Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • Danke, liebe Sommermond. Ja, ich war erst beim Hausarzt, aber irgendwie wird alles bei mir so runtergewunken, ach was, die hat doch nichts. Wahrscheinlich, sobald ich mit andern Menschen bin, bin ich richtig gut drauf, sogar lustig und mach meine Späße, wenn ich dann wieder wegfahre, kann vor lauter Tränen kaum den Verkehr sehen. So in etwa, aber sie wollen auch nicht wirklich sehen oder wissen, wies aussieht in mir, sie verdrängen, tut wahrscheinlich denen zu weh, keine Ahnung. Ich denk an eine psychosomatische Kur, das hat mir jetzt mein Hausarzt vorgeschlagen. Kümmern muß ich mich halt darum, ich weiss, aber ich zöger noch, denn die beste Kur ist einfach die: eine hübsche Wohnung zu finden, eine Ecke für meinen Jürgen (auch etwas für meinen Bruder) einzurichten, die Tür hinter mir zu und ich werd aufleben, das fühl ich zumindest. Natürlich werd ich weiterhin z.B. am Wochenende zu Götz gehen, um zu helfen, auch zu meiner Mutter. Aber ich werd auch dann, wenn ich weiss, wo ich wohnen werde, dann kann ich mich auch nach einer Beschäftigung umsehen, aber halt eins nach dem andern, aber es dauert sooo lang, liebe Sommermond und ich werd immer depressiver!


    Uwe hat mir immer gutgetan, jetzt tust Du mir gut. Ange

  • Liebe Ange,


    ich wünsche dir von ganzem, ganzem Herzen, dass es funktioniert und du eine eigene Wohnung findest mit einem Platz, der nur Jürgen gehört und den dir niemand jemals nehmen kann.

    Weißt du, ich denke oft an dich, weil mir die Situation mit Jürgens Grab und seiner Tochter so nahe geht. Weil ich weiß, wie schlimm es ist, wenn es keinen Ort gibt, um dem liebsten, über alles geliebten Menschen zu gedenken, ihm Liebe zu zeigen und an ihn zu erinnern - oder andere Menschen denken, sie haben Anspruch auf diesen Ort und können Regeln und Verbote aufstellen, wie sie lustig sind. Es ist so abartig und böse und mir fällt keine Lösung ein, weil ich auch deine Kraftlosigkeit kenne und verstehe, liebe Ange.


    Was ich manchmal mache und mich manchmal tröstet (- aber Vorsicht, oft macht es mich auch noch trauriger): ich stelle mir ganz genau vor, wie ich ihr Grab gestalten würde, wenn ich alleine entscheiden könnte. Jedes Detail. Welcher Stein, welche Form, welche Farbe, welche Gravur, welche Schrift, welcher Text. Welche Pflanzen würde ich ihr mitbringen oder bei ihr pflanzen. (Sie mochte Basilikum und Zitronenmelisse so gerne, aber geht das an einem Grab? Wahrscheinlich wäre es mir egal und sie würde einfach ihr Basilikum kriegen) Was würde ich hinlegen. Finde ich eine passende Lichterkette, die cool aussieht, aber nicht kitschig ist? (Sie liebte Lichterketten.)

    Ich schreibe mir das manchmal sogar auf, weil ich an guten Tagen den kämpferischen Gedanken habe, dass es irgendwann vielleicht die Möglichkeit gibt, dass ich das alles für H. machen kann. Und vielleicht du ja auch für Jürgen, Ange? Vielleicht ist es für uns nicht das Grab. (In meinen Augen ist das ein Verbrechen, nicht nur an dir und mir, sondern vor allem an Jürgen und H.) Aber wir können uns einen anderen Ort suchen, der nur unseren Lieben und uns gehört. Vielleicht die Ecke in deiner zukünftigen Wohnung, vielleicht auch woanders. (Ich stelle mir für H. immer einen Ort in der Natur vor). Jedenfalls tut es mir manchmal gut, mir das schon jetzt vorzustellen und in Gedanken zu "planen". Vielleicht hilft dir das auch ein kleines bisschen.


    Am besten wäre natürlich, wenn dein Engel seinen Platz an Jürgens Grab findet. Ich hoffe so, dass das klappt.


    Liebe Grüße, Sturm

  • Ich denk an eine psychosomatische Kur, das hat mir jetzt mein Hausarzt vorgeschlagen. Kümmern muß ich mich halt darum, ich weiss, aber ich zöger noch

    Liebe Ange

    Diese psychosomatische Reha würde mir nun auch schon 3!! Mal nahe gelegt...

