Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • Liebe Ange

    ICH KANN ES GUT VERSTEHEN, DASS DU KEINE MUSIK HÖREN KANNST, KONNTE ICH AM ANFANG AUCH NOCH NICHT. ICH SPIELE HEUTE DIE MUSIK FÜR ERNST, TEILWEISE ZERREIßT ES MICH AUCH UND WEINE WIE EIN SCHLOSSHUND :13:ABER ER LIEBTE DIE MUSIK UND ICH DENKE JEDESMAL FÜR DICH MEIN TRAUMMANN <3 DANN HÖRE ICH AUCH SOFORT AUF UND LIEGE AUF DER COUCH UND MÖCHTE AM LIEBSTEN STERBEN, ABER ES IST WIE BEI DIR LIEBE ANGE, DENKE DANN AN DIE KINDER.

    DIESES FORUM IST AUCH FÜR MICH WIE EINE ERSATZFAMILIE GEWORDEN UND ICH BIN SEHR FROH HIER ALLES SCHREIBEN ZU DÜRFEN.

    AUF DEM FRIEDHOF GEHE ICH ZWAR FAST TÄGLICH ABER DIE GEDANKEN LASSE ICH NICHT ZU WAS DA UNTEN LIEGT, ICH SEHE ERNST DANN IM HIMMEL IN GEDANKEN :5: DIE SEELE IST IMMER BEI UNS, DORT UNTEN IST DIE HÜLLE.

    DIE GROßE TRAUER IST IMMER DABEI UND SIE WIRD IMMER BLEIBEN. ALLES KANN ICH AUCH NOCH NICHT MACHEN ZUM BEISPIEL VIDEOS SCHAUEN, DAS GEHT GAR NICHT :13:

    ICH BETE AUCH JEDEN TAG AUF EIN ZEICHEN, SIND AUCH SCHON EINIGE GEKOMMEN, GLAUBE ICH ZUMINDEST FEST :5:

    ICH HOFFE FÜR UNS ALLE SEHR, DASS ES EINES TAGES NICHT MEHR SO SCHMERZT, ABER SIE WIRD IMMER BLEIBEN <3

    FÜR MICH IST ES AUCH DAS SCHLIMMSTE WAS ICH IN MEINEM LEBEN ERLEBT HABE UND ERLEBE, HABE SCHON VIEL SCHLIMMES ERLEBT ABER ES IST NICHT MIT UNSEREM TRAUERSEHNSUCHTSSCHMERZ ZU VERGLEICHEN :5::13:

    ICH WÜNSCHE DIR TROTZDEM EINEN EINIGERMAßEN ERTRÄGLICHEN TAG UND EINE LIEBE UMARMUNG :30:

    PETRONELLA

  • Danke Petronella. Es ist schon komisch bei mir, ich zum Beispiel hab paar kurze Videos von meinem Jürgen (Gott sei Dank!) auf meinem Handy, das hüt ich wie meinen größten Schatz. Denn wenn ich die anschau, manchmal auch immer wieder hintereinander, währenddessen bin ich beruhigt.

    Lieber Gruß von mir. Ange

  • Es ist langsam zum verrückt werden. Ich bin doch noch bei Götz, unserem, meinem Jürgen und mir, unser einzigster aber bester Freund, jetzt liegt er oben im Bett, die ganze Zeit, ihm war es heut nachmittag schwindlig mit Erbrechen. Es ist so irre, es kommt mir alles wieder zurück, was ich mit Jürgen erlebte. Ich schreib hier, weil ich sonst niemand habe. Es hört einfach nicht auf, immer neue Sorgen und Ängste. Ist das ein Leben! Nur noch durchhalten, aushalten? Ist wohl so. Nein, er hat keine Durchblutungsstörungen wie mein Jürgen und ja, er ist in ärztlicher Behandlung. Morgen werd ich ihn zu seinem Hausarzt schicken. Wahrscheinlich eine Überanstrengung, aber ich sofort in Alarmbereitschaft, zuviel erlebt die letzten Jahre. War heut den ganzen Tag am Computer. Ich weiss, das Wetter war herrlich, Götz fragte mich heute früh auch, komm, wir gehen eine Runde laufen, danach was trinken im Biergarten nebenan. Er wohnt so herrlich in der Natur, von meiner Pia hat er so eine Lounge für seinen Garten bekommen. Ich hab es vorher immer wieder angeschaut und gedacht, wie schön das aussieht, nur: niemand nutzt es. Das Leid ist einfach hier im Hause. Ich sehe diese Schönheiten aber ich spüre nichts mehr.


