...bitte ein kleines Zeichen !

  • Lieber Deti,

    so berührend , schön und traurig was du über euch geschrieben hast und wir empfinden doch alle genauso . Wünsche mir auch so sehr, nochmal über den Bart zu streichen und eine Umarmung zu spüren , bin bei meinen Verhandlungen schon so weit, dass ich nur noch um 10 Minuten bitte.

    Ich weiß, das hört sich sehr verrückt an aber das macht der Verlust mit einem. Deine Ulli hat ganz bestimmt einen guten Platz gefunden ohne Leid , das müssen wir einfach hoffen ….Lieben Gruß Zausel

  • Lieber Deti, liebe Zausel,

    Wir alle vermissen unsere Liebsten und hätten einfach nur gerne 10 Min. um ihnen über die Haare zu streichen, sie in den Arm zu nehmen, ihre Gegenwart und Liebe zu spüren, das wäre soooooo schön. Aber das geht ja leider nie nie mehr wieder. Eines der Dinge, die leider in diesem Leben nicht mehr gehen.
    Ich bin froh und dankbar, Zeichen zu erhalten aber natürlich ersetzt das nicht die Anwesenheit unserer Liebsten. Trotzdem ist es schön, sie noch zu spüren.
    Deti, mache Dir keine Gedanken oder gar Schuldgefühle wegen der Wohnung, Deine Ulli versteht das, sei Dir gewiss. Ich habe in einigen Jenseitsbüchern gelesen, dass den Verstorbenen jegliches Materielle (auch wenn es ihnen vorher wichtig war) nun nicht mehr richtig ist. Nun zählen nur noch Gefühle wie die Liebe und Verbundenheit zu uns. Das ist ja letztendlich auch entscheidend.
    Ich wünsche Euch für heute einen anständigen Abend.

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Zausel, liebe Herzschmerz

    manche Tage komm ich ganz gut zurecht, aber andere so wie gestern nagt es dann doch sehr im Herzen, aber das kennt ihr ja auch zu gut.

    Wir wissen ja im Grunde das es unseren Liebsten gut geht, aber dieses Zweisamkeitsgefühl aufzugeben ist sehr schwer für mich,,,

    Die Trennung von meiner ersten Frau war da um vieles leichter, weil wir uns auseinandergelebt hatten, aber aus ..der Liebe.,.gerissen zu werden , ist einfach die Hölle,,,

    Aber ihr werdet es ja wissen und genauso empfinden..

    Ich hab einfach gestern noch mal schreiben müssen, welche Gedanken und Gefühle mich bewegt haben und beim Schreiben merkte ich, wie die Trauer schon festsitzt im Körper , in meiner Seele und geschwelt hat unter der Oberfläche weil ich da endlich mal wieder den Tränen freien Lauf lassen konnte...

    Ich danke euch Lieben ganz herzlich für eure Unterstützung.

    Ganz liebe Grüße und einen irgendwie schönen Sonntag.

    Deti

  • und beim Schreiben merkte ich, wie die Trauer schon festsitzt im Körper , in meiner Seele und geschwelt hat unter der Oberfläche weil ich da endlich mal wieder den Tränen freien Lauf lassen konnte...

    Hallo lieber Deti,


    mir geht es gerade ähnlich wie Dir, viele Tränen, aber auch Wut gestalten meinen Alltag.


    Ich frage mich manchmal, wann es denn endlich ein wenig besser wird, die Tränen allmählich weniger werden.


    Da fällt mir eine Anekdote ein, aus unserem Kampf gegen die Krankheit.


    Uti war im Frühjahr 2021 für viele Wochen nach ihrer Hirnblutung in Reha, in der Godeshöhe in Bonn. Ich durfte sie nur am Wochenende besuchen, und dann auch nur für jeweils 2 Stunden, Corona hat seinerzeit ja das Leben arg eingeschränkt. Ich konnte sie bei ihrem Kampf zurück ins Leben kaum vor Ort unterstützen.


