euch bedingungslos geliebt habt und so verbunden wart entnehme ich deinen (berührenden) Zeilen.


    Es tut mir sehr leid dass du deinen geliebten Vater verloren hast !


    Bei mir war die Beziehung zu meiner Mutter sehr innig.


    Sehr verständlich dass das nicht zu begreifen ist.
    Und auch dass deine Welt still steht.
    Dass die hinterlassene Lücke sehr gross ist.


    Das verstehe ich alles sehr gut.
    Mein Mitgefühl !

    LG
    King

  • Liebe Jenny,


    auch ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen.


    Es ist schwer für mich zu lesen, was du erleben musstest und was mit deinem Papa passiert ist. Das Schicksal kann unbarmherzig sein.


    Tragisch finde ich das Verhalten deiner Mutter.


    Wahrhaft etwas ganz Besonderes verbindet dich und deinen Papa... er hat auf dich gewartet, hat deine Hand gedrückt und erst dann konnte er beruhigt gehen... das ist ein kleiner Trost in deinem schlimmen Schmerz 💔


    Alles Liebe Pia 🥀

  • Liebe Jenny,


    auch von mir, tiefes Mitgefühl. :30:

    Mir gehts genau wie Dir. Und auch ich hab die Erfahrung machen müssen, dass es nicht jeder versteht bzw. damit nicht umgehen kann. Gefühlsschwankungen, Unruhe, kein richtiges schlafen können.


    Wie meine Freundin mir heut sagte, die als Einzige ebenfalls ihren Papa verlor „ die Ausnahmesituation ist von Anderen hinzunehmen“! Gerade das fällt dem Umfeld schwer. Man hat nach geraumer Zeit zu funktionieren.


    Nein ! Gar nicht möglich. Jeder hat seine spezielle Verbindung zu seinem geliebten Menschen. Jeder ist individuell. Und jeder trauert anders.


    Ich bin vollkommen bei Dir !


    Es ist wie ein ganz schlechter Traum. Viel Kraft und alles Liebe Tati:24:

  • Nein das können sie nicht Liebe Jennymaus.


    Unseren Seelenmenschen zu verlieren ist etwas schlimmes etwas was kaum zu ertragen ist und wenn unser Seelenmensch auch noch gleichzeitig unsere Mama oder unser Papa ist wie in Deinem Fall dann ist das einfach ein Untergang nicht nur der Untergang unserer Kindheit.


    Vlg. Linchen

  • Ich habe mal noch eine Frage an euch. Seit ein paar Tagen merke ich dass ich immer abweisender gegenüber meinem Mann und meinen Freunden bin. Ich möchte zur Zeit mit niemandem viel zu tun haben weil ich das Gefühl habe, dass mich eh niemand versteht. Gleichzeitig ärgere ich mich dann aber darüber dass sich niemand um mich bemüht. Es ist eine ganz komische Situation aber ich fühle so eine Grund Aggressivität gegenüber allem und jeden. Ging es euch auch mal so? Ich weiß nämlich nicht so recht wie ich damit umgehen soll und für meine Mitmenschen ist es mit Sicherheit auch nicht einfach

  • Liebe Jennymaus, ich habe meine lieben Eltern schon lange verloren. Ich trauere so sehr um meinen Sohn. Er ist so alt wie du und es sind jetzt 7 Monate her. Ich kenne all diese Gefühle wie Aggressivität, Neid, "lasst mich in Ruhe", Angst, Heimweh, Seelenschmerz. Es gehört zur Trauer dazu. Man fühlt sich permanent schlecht behandelt. Ich weiß, Jennymaus. Es ist so ein harter Weg. Wer ihn nicht kennt kann ihn nicht mitgehen. Am liebsten bin ich in der Natur, in meinem Wald. Hab jetzt leider Corona und hänge auf der Couch fest. Es wird milder, doch es gibt immer wieder diese Tage, die kaum zu ertragen sind.

    Alle die wir hier sind haben im Grund die gleichen Empfindungen. Es ist sehr schwer.

    Lieber Gruß, Kathi

  • Erst einmal fühlt man sich allein gelassen und einsam in der Trauer, unverstanden, nicht "gesehen"... weil sie nicht fühlen wie du... das kann schon Aggression hervor rufen und dann kommt noch die Wut auf Gott und die Welt hinzu... alle Gefühle in der Trauer ob gut oder schlecht sind normal... ❤️💔

  • Hallo Jenny,


    Ja so geht es mir die ganze Zeit außer gegenüber meinem Mann, da habe ich das nicht und du solltest dir mindestens eine Person aussuchen, auf die du deine Wut nicht verlagerst, wenn du weißt, was ich meine, sonst ist man am Ende ganz allein. Ich war kurz nach dem Tod meines Vaters auf alle wütend auch auf meinen Mann, was aber wirklich kontraproduktiv war. Ich kann mir auch nicht vorstellen, mich in naher Zukunft nochmal mit jemandem zu treffen. Evtl. lade ich mal meine Schwester ein. Aber es geht halt wirklich nur mit Personen die Verständnis haben bzw. das alles miterlebt haben und mein Mann war halt dabei als mein Vater starb und ist auch sehr betroffen und meine Schwester ist ja sowieso auch beteiligt. Aber dass ich mich jetzt auf einen Cafe mit Freunden treffe die nie in ihrem Leben einen derartigen Schicksalsschlag erlebt haben und die dann von ihren "Problemen" erzählen, das kann ich gerade wirklich (noch?) nicht und da werde ich wahrscheinlich auch sehr aggressiv, das ist normal, Aggressivität spielt irgendwie eine größere Rolle in der Trauer als ich es vorher dachte. Es ist aber finde ich nicht das schlimmste Gefühl, der Schmerz, den ich meistens immer nach dem Aufwachen habe und diese Antriebslosigkeit ist tausendmal schlimmer finde ich.

  • Liebe Jennymaus,


    ich konnte leider nicht früher antworten weil ich am arbeiten war.

    Du hast aber schon viele liebe Antworten bekommen.


    Das ist völlig normal wenn man seinen Seelenmensch verliert verliert man so viel mehr und dann noch Papa oder Mama das ist einfach nur ein völliges Chaos.


    Deine Aggression auch das kenne ich sehr gut.

    Hast Du mal versucht zu schreien oder ein Trauertagebuch zu führen.

    Solche Dinge können hilfreich sein.


    Manchmal schafft man das nicht allein manchmal muss man sich Hilfe holen, Trauerbegleitung oder auch eine Trauertheraphie, Trauergruppe irgend sowas in der Art wäre auch eine Möglichkeit.


    Vlg. Linchen