    Ich lasse mir das am 8 Jänner von meiner Psychiaterin nochmal erklären denn nur die kann den Antrag stellen und es wird ja auch nicht von heute auf morgen ein Platz frei sein....

    Ach die beste Reha wäre doch aufzuwachen..... festzustellen es war nur ein Albtraum... ☹

  • Ja, liebe Sturm, ich weiss, daß Du das gut, sehr gut, nachvollziehen kannst, grad das mit dem Engel und keinen wirklichen Ort zu haben, wo man so so liebevoll schmücken kann, wie man möchte. Aber es stimmt, und darauf freu ich mich irgendwie und hab Hoffnung: Endlich eine eigene Wohnung und dann, dann endlich einen großen Platz für meinen Jürgen und diesen Platz werd ich hegen und pflegen und so gestalten, mit all meiner Liebe zu ihm.

    Dieser Gedanke läßt mich aufleben. Danke Dir. Ange

  • Liebe, Ange,... das kenn ich....mein Hausarzt sagte mir , als ich am dritten Tag, nachdem mein Mann gestorben ist, weinend nach Hilfe bat....es war doch abzusehen, so blind könne selbst ich nicht gewesen sein, und verwies mich seufzend an eine Neurologin , die unter uns gesagt, mich auch nur mit Tabletten volldtopfte, und Erklärungen abgab, ob ich nicht wisse wie viele Menschen sterben, und unter weit schlimmeren Voraussetzungen, und ich solle doch FROH sein, und bla bla...ich ertrug es Tränenüberströmt, und wusste nicht, weiß ich auch heute noch nicht, wohin mit meinem Schmerz...

    Einige Wochen später, rief ich wieder bei meinem Hausarzt an, aufgelöst, schluchzend , erbat abermals um irgendwelche Kontaktdaten,...ich hab noch nie meinen Mann verloren,...ich wusste nicht, was zu tun...

    Er sagte....ich zitiere..." hast du, das Bedürfnis dich umzubringen, dann ruf die Rettung, und sag ihnen das, die kommen dich dann holen und bringen dich in eine psychologische Anstalt "..


    Damit war sein repartwar an Hilfeleistungen, anscheinend vollkommen ausgeschöpft...ich traute mich nicht, die Rettung anzurufen...war sie doch die letzten Wochen, so oft bei uns, ich hätte das nicht ertragen...

    Ich schloss mich also, ein ....und hätte ich damals nicht meinen Sohn gehabt, wehre ich sicher nicht mehr da...soviel zu ...Lappaliesieren .. runterwinken....


    Jetzt hab ich lang geschrieben, ich verschiebe es wenn du möchtest...

    Sei lieb umarmt

    Renate

  • Menschen, die noch nie einen geliebten Menschen verloren haben, haben einfach keine Ahnung.

    Wir müssen wohl alle Theater bei unseren Ärzten spielen, damit man nicht wo hin kommt, wo man

    vielleicht gar nicht hin möchte. Als ich bei meinem damaligen Hausarzt weinte (meine Mutti war vielleicht

    gerade 8 Wochen tot) meinte er. wenn das noch so in einem Jahr wäre, dann wäre es nicht mehr

    normal. Oh, wenn der wüsste. Ab da hab ich nie wieder bei ihm geweint. Ich redete mit ihm ganz normal

    und machte sogar Späße und im Auto heulte ich dann wieder los. Nach einem Jahr ist es bei mir im

    Herzen erst richtig angekommen und das tat weh, höllisch weh. Psychologin taugte auch nichts, sie meinte

    nur: immer reden sie von ihrer Mutter. Wenn nicht bei ihr , wo sonst? Auch da fing ich dann an Theater

    zu spielen, deshalb hat mir die Therapie auch nichts gebracht. Ist denn unsere Welt voll mit Egoisten, die

    keine Ahnung haben, was -Liebe- ist? Die können es natürlich nicht nachvollziehen, was da in uns ab geht.

    Was Trauer bewirken kann. Die wissen aber auch nicht, wie schön die Liebe ist. Sie ist das aller schönste

    Geschenk, das wir hier auf Erden mitbekommen haben. Wer nicht lieben kann, weiß nicht, was Leben

    ist. Eigentlich sind das alle sehr bedauernswerte Menschen. Die gehörten alle in die Psychatrie nicht wir,

    wo um einen geliebten Menschen trauern. Bin ich froh und dankbar, dass ich wieder zu Jesus gefunden habe,

    und nicht mehr auf all die Menschen angewiesen bin. Schlimm, einfach nur schlimm.