    Und jedes Mal, wenn ich wieder Abschied nehmen musste, kullerten mir die Tränen, auch noch auf der Autofahrt nach Hause.


    Und jedes mal lief dieses Lied von The Weeknd im Radio, rauf und runter, es verfolgte mich wochenlang.


    Der Refrain lautet:


    Save your tears for another day


    Ich hatte den Refrain nie richtig wahrgenommen, bis Uti mich irgendwann mal darauf hingewiesen hatte.


    Jetzt weiß ich, was der Refrain in meinem Fall angedeutet hat.


    Spare Deine Tränen für einen anderen Tag - es sind Tage geworden, die Tage nach ihrem Tod.


    Ich fürchte, die Zeit der Tränen ist jetzt erst richtig angekommen, und ich glaube für mich zu wissen, dass diese auch nie mehr wirklich verschwinden werden.


    Als ich Uti bei der Entlassung 2021 aus der Reha abholte, kamen ihr auch die Tränen, vor Glück, sie konnte ja wieder laufen, die halbseitige Lähmung konnte auch durch ihre Stärke wieder zurückgebildet werden. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, das die Katastrophe erst noch wirklich folgen sollte.


    Keiner sollte sich seiner Tränen schämen, auf gar keinen Fall, nur alleine weinen tut noch mal zusätzlich weh.


    Ich kann auch Dich sehr gut verstehen


    Bis dann


    Tommi

  • Lieber Deti, lieber Tommi,

    ich verstehe sehr gut, dass Ihr Euch fragt, ob und wann die Trauer irgendwann besser erträglich wird. Ich denke das sind Fragen, die jeden Trauernden umtreiben. Die Schmerzen und das Vermissen sind so groß, dass man es kaum aushalten kann und sich bang fragt, ob das jetzt immer so weitergeht. Nein, auch wenn man es sich zu Anfang nicht vorstellen kann, es wird mit der Zeit leichter anders es dauert. Trauer ist intensiver und langandauernder als ich mir hätte vorstellen können.
    Es ist schwer, das Gefühl der Zweisamkeit aufgeben zu müsst , aus der Liebe herausgerissen zu werden, wie Du so schön schreibst, Deti. Es tut aber gut, über seine Gefühle zu schreiben oder zu sprechen, das bringt Entlastung und auch Trost, wenn andere, wie z. B. reagieren und Trost spenden. Alleinsein tut nämlich doppelt weh in so einer Situation….

    Aber hier findet Ihr immer Zuspruch….

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Tommi, liebe Herzschmerz,

    ja es ist so viel Wahrheit in dem was ihr schreibt. ich weiß nicht wann es wieder besser wird, kann nur hoffen, das es überhaupt irgendwann eintritt..

    Eben war ein Freund da und hat sich eine Lampe mitgenommen. Ich habe gemerkt, das ich kaum zu einem normalen Gespräch fähig bin weil ich mich gar nicht konzentrieren kann und alles so an mir vorbeiläuft... bin irgendwie einfach nur noch leer ..

    Muss wohl doch noch mal zum Psychiater..ich nehme aber schon ein Antidepressivum seit einem Jahr, vielleicht muss ich mehr nehmen..

    Werde da mal einen Termin machen..

    Wird schon werden..

    Liebe Grüße an euch und alle.

    Deti

  • Lieber Deti,

    Es ist nicht ungewöhnlich, in der ersten Trauerzeit Konzentrationspobleme zu haben, das haben wohl viele Trauernde. Mache Dir da nicht zu viele Sorgen. Viele schreiben sich die banalsten Dinge auf, damit sie sie nicht vergessen.
    Fühle Dich gedrückt….

    Lg Herzschmerz

  • Hallo ihr Lieben,

    ich hab eine ganze Weile nicht geschrieben, weil ich sehr mit dem Räumen von Ullis Wohnung beschäftigt war und noch bin, auch die Renovierung steht noch bevor, aber da habe ich auch tatkräftige Hilfe..