    Bei mir bleibt mein Herz kalt, gefühllos, will nur noch meine Ruhe haben. Es ist ein Elend, dieses Leben. Götz ist so ein guter, einfacher, selbstloser Kerl, und trotzdem streit ich mich mit ihm dauernd. Mir tut das leid, aber ich bin es nicht gewöhnt, habe sogar ein Aber davor, dann jemand in den Arm zu nehmen, auf jemand zuzugehen und sagen, komm, lass uns drüber sprechen. Das hab ich niemals gekonnt noch gelernt, sondern immer alles in mich reinfressen und dadurch noch mehr leiden, obwohl ich es anders machen möchte, im Innern.


    Ich glaub, bei meinem Herz, meinem Jürgen, konnt ich es zum Schluss, da war keine Barriere mehr, denn ich liebte und liebe ihn für immer und ewig, und das sind keine Worte, sondern mein Empfinden. Weil ich Vertrauen zu meinem Jürgen habe, unendliches Vertrauen.


    Eure Ange

  • Nein, das ist doch kein Leben mehr, aber Durchhalten, ich hab eine Tochter, der kann ich es nicht antun, wenn ich einfach weg wäre. Auch muß ich dran denken, dann könnt ich meinen Jürgen nicht mehr treffen. Aber ist ist so schwer, dieses Leben auszuhalten. Bin meist neben mir. Aber ich wußte von Anfang an, wenn mal mein Jürgen weg ist, dann gehts nicht mehr, das wußte er. Ich sagte ihm immer, Jürgi, ich kann nicht ohne Dich. Auch wenn er mal weg war, ich fuhr dahin, wo ich wußte, da ist er, nur von weitem, nur wenn ich ihn nur sah, war ich beruhigt. Und jetzt? Ich wollte gar nichts für mich, nur ihn sehen, dann war ich ruhig. Und jetzt? Nichts mehr. Hab Angst vor der Situation, wo ich endlich begreif: Jürgen ist tatsächlich nicht mehr da. Er ist gestorben. Hab sein Bändel an seinem geliebten Fuß gesehen, als er tot war. Ja, Jürgen, Du bist jetzt tot!!

    Abends, wie jetzt, denk ich, hoffentlich ist bald wieder morgen und die nacht vorbei, aber dann? Und so gehts weiter und weiter, Ich hab immer gehofft, ich wäre alt genug, wenn mein Jürgen nicht mehr da ist, dann muss ich nimmer so lange warten, bis ich weg bin, aber jetzt: ich bin leider noch nicht so alt, daß ich aufs sterben warten kann. aber man weiss ja nicht, vielleicht macht mein herz nicht mehr mit, aber für meine tochter hoff ich das nicht, für sie will ich noch durchhalten!


    Diese Wochenenden sind am schlimmsten. Ich brauch den Alltag, daß ich hör, wie die Autos fahren, diese Lebendigkeit. Dann wieder warten auf den Abend, dann wieder warten auf den nächsten Tag. Es ist Irrsinn, Es ist so was von Hoffnungslosigkeit, denn worauf? Er ist mein Leben, seit ich ihn kannte, war ich daheim, war mein Halt, meine einzigste Liebe, meine Ruhepol, meine Heimat. Wie soll das ein Mensch bitte aushalten?

    Ange

  • Liebe Ange,


    ja ich kann mich in Dich gut hineinversetzen....bei mir ist es morgens jeden Tag die Hölle und das seit dem 14.Mai 2019, als ich mir zum ersten mal bewusst wurde, dass Dorit höchstwahrscheinlich nicht überleben wurde, obwohl noch so etwas wie ein Funken Hoffnung da war, als sie noch auf der ITS lag.


    Bei mir war es der grausame Anblick der Urne und von da ab war klar, dass meine Dorit irdisch nie wieder als Mensch zurückkehren würde und ich bin jemand, der nie etwas verloren geben kann und sich da manchmal die verrücktesten Dinge zusammenspinnt und ja die Wiederherstellung anhand DNA ist nicht ausgeschlossen, also habe ich soviel wie möglich DNA von Dorit gesammelt und in einen Karton gesteckt und das hat mich etwas beruhigt.


