Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • An Alle:


    Überall wo man hinhört, hinsieht, fast nur noch negative Nachrichten, egal, wo.... Und dann noch unser trauerndes Herz, unsre Seele. Nicht gut.


    Aber ich wollt Euch mal was positives erzählen:


    Bin ja täglich bei meiner Mutter (dann komm ich endlich raus u. auf andere Gedanken). Wenn ich dann die Haustür bei ihr aufmach und Hallo sag: dann kommt die Hündin von meiner Pia jedesmal zu mir hergerannt, freut sich wie irre, nimmt meine Hand in ihr Maul (sie ist eine Mischung aus Schäferhund und Dobermann, also schon ganz schön relativ riskante Rasse), es ist so herrlich, wie sie mich begrüsst, mir geht da das Herz auf, sie ist so herrlich unbedarft, unbekümmert und voll Freude, wenn ich komm. Dann plötzlich vergess ich kurz allen Kummer und ich spinn wirklich so richtig mit ihr rum, knuddel sie, spring umher mit ihr, weil ich mich einfach so freu, wenn ich sie seh!!! Da fang ich als sogar wieder laut zu singen an, vor lauter Übermut, und das hab ich bei meinem Jürgen oft gemacht (obwohl er das nicht so mochte, er sagte als: furchtbar, Ange, aber manchmal, wenn ich leiser sang, gefiel ihm es sogar) Bis meine Mutter schimpft und meint: meine Güte, ihr zwei Verrückten!


    Dieses kurze Intermezzo hab ich mir grad vorhin wieder ins Bewußtsein gerufen, als ich unseren Götz so auf seinem Sessel sah, mit seinem wirklich hartem Schicksel, denn eine Sehkraft plötzlich auf 10 Prozent, das ist eine Härte! (dann noch damals die Krebsdiagnose, wo er immer wieder eine Immuntherapie bekommt, aber alles gut grad) und als ich ihn so dasitzen sah, ich hab zwar Essen hauptsächlich für ihn gemacht, schenk ihm als einen guten Wein ein, zünd seinen Holzofen an und such für ihn ein für ihn geeignetes TV-Programm aus, damit er sich einfach ein bisschen gut fühlen kann, auch immer eine Schale mit Knabberzeug bei seinem Platz. Aber mei, ich kann ihm doch sonst überhaupt nicht helfen, außer ich fahr ihn als ins Büro, mach Botengänge oder andre Termine für ihn, was er so nicht mehr kann. Auch hab ich das im " Jemen" in den Nachrichten verfolgt und dachte mir: meine Güte, ich hab zu essen, zu trinken, ein Dach überm Kopf, woanders verhungern Menschen, vor allem Kinder, vor Augen der andern und können nicht helfen....


    Auch wenn ich mal wieder eine eigene Wohnung habe, ich werd trotzdem nach Götz schauen und werd ab freitags immer bei ihm sein, nach ihm schauen, Wocheneinkäufe machen, Wäsche, vor allem, daß er nicht so allein ist.


    Jetzt bin ich wieder abgeschweift, aber mein Kopf ist so voll mit so vielem und ich hab auch niemand, mit dem ich reden kann.


    Auf jeden Fall:


    solche Momente, wie ich bei Mia (so heisst die Hündin meiner Tochter) empfinde, solche kurze Glücksmomente, wo sich unsre dermaßen gequälten Seelen ein bisschen erholen können, genau das wünsche ich allen Menschen, die leiden!


    Eure Ange, und dies aus vollstem Herzen <3 (mit meinem Jürgen, der immer an meiner Seite ist)

  • solche Momente, wie ich bei Mia (so heisst die Hündin meiner Tochter) empfinde, solche kurze Glücksmomente, wo sich unsre dermaßen gequälten Seelen ein bisschen erholen können, genau das wünsche ich allen Menschen, die leiden!

    Ein wundervoller Wunsch <3

    Ich freu mich, dass du einen freudvollen Moment erleben durftest.