    Meine liebe Ulrike, mein lieber Schatz, du hast mir schon so viele Zeichen geschickt.. dankeschön dafür. Grad gestern bekam ich den Gedanken, aus dem Fenster in den Himmel zu sehen und eine Wolke formte sich zu einem lächelnden Gesicht, und vor 3 Tagen schaue ich auf deine Fototapete mit den vielen Blüten im Schlafzimmer, und traue meinen Augen nicht..im rechten oberen Bereich erkenne ich einen Schatten, dessen Konturen mich ganz stark daran erinnern, wie du , mit der linken Hand auf deinen Stock gelehnt so dastehst, so wie ich dich oft gesehen habe ..beim Toilettengang oder wenn du mal in die Küche gekommen bist während ich gekocht habe.. wir haben ja auch manchmal nur so nebeneinander gelegen und nach Gesichtern in dem Blütenmeer gesucht während wir einfach nur die Nähe genossen.. ganz still und friedlich und froh..


    Jetzt sitze ich hier in deiner fast leeren Wohnung und mir kommt die Flasche Sekt in die Hand, die ich vor 2,5 Jahren mitgebracht hatte, als du mir per Telefon von dem Hautkrebsbefund weinend erzählt hattest.. Ich hab damals so viel mitgebracht für dich um dich irgendwie aufzumuntern oder keine Ahnung.. letztendlich haben wir nur gekuschelt und ich habe dich gestreichelt, hab dir gesagt das alles gut werden kann und du dir nicht so viel Sorgen machen sollst..wir haben den Sekt nicht getrunken, aber du hast die Erdbeeren dann nachher doch mit etwas Freude wieder gegessen..


    Ich bin sehr müde, meine liebe Ulli. Wenn ich hier mal wieder schreibe und den Erinnerungen freien Lauf lasse, gibt mir das wieder etwas mehr Kraft weil endlich wieder der Kummer hochkommt, den ich eine ganze Weile verdrängt habe...


    Es ist schon sehr viel gewesen seit diesem Tag vor 2,5 Jahren, viel Weinen, Hoffen, viel Arbeit und Sorgen...und manchmal frage ich mich, wie ich das alles überhaupt geschafft habe...und dann bleibt mir immer nur die Antwort...weil ich dich Liebe !!


    Schön das ich euch und dieses Forum habe... es hilft, irgendwie weiterzumachen..trotz allem ....Dankeschön !!

  • Mein lieber Schatz,

    heute habe ich wieder eine Tasche leer gemacht.. Es war eine von den 3-4 Taschen, die ich vom Hospiz mitgenommen hatte vor 10/12 Wochen und die so lange noch unberührt bei dir gestanden hatte. Jetzt bin ich ja mit meiner Wohnung beschäftigt und nehme mir Tasche für Tasche und Kiste für Kiste vor ...so nach und nach.

    Es ist die Tasche mit deiner Kulturtasche darin und deinen ganz persönlichen Dingen, die wir schon lange vorher zusammen eingepackt hatten, als du noch sprechen konntes und wolltest...


    Gott-- wie sehr berührt es mich grad wieder diese persönlichen Sachen zu fühlen und in der Hand zu halten.. Ich kann sie nur ganz vorsichtig berühren, in die Hand nehmen, so als sind es die größten Schätze auf Erden... und das ist dann sicher auch so.

    Und wie schön das ich wieder einen deiner letzten Einträge in einem deiner vielen kleinen Büchlein gefunden habe, wo du schreibst...


    Es gibt auch mit Tumor im Kopf ein angenehmes Leben. Kartoffelsalat und Kuscheleinheiten. Ich liebe meine Kinder und meinen Mann. Und danke allen die mich unterstützen und für mich da sind. Es ist eine wertvolle Zeit.....Ich bin zufrieden. Das Schreiben fällt schwer....