    Trotzdem sind die Morgen im ersten Trauerjahr schlimmer und schlimmer geworden, mit der Gewissheit in einen neuen Tag der Kälte der Einsamkeit mit dem Wissen um Dorits Körpertod. Ich habe bis August noch versucht, meine Arbeit im Aussendienst zu machen, aber die nervlich nachlassende Konzentration und das Überkommen der tiefen Trauer selbst beim Kundeneinsatz haben dann ab September den Schlussstrich gezogen, sodass ich nur noch mit der sehr problematischen Pflege meines jetzt 93jährigen Vaters manchmal weit überfordert bin.


    Es ist buchstäblich ausser der Traumatherapeutin und dem Leiter des Trauerzentrums, bei denen ich selten nur mal eine Stunde mich aussprechen kann, niemand da ausser hier natürlich im Forum, wo man Trost in der Trauer bekommt.


    Das Dasein ist ein Zurücklehnen und Erinnern an schöne Momente mit Dorit, und dann kommt plötzlich der Aufschrei: Sie ist tot und da ist es wieder da das Bild von ihrem toten Gesicht und der Aufschrei geht über in eine Art Schockstarre......irgendwann geht man raus spazieren und hat Dorits Stimme vom Diktiergerät im Ohr, was wenigstens ein Gefühl von Dorits Anwesenheit verschafft und ich unterhalte mich sogar mit ihr und da ist es mir völlig egal, ob Wegpassanten das mitbekommen und sich wundern, ich lebe beinahe abgeschottet von anderen Menschen, obwohl sie da sind.


    Und abends da sorge ich dafür, in den Schlaf zu kommen und wenn ich nachts schweissgebadet aufwache mit den Schreckensbildern wieder, da nehme ich die zweite Runde Einschlafunterstützung und schlafe sogar bis 7 Uhr durch, aber dann kommt wieder die Hölle des Aufstehens und der Kreislauf geht von vorn los.


    Wielange noch, das frage auch ich mich.......Nachsterben oder Abkürzen das erfordert viel Entschluss und Mut, dazu bin ich jetzt immer noch nicht fähig und bereit, und jedesmal muss ich bei den Therapeuten dafür unterschreiben

    Übermorgen beim Psychiater da erinnere ich mich an die letzte 0-8-15 Behandlung und das wird wieder so sein, dasss man sich ausspricht, die Palliativspritze bekomme ich noch nicht und so gehe ich raus mit dem Zettel für den neuen Termin...


    Du siehst, es geht mir kaum besser, Dorit sie lebt in der geistigen Welt und dort muss mein Weg mich bald hinführen...

    Matthias an einem traurigen Sonntag

  • Ich hoff nur, daß auch jemand bei mir gedanklich ist, aber bestimmt mein Jürgen, denn heut gings mir nicht gut. Plötzlich sah ich heut mittag wie Kristalle aus rundem Bogen, auch bei geschlossenen Augen, die wurden immer mehr, hab dann Blutdrucktablette genommen, halbe Opipramol und bittete Jürgen, bitte hilf mir. Nach ca. viertel Stunde war es weg, ich legte mich gleich hin und kühlte meinen Kopf. Morgen wohl Augenarzt und anderer Arzt.

    Ange

  • Liebe Ange

    Du bist nicht alleine, natürlich sind wir in Gedanken bei dir. Lasse das morgen von einem guten Arzt abklären die Kristalle in deinen Augen. Bluthochdruck muss eingestellt werden. Mein Schatzi hatte da auch schwer mit zu kämpfen. Opipramol nehme ich auch wenn nichts anderes mehr hilft. Es ist nichts mehr einfach, ich weiß wie du dich fühlst, es geht mir nicht anders.

    Liebe Grüße und gute Besserung petronella

  • Liebe Ange,


    bin nur kurz im Forum, da ich gesehen habe, dass bei DIR ein besonderer Tag ist.


    Der 7. eines Monates.


    Heute sind es 9 Monate her, dass DICH dein geliebter Jürgen verlassen musste.


    Er wird am heutigen Tag DIR besonders nahe sein.


    Ich sende keine Worte des Trostes, aber aus tiefstem Herzen, werde ich EUCH gedanklich begleiten.


    Sende DIR für diesen Tag alle Kraft der Welt.


    Allerliebste Grüße,

    Uwe.

  • Danke Euch so sehr!! Mir kommen zwar die Tränen, aber jetzt fällt es mir schon leichter, weil IHR an mich denkt und das werd ich spüren. Und vor allem I H N


    Eure Ange ( es ist so schön, wenn ihr an mich denkt, ich bin ja so was nicht gewöhnt)