    Liebe Renate, hätte dieser Arzt ein Herz in der Brust, hätte er sich mit Dir unterhalten und Du hättest Deinen

    Schmerz raus lassen können, aber so hast Du diesen Schmerz wieder mit nach Hause genommen und Dich

    dabei noch schlechter gefühlt. Was zur Zeit alles so auf der Welt abgeht, da fehlen mir eh die Worte.

    Liebe Renate, bitte pass auf Dich auf. Alles was Du jetzt fühlst ist normal, Das gehört zu der Trauer dazu.

    Lass Dich von diesen Menschen nicht verrückt machen. Schreibe hier alles nieder oder wenn Du Hilfe brauchst,

    vielleicht hast Du ja mehr Glück als ich und Du findest einen verständnisvollen Therapeuten, der eine Ahnung

    von wirklicher Trauer hat. Alles, alles Gute für Dich

    Kornblume

  • Ihr Lieben,

    es tut mir so leid dass ihr solche schrecklichen Arzterfahrungen machen musstet!!!! Renate ich bin entsetzt!!! So einem Arzt gehört die Lizenz entzogen... Der hat seinen Beruf verfehlt... So etwas schockiert mich...

    Bitte kehrt solchen Quacksalbern SOFORT den Rücken und geht um Gottes Willen woanders hin!!!

    Seinem Arzt sollte man vertrauen dürfen und ALLES mit ihm besprechen können... Anscheinend ist das leider nicht die Regel.

    Aber es gibt zum Glück ein paar ganz wenige, die das nicht so handhaben!

    Bisher konnte ich ALLES mit meinem Herzensarzt besprechen - er ist immer für mich da und hat selber seine Mama verloren, er weiß was ich meine... Er war sogar auf der Beerdigung damals mit dabei - welcher Arzt macht sowas... ich bin ihm heute noch von Herzen dankbar.

    Und dabei bin ich "bloß" ein einfaches Kassenpatientchen...


    Ich wünsche euch allen so sehr dass ihr zu (Arzt-)Menschen findet die euch HELFEN und euch nicht noch zusätzlich beschweren und euch weh tun... Passt auf euch auf - ihr ALLE seid wertvoll...

    Seid umarmt

    Mirachen

  • liebe mirachen,

    das ist ein absoluter glücksgriff, eine ausnahme:5:.

    ein hausarzt muss 6 bis 8 kassenpatienten in der stunde "durchschleusen", damit sich der praxisbetrieb trägt.

    da bleibt einfach zu wenig zeit für ein richtiges gespräch. die fallpauschale beträgt nur ca. 15 euro pro quartal

    und patient. wenn ein patient dann mehrmals pro quartal erscheint, hat er schnell ein minusgeschäft.

    ältere hausärze auf dem land arbeiten oft 60 bis 80 h in der woche. das ist heute leider realität.

    liebe grüße

    flora

  • Liebe Flora, ja ich weiß!!!! Und ich schätze das... wahrlich!

    Auch er "schleust" viele Menschen durch und trotzdem hat man nie das Gefühl, eine Nummer zu sein, ein "Fall" der schnell wieder raus muss... Wirklich nicht. Er arbeitet alles in Ruhe "ab" ... und obwohl er noch relativ jung ist, zeigt er eine große Gelassenheit und Zuversicht...

    Unser System stimmt leider in so vielen Bereichen nicht... Das ist schlimm... Der Mensch zählt nicht wirklich... umso mehr ist es wertvoll und segensreich, wenn manche einfach "anders" sind als die Meisten...

  • ja da habt ihr Recht, Mirachen, und Kornblume...im April war das für mich noch, als ob mir diese Ärzte, mit der Faust ins Gesicht geschlagen hätten....ich war hilflos, machtlos, fühlte mich unverstanden, verloren...an diesen Gefühlen hat sich bis heute nichts geändert...das einzige was ich gelernt habe, ist niemandem mehr zu sagen, wie schlimm es um mich ist...es hat keinen Sinn...und macht mich nur noch angreifbarer ...

    Die Taktik mit dem vorspielen, ist anscheinend das was am besten wirkt, wobei helfen tut es mir natürlich nicht...

  • Ach Jürgi, wir haben niemals einen Urlaub zusammen verbracht, so wie viele andre schreiben, nicht mal ein Wochenende zusammen, wo es schön war. Keine schöne gemeinsamen Erinnerungen, obwohl wir ja seit vierzehn Jahre zusammen waren. Keine Urlaubsfotos von uns, nichts. Leider. Aber Götz hat ja auch nichts, und viele andere auch nicht, also nicht jammern.Du warst 20 Jahre älter wie ich. Die meiste Zeit ging dahin, daß wir wie