    ..und dann noch mit Ausrufezeichen in großen Druckbuchstaben...GLÜCK ! ..Du hattest es am 19.09.23 geschrieben,


    Danke für das Glück, mein lieber Schatz, das du mir geschenkt hast . Wir sehen uns...


    Jede/r hier hat seine persönlichen Erinnerungen und Schätze, die er/sie hütet...ich mußte jetzt einfach mal schreiben..es gibt leider nicht viele Menschen in meinem Umfeld, mit denen ich über Ulli so sprechen kann...das fehlt mir sehr. Deshalb ist das Schreiben hier so wertvoll...Dankeschön!!

  • Lieber Detlef,


    ich fühle so mit Dir. Und ich finde es bewundernswert, dass Du das alles so kannst. Ich habe auch nach 8 Monaten nur wenig ausmisten können, nur Dinge, die nicht ganz so persönlich sind, ansonsten halte ich es nur schwer aus und erlebe eine heftige Trauerwelle. Es tut einfach so weh und jedes Stück erinnert an meinen Schatz und Dir geht es ja genauso.


    Fühl Dich mal lieb gedrückt.


    Alles Liebe


    Constanze

  • Liebe Constanze,

    danke für deine liebe Antwort.

    Ich mußte in den letzten Wochen Ullis Wohnung räumen usw. und konnte manchmal nur Taschen zu mir bringen, die ich jetzt so nach und nach leere. Es blieb wenig bis gar keine Zeit nach ihrem Weggang alles zu sortieren, sondern die Taschen und Kisten häuften sich einfach an...Ich hatte 2 Monate für Räumung und Renovierung ..und Ulli ist ein Mensch gewesen mit ganz ganz viel Freude am dekorieren und basteln und und und..und hat gefühlt 20 Jahre nix weggeworfen.


    Jetzt ist ihre Wohnung übergeben und ich nehme ihre Dinge in die Hand und bin wieder sehr mit meiner lieben Frau verbunden..


    Ich weiß nicht ob ich sagen soll ..leider..(wegen Platzbedarf) ..oder ..zum Glück..quillt meine kleine Wohnung über vor Sachen und Deko aus ihrer Wohnung ?!


    Ich weiß nur das ich sehr an allem von ihr hänge und es schwer fällt etwas wegzuwerfen..aber das kennst Du ja auch..wie wohl alle hier.


    Sei auch ganz lieb gedrückt und bleibe auch mutig .. so wie ich es auch versuche.


    Liebe Grüße


    Deti

  • Hallo mein Engel,

    hier kommt wieder ein Brief an dich...

    ich hab heute morgen mal wieder die Entspannungsmusik an, die ich für dich/für uns/ die Tage im Hospiz oft spielte. Ich hoffe so sehr, das es dir gefallen hat und den Übergang etwas erleichtert hat...

    Ich hab es ja jetzt bei mir auch wieder etwas wohnlicher mit viel Deko aus deiner Wohnung, habe paar von deinen Schals und Seidentüchern einfach im Flur an die Tür gehängt und so bist du immer bei mir...

    Heute kommt Christian und wir versuchen mal wieder paar Songs zu spielen, mal sehen wie es wird. Weißt du noch als wir deinen 60. gefeiert haben, das war schön, aber ich glaube, da hast du auch schon so eine Vorahnung gehabt, das der Hautkrebs nicht das letzte Übel war ...oder?

    Ich hab morgen endlich ein Einzelgespräch , das kann ich auch gut gebrauchen, denn es wird nicht besser mit dem Vermissen, eher jetzt sogar schlimmer wo ich so langsam zur Ruhe komme. Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt so gut ist, wenn ich so an dir festhalte...vielleicht kannst du dann gar nicht in Frieden gehen...

    Ich weiß auch nicht was richtig oder falsch ist..hierfür gibt es ja keine Gebrauchanweisung...aber ich kann nicht anders, ich muß vieles von dir um mich haben damit ich irgendwie weiterleben kann..