  • Liebe Ange, die Hoffnung gibt

    Du und Mia, ich habe das Bild im Kopf.

    Wie wenig es braucht für einen wärmenden Moment, der Dich dankbar sein lässt. So lieb, dass Du es mit uns teilst, Danke dafür. Und aus dem wenigen machst Du viel, um es Götz besser gehen zu lassen. Du bist wahrhaft Mensch.

    Ich habe mit Dir kein Verständnis für diese Querdenker. Aber das ist für mich auch einfach, Corona konnte mich nicht noch einsamer machen.

    Für heute wünsche ich Dir lichte Momente, die Dich wärmen.

    Pass gut auf Dich auf.

    Liebe Grüße

    Sommermond

  • Es ist als so furchtbar haltlos, so unendlich hoffnungslos. Was soll ich noch hier? Für meine Tochter bleib ich da, ja, auf jeden Fall. Aber sonst? Ich mag bald nimmer, kann kaum noch. Das ist doch kein Leben mehr, egal was das Medium sagt. Sonst sagt ja niemand was mehr zu mir. Ich hab schon angefangen, mit mir selbst zu reden, ich merk das, aber auch das ist mir egal geworden. Ich bin auch als so unruhig, versuch, Serien anzuschauen, nicht mal das mehr reicht mir, bin wirklich fast am ausrasten, aber will keinen Blödsinn machen. Nur immer für andere da sein, warum? Hab doch selbst keine Kraft mehr, die war zu Ende, als mein Jürgen ging. Komm morgens kaum mehr hoch, aber ja, morgen geh ich mit Göetz zu meiner Mutter, dann ist wieder eine Zeit geschafft. Aber wozu das alles??? Nirgendwo mehr was positives! Ich war so stark, mein Leben lang. Aber jetzt denk ich tagsüber, ja, abends, dann kann ich Schorle trinken, das beruhigt, wenns net hilft, dann nehm ich Opripamol, so gehts grad weiter, Tag für Tag, dann noch diese ganzen Gliederschmerzen, wo ich kaum gehen kann, hatt ich früher kaum. Meine Sachen sind entweder im Auto oder bei Götz im Bad in einem Müllsack. Wasch grad die Wäsche, hab vorher gekocht für ihn, ich selbst brauch nichts mehr, will nichts mehr. Heut kann ich mich nicht mal ablenken mit diesen Serien. Einfach kaputt, so fühl ich mich. Mein Jürgen hat mir so sehr viel Stärke gegeben, jetzt ist er nicht mehr da. Er ist weg! Hab wie immer Angst vor dem Schlaf, fast immer Albträume. Die machen mir Angst, aber sprechen kann ich mit niemand, mit wem auch? Götz ist am Boden, meine Pia hat genug Stress und meine Mutter kann und darf ich nicht belasten. Deshalb ja hier!!! Ich hab abends oft kaum Kraft, mich umzuziehen, schlaf dann auf der Couch meist so, wie ich am Tag war, Haare waschen oder oder Duschen: Keine Frage. Aber wasch mich wenigstens am Waschbecken, was nötig ist, mehr geht nicht. Es ist so leicht, morgens auf dieser alten -Couch aufzustehen und man muss sich nicht groß anziehen., Das ist mein Leben. Ja. Das ist mmeine Realität und ich bewundere, wie andre damit besser umehen können. Ich schäm mich nicht mal mehr, das hier so zu schreiben.


    Eure Ange

  • Liebe Ange,

    ja, dass Leben ist manchmal unerträglich.

    Es ist so schwer nach einem solchen Verlust weiter zu machen. Irgendjemand hat einmal zu mir gesagt: "Wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt der Tag ".Es wird nicht so bleiben . Kleine Lichtmomente werden zurückkehren und Dir Kraft zum Weitergehen geben. Ich weiß, dass Du es im Moment nicht erhoffen kannst. Darum hoffe und bitte ich für Dich.

    Ich umarme Dich warm und fest.

