Kleines Update der letzten Tage ...
Meine Mieterin liegt immer noch im Krankenhaus und kämpft mit ihren Blutwerten und einem noch unentdeckten Entzündungsherd.
Immerhin hat sich mich heute zum ersten Mal angerufen, ich habe mich riesig gefreut, weil mir das das Gefühl vermittelt, dass es aufwärts geht, auch wenn sie noch sehr schwach ist.
Außerdem werde ich langsam paranoid.
Am Dienstag passe ich am Nachmittag auf den Hund einer Bekannten auf, während sie ihrer Arbeit nachgeht. Ich habe ihre Telefonnummer, aber ich habe sie nach der Telefonnummer ihrer Tochter gefragt, damit ich jemanden erreichen kann, falls ihr etwas zustößt.
Lauter solche Gedanken mache ich mir.
Früher hätte ich an so etwas überhaupt nicht erst gedacht, weil was soll denn schon passieren?
Es ist nicht normal. dass ich jetzt schon zweimal einfach liegen geblieben bin, als es keinen Grund für mich gab aufzustehen.
Das erste Mal habe ich einfach nur geschlafen und geträumt im dunkeln Zimmer, hie und da stand ich auf weil ich musste, dann schlief ich wieder weiter und hatte intensive Träume und wenn ich wach war habe ich meine Vergangenheit reflektiert, auch die lang vergangene Zeit, als ich Hannes noch nicht kannte.
Es hat mir gut getan, als ich am späten Nachmittag dann aus dem Bett kroch fühlte ich wieder diese Leere in mir.
Beim zweiten Mal in der anderen Woche hielt ich es nicht so lange aus, sondern erwachte tränenüberströmt aus einem Alptraum.
Obwohl daheim verkriechen tatsächlich keine Option für mich ist.
An den anderen Tagen habe ich mir Termine gemacht und das Leben an sich sorgt auch dafür, dass immer etwas zu tun ist.
Das erste Mal in meinem Leben kann ich mir meine Verpflichtungen selbst aussuchen und eigentlich machen was ich will, ohne dass es jemanden betreffen oder interessieren würde.
Mein Verstand erkennt den Vorteil dieser Situation, mein Herz leider nicht.
Und dann ist da noch immer dieser Wesenszug in mir, (ich spreche aus Erfahrung nicht mehr von einem Problem das mit einfachen Verhaltensänderungen gelöst werden könnte) der dieses Leben auf der Erde einfach NICHT WILL.
Dieser Teil von mir kämpft unaufhörlich mit dem Teil in mir, der unbedingt weiterleben will.
Macht die Sache zwar interessant, aber nicht einfacher.
Und da bin ich auch schon bei dem Teil von mir, den sehr viele Menschen einfach nicht verstehen können.
Ich dachte sogar selber immer, dass ich die Einzige wäre, der es so geht, aber tatsächlich gibt es eine ganze Menge solcher Menschen, man erfährt im allgemeinen nur nichts davon, weil es ein unausgesprochenes, ganz großes Tabu ist, das Leben an sich anzuzweifeln.
Daher für Neulesende hier eine Art Disclaimer:
Mir ist durchaus bewusst, dass es für Trauernde, die in dieses Forum kommen ein Schock sein kann, meine Ansichten zu lesen und die Antworten der Meschen, die mich verstehen, aber es ist nun mal meine Gefühlslage, meine Trauer und mein Empfinden, das ich ausdrücke und womit ich Menschen, die das Gleiche erleben wie ich, das Gefühl gebe, dass sie nicht alleine sind mit ihren Empfindungen.
Diejenigen unter euch, die ein unangetastet positives Lebensverständnis haben, trifft die Trauer genauso hart, aber sie haben andere Bewältigungsstrategien und eine andere Art mit diesem Schmerz umzugehen.
Wenn ihr daran interessiert seid, andere Trauerformen zu entdecken seid ihr alle herzlich eingeladen in meinem Thread zu lesen, falls euch meine Äußerungen aber belasten und ihr das Gefühl habt, meine Form der Trauer wäre nicht richtig und das was ihr lest zieht euch zusätzlich runter würde ich euch bitten zu eurem eigenen Wohl davon Abstand zu nehmen euch in mein Geschriebenes zu vertiefen.
Es gibt Threads in denen ihr viel Positives lesen könnt, das euch auf eurem Weg sicherlich besser weiterhilft als die Innenansichten einer Melancholikerin.
Und zuletzt, um etwaigen Spekulationen, den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich bin nicht suizidgefährdet und lebensmüde, ich kämpfe wie alle Trauernden darum wieder in ein Leben zurückzufinden, das für mich lebenswert ist.
Ich habe auch nicht die Hoffnung verloren, dass so etwas prinzipiell möglich ist.
Ich sehe bloß für mich selbst noch kein Licht am Ende des Tunnels, trotz der unglaublich langen Trauerzeit von 3 Jahren.
... ich war schon immer ein bisserl langsamer als andere ...
Wie hat mein Mann heute Abend in einem intimen Zwiegespräch zwischen Diesseits und Jenseits gemutmaßt:
"Gabi, ich weiß, dass du weißt, dass du nicht um mich trauern musst, denn mir gehts richtig gut. Aber ich weiß, du leidest immer noch sehr und das macht mich traurig, denn du trauerst um dich selber"