    Und ich versuche so zu leben, das ich nach vorn schaue... denn da bist du, meine lieber Schatz , ja hinter der Brücke und wartest lächelnd auf mich. Du hast den Vorteil, das du es schon geschafft hast und ich mich erst noch bis dahin durchquälen muß.. und ob ich das dann auch so gut hinbekomme wie du, das wage ich zu bezweifeln. Gestern noch habe ich gedacht, was solls..wenn ich auch irgendeine ..endgültige..Diagnose bekäme, würde ich es hinnehmen und bald bei dir sein. Dann hatte ich wieder mal meine nächtlichen Atembeschwerden und habe gemerkt, das ich doch noch sehr am Leben hänge und gleich doch wieder meine Mittelchen geschluckt...ist gar nicht so einfach, einfach aufzugeben...

    Aber eigentlich will ich das ja auch gar nicht..eigentlich habe ich von dir gelernt, wie wertvoll und schön dieses Geschenk des Lebens ist. Ich versuche weiterzumachen..aber ich brauche Deine Hilfe. Komm ab und zu mal vorbei und sei neben mir.. ich werde es sicher fühlen und dann wird es wieder leichter für mich...

    Ich liebe dich und.. wir sehen uns ...

  • Lieber Deti,


    ich habe gerade gelesen daß Du Ulli's Wohnung räumen musstest. Das musste ich auch mit Andi's Wohnung machen.

    Diese ist nun fast komplett leer. Merkwürdigerweise kamen mir die Räume nun (leer) kleiner vor als vorher mit den Möbeln drin. Vielleicht weil nun auch das ganze gemeinsame Leben "weg" ist?


    Das Ausräumen war sehr schmerzvoll und, ähnlich wie Du, habe ich viele Kartons und Taschen zu mir in meine Wohnung (und Keller) mitgenommen. Ich weiß nicht, wann ich bereit sein werde, das alles mal durchzusehen und irgendwie bei mir zu integrieren.


    Deine Worte an Ulli fand ich sehr berührend. Ich bin auch überzeugt, unsere Liebsten warten auf uns. Ich beschäftige mich momentan viel damit, und in einem kann ich Dir - glaube ich - die Bedenken nehmen. Du hältst Ulli nicht "fest" oder hinderst sie an ihrem Frieden, wenn Du so an die denkst. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, nehmen die Verstorbenen sehr, sehr gerne an unserem Leben teil und haben mehr als genug "Kapazitäten" dafür🌸


    Liebe Grüße

    Nora

  • Liebe Nora,,

    dankeschön..das hast du sehr schön beschrieben..das unsere Liebsten gern an unserem Leben teilnehmen .. das nimmt mir Zweifel und gibt mir auch mehr Mut.


    Bei mir ist es so, das ich die ganzen Jahre meine kleine Wohnung nur als...Nebenwohnung/Ausweichwohnung genutzt habe und weil ich für meine behinderte Schwester auch eine Anlaufstelle gebraucht habe..(aber das ist noch mal eine andere Geschichte). Die meißte Zeit war ich eh bei Ulli..aber jetzt habe ich nur die kleine eigene Bude und muß es mir einigermaßen wohnlich machen bis ich die Kraft habe zu einem weiteren Umzug nach der Räumung von Ullis Wohnung.

    Aber es ist schon ganz OK so wie es ist...räumlich.


    Ich wünsche dir das Du auch weiterhin mit immer mehr Mut und Kraft in die Zukunft vorankommst und ich wünsche uns allen, das wir mit Zuversicht nach vorn schauen können und mit Dankbarkeit in die Vergangenheit..


    Danke für deine Unterstützung.


    Liebe Grüße


    Deti

  • Lieber Deti,


    es war bei uns ähnlich. Als wir uns kennenlernten, hatte ich meine kleine, sehr günstige Mietwohnung und er wohnte in einer größeren Genossenschaftswohnung (ebenfalls günstig).