    Sommermond

  • Ach.... Liebe Ange...

    Auch ich ertappe mich immer wieder mal Abends,wenn i mich ins Bett quäle, dass ich noch mein Schlafleiberl von letzter Nacht trage...:4:

    Irgendwie Versuch ich Punkte am Kalender zu machen damit ich weiß wann ich geduscht habe....

    Zeit und Tage spielen keine große Rolle mehr seit mein Niko nicht mehr nach Hause kommt....

    Nur Samstag Nacht mit dem darauf folgenden grausame Sonntag .... meine persönliche Hölle, ein grausames verstärktes Auftreten meines Säbelzahntigers.....

    Das Leben das keiner von uns wollte....

    Sanft umarm ich dich

    Tamara

  • Ich schäm mich nicht mal mehr, das hier so zu schreiben.

    Liebe Ange,

    wozu auch?

    Uwe würde sagen: Wir sind frei - wir trauern.


    Hier braucht man sich wirklich für (fast) nichts zu schämen.

    Nur Intoleranz, Boshaftigkeiten etc...

    Im Gegenteil - ich finde uns mit unseren Trauer-Ticks bei Vielem bedeutend origineller als die meisten Nicht-Trauernden,

    z.B. bei der Körperpflege sind wir meist nicht hysterisch und schonen die Umwelt, bei der Kalenderführung sind wir

    großzügig, beim Putzen meist nicht pedantisch, unsere Essverhalten ist experimentell und unsere Gegenstände und Einrichtung

    behandeln wir meist pfleglich, tauschen sie nicht sinnlos aus, daher ist es ressourcenschonend... etc...


    Entschuldige, das herumgealbere, im Ernst, liebe Ange, bitte setzt Dich nicht wegen solcher Gedanken auch noch unter Druck.

    Du leistest sehr, sehr viel. In einer Situation in der eigentlich Du einen Freund oder Freundin bräuchtest, die

    Dich unterstützt schaffst Du es auch noch Euren Freund Götz zu unterstützen. Davor habe ich tiefsten Respekt.

    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

  • Im Gegenteil - ich finde uns mit unseren Trauer-Ticks bei Vielem bedeutend origineller als die meisten Nicht-Trauernden,

    z.B. bei der Körperpflege sind wir meist nicht hysterisch und schonen die Umwelt, bei der Kalenderführung sind wir

    großzügig, beim Putzen meist nicht pedantisch, unsere Essverhalten ist experimentell und unsere Gegenstände und Einrichtung

    behandeln wir meist pfleglich, tauschen sie nicht sinnlos aus, daher ist es ressourcenschonend... etc...


    Liebe Tereschkowa, liebe Ange,


    das ist sowas von richtig, und ich bin voll mit dabei. Habe es allerdings noch nicht so humorvoll betrachtet, sondern eher gedacht wie Ange. Aber ab sofort denke ich wie Du, liebe Tereschkowa. Denn das ist einfach nur :28: . Hab Dank dafür.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Ich hab zum Glück meinen Humor noch nicht verloren, so find ich diese Trauerticks richtig gut und werds sie einfach von der lustigen Seite ansehen.;)


    (Jetzt geht es auch noch Schwester von Götz gesundheitlich sehr schlecht, wohnt in Tübingen, da fahr ich als Götz hin, hab auch schon für sie eingekauft, jetzt wird mein kleines gelbes Auto noch mehr gebraucht!, aber ich machs sehr gern, schon immer, wenn ich helfen kann, dann freu ich mich. Und eine Bekannte hat sich gemeldet, ist grad in einer psachiatrischen Klinik und hälts dort fast nicht mehr aus, ich werd sie besuchen, sobald ich dorthin darf. Also irgendwie wirds grad immer mehr an Menschen, die Hilfe brauchen. Aber es stimmt, ich hätt schon gern eine Freundin, die auch mich mal auffängt und etwas Halt gibt, aber ich hab doch Euch, das hilft mir auch!


    Ange:|