    Bei ihm einziehen hätte für mich bedeutet, täglich 90 min in die Arbeit pendeln zu müssen.

    So haben wir all die Jahre komplett die Wochenenden (Freitag Abend bis Montag früh) und allermeistens zusätzlich den Mittwoch Abend zusammen in seiner Wohnung verbracht, so hatte ich den langen Arbeitsweg nur 2 mal pro Woche.


    Seine Wohnung war ja größer und schöner und später hatten wir auch unsere gemeinsamen Katzen in seiner Wohnung. So war es für mich ok daß wir uns zu 99% nur in seiner Wohnung sahen - meine kleine Wohnung war für mich, ähnlich wie Du es beschrieben hast, auch nur die "Nebenwohnung".

    Zuhause fühlte ich mich bei ihm.


    Wir fanden es dann irgendwann sogar sehr angenehm, nicht zusammen zu wohnen. So haben wir uns immer sehr auf Mittwoch Abend oder auf die Wochenenden aufeinander gefreut - und an den anderen 3 Abenden pro Woche hatte jeder seinen Freiraum für die eigenen Hobbys.

    Zusätzlich waren wir beide weniger gestresst weil wir beide kurze Arbeitswege hatten.


    Trotz Bitten und Betteln war es dann nach seinem Tod nicht möglich, seine Wohnung übernehmen zu dürfen. Die Genossenschaft ist da sehr streng, nur an Leute auf der Warteliste oder an die Ehefrau des Verstorbenen (wir waren nicht verheiratet).

    So blieb nur das erzwungene, schmerzhafte Ausräumen innerhalb von 3 Monaten.


    Ich muss jetzt hinterher leider sagen, wir haben eben viel in den Tag reingelebt und für nichts vorgesorgt. Der Tod, das Sterben war für uns noch sooo weit weg und gar kein Thema (er ist 52 geworden, ich bin 47).

    Seine Mutter ist 80 und irgendwann einmal hätte er die Hälfte von ihrem Haus geerbt (es gibt noch einen Bruder). Wenn überhaupt, haben wir vielleicht mal den Gedanken gestreift - mal schauen ob er dann das Haus übernimmt oder seinen Anteil ausbezahlt bekommt... vielleicht dann mit dem Erbe eine Eigentumswohnung anzahlen oder was auch immer... vielleicht ist zu dem Zeitpunkt auch die Rente schon in Sichtweite und der Arbeitsweg nicht mehr so wichtig...


    Ich hadere jetzt doch manchmal sehr mit der Vergangenheit.

    Vielleicht hätten wir doch irgendwann die Beine in die Hand nehmen und uns irgendwo "in der Mitte" zwischen unseren Arbeitsplätzen ein gemeinsames Zuhause aufbauen sollen. Auch wenn es uns beide unterm Strich mehr Zeit für den Arbeitsweg und Geld für die Miete gekostet hätte...


    Da hätte ich dann weiter wohnen bleiben können, hätte mich nicht von so Vielem trennen müssen...hätte weiterhin wenigstens unser gemeinsames Zuhause gehabt nachdem er von mir weggerissen wurde...


    Das Ausräumen seiner Wohnung tat jetzt einfach nur irre weh. Das gemeinsame Leben dort ist nun einfach komplett ausgelöscht.


    Ich lebe jetzt mit unseren 2 Katzen auf 35 Quadratmetern. Zum Glück (!!) kommen die Miezen bestens damit klar, das war/ist erstmal das Wichtigste. Aber natürlich - es ist ein bisschen grenzwertig.

    Eng, weil ich so viele seiner Sachen mitgenommen und noch nicht richtig integriert habe. Unpraktisch, weil ich Wohn- und Schlafraum in einem habe. Da muss quasi immer ALLES halbwegs aufgeräumt sein wenn mal Besuch kommt...

    Und ich muss zugeben: nachdem es nur meine "Nebenwohnung" war, habe ich mich nicht so um Reparaturen gekümmert bzw. alles mögliche aufgeschoben. Das fällt mir halt leider jetzt vor die Füße.


    Ach ja:( Hinterher weiß man alles besser.

    Aber wir waren eben beide glücklich mit unserem Leben mit den getrennten Wohnungen, auch wenn es vielleicht etwas unkonventionell war.

    Wir haben einfach nicht daran gedacht daß etwas so Schlimmes passieren könnte;(


    Sorry lieber Deti, jetzt merke ich gerade daß ich in Deinem Herzenshaus so viel über mein eigenes Seelenleben geschrieben habe. Das ist jetzt so aus mir rausgesprudelt. Ich hoffe es ist ok🌸


    Liebe Grüße

    Nora

  • Liebe Nora

    das ist doch völlig in Ordnung das Du hier schreibst, dir deine Gedanken und deine Trauer irgendwie in Worte fassen kannst. Ich bin hier auch mit dem ..Herzenshaus..noch nicht so ganz klar, hier kann gern jede/r seine Gedanken teilen, so können wir uns gegenseitig stützen...


    Du sprichst mir mit deiner Schilderung aus der Seele, bzw. war es bei uns so ähnlich. Auch ich habe die meißte Zeit in Ulrikes Wohnung mit verbracht und habe meine kleine Wohnung in den Jahren auch vernachlässigt, zudem hatte Ulrike/hatten wir/ auch einen Wohnwagen mit festem Stellplatz an einem See in der Nähe. So gab es für mich keinen großen Bedarf, meine Wohnung nun so besonders auszustatten usw. ..

    Aber, du sagst es treffend, wir könnten so viele .. hätte, wenn und aber anbringen...die gemeinsame Zeit mit unseren Liebsten war sicher so intensiv, das wir an ein so grausames und schnelles Ende gar nicht gedacht haben.


    Es ist schön, das sich deine beiden Katzen so gut eingelebt haben und sich wohlfühlen. das tut dir sicher sehr gut. Ulrike hatte viele Jahre 3 Katzen, die dann allerdings alle nach und nach verstorben sind. Nach einem Jahr ohne hatte sie sich dann doch noch mal eine ganz liebe..eine Elisa..aus dem Tierheim nach Hause genommen, es war liebe auf den ersten Blick. Als Ulli dann vor 1,5 Jahren wieder den Brustkrebs bekam hatt einer ihrer Söhne Elisa zu sich genommen, das war schon sehr schwer für Ulli, aber sie meinte, es wäre besser wegen Infektionsgefahr ...


    Es ist total doof das Du die Wohnung nicht übernehmen konntest, leider kennen die auch nur ihre Bestimmungen..aber leider ist es so.. Ich hab auch Probleme mit Ullis Konto bei der Sparkasse weil wir kein gemeinsames Konto hatten und es leider in der Zeit mit Untersuchungen und Operationen und alternativen Krebsbehandlungen usw. verblieben ist, eine Bankvollmacht zu erteilen. Eine Vorsorgevollmacht die über den Tod hinaus gültig ist haben sie nicht oder nur widerwillig anerkannt. Wir, ihre Kinder und ich , warten immer noch auf einen beantragten Erbschein...


    Liebe Nora, wir haben halt unsere Liebsten innig geliebt und haben wunderschöne Momente gehabt und haben einfach nicht an daran denken können/wollen/müssen, das der oder die eine oder andere ja ..übrig bleibt und alles wuppen muss..


    Ich hoffe Du kommst irgendwie weiter mutig in die Zukunft...irgendwie bleibt uns ja nichts anderes übrig.


    Liebe Grüße ..und danke für deine Anteilnahme.

    Detlef

  • Lieber Deti,


    das kann ich mir gut vorstellen daß es Ulli sehr schwer gefallen ist, Katze Elisa wegzugeben. Aber wenigstens blieb sie in der Familie🩵

    Manchmal muss man leider sehr schwierige, schmerzende Entscheidungen treffen, wenn es um die eigene Gesundheit oder das Wohl eines Tieres geht:(


    Ja, so ist es: wie haben eben das Leben mit unseren Liebsten mit Freude GELEBT und dabei nie an das Schlimmste gedacht. Es war perfekt, so wie es war - auch wenn wir uns eben nicht auf alle schlimmen Eventualitäten genügend vorbereitet haben.


    Ich wünsche Dir sehr daß Du die Probleme mit der Sparkasse auflösen kannst. Ein gemeinsames Konto hatten wir auch nicht. Ich bin zwar nicht die Erbin, bekomme aber über seine Mutter mit wie kompliziert das alles ist. Er hatte ein Online-Konto, kein Mensch kann darauf zugreifen und niemand (auch ich nicht) weiß wieviel Geld überhaupt drauf liegt.

    Trotzdem muss irgendeine Behörde (Finanzamt oder Nachlassgericht??) unbedingt sofort den Kontostand wissen um die Steuern berechnen zu können oder so...


    Schlimm, womit man sich trotz der ganzen Trauer und Verzweiflung herumschlagen muss.


    Ich wünsche Dir auch von Herzen Mut und Zuversicht für die Zukunft🌸


    Liebe Grüße

    Nora

  • Liebe Nora,

    ja, es ist wirklich schlimm, das wir in dieser tiefen Trauer immer auch noch so viele andere Dinge damit zu erledigen haben.


    An manchen Tagen komme ich einigermaßen gut klar..ich rede manchmal mit ihr..dann sage ich z B....ach, Schatz, gib mir doch mal bitte eben einen Tip wo diese Tasche ist, die ich jetzt suche oder wenn ich irgendetwas verlegt habe..und 2 x war es so, das ich das dann auch schnell gefunden habe...


    Vor ein paar Tagen habe ich angefangen, ein Regal zu dekorieren..Ich hatte eine kleine Lampe und irgendwie hatte ich auf einmal einen Stapel Bücher im Blick und..bekam..die Eingebung das irgendwie zusammenzubringen..wohl weil Ulli kaum an einem Buch vorbeigehen konnte. In ihrer Wohnung waren bestimmt 400-500 Bücher, Schränke und Regale voll. So nahm ich diesen Stapel, meißt kleinere Bücher, und drapierte sie um die Lampe herum. Ein Notenbuch vom Elias, was sie/wir gern gesungen haben, ein Buch mit einem Herzen im Titel und einige andere kleine. Ganz zum Schluss hatte ich noch ein kleines Büchlein in der Hand mit dem Rücken nach oben...als ich es umdrehte, war es ein kleines Namensbuch mit dem Titel..Ulrike.. wo auch immer sie es her hatte, kann sein das ich es ihr mal geschenkt habe oder keine Ahnung.. Da liefen mir wieder die Tränen und vielleicht war das Zufall aber vielleicht auch nicht...


    Vielleicht hats Du ja auch die eine oder andere Begebenheit, die dir wieder eine ganz besondere Nähe zu deinem Liebsten zeigt und bringt...


    Ich weiß, es ist sehr sehr grausam, was uns ..angetan..wurde..und ich bin so manchen Tag in meinen Grundfesten eines einigermaßen gläubigen Menschen erschüttert..aber irgendetwas muss es geben, das dem ganzen traurigen einen Sinn oder so etwas gibt...


    Ganz liebe Grüße..und ich hoffe ich nerve nicht wenn ich so viel schreibe..es ist an manchen Tagen die einzige ..sinnvolle... Beschäftigung sich hier mit Menschen auszutauschen, denen man sich öffnen darf. Leider fragen kaum Freunde oder Bekannte wie es geht oder setzen sich einfach mal zu einem ...still...damit man diese Scheisseinsamkeit irgendwie überwinden könnte..sorry..


    Hab gelesen, das Du in einem Trauercafe gewesen bist....das ist ein schöner, mutiger Schritt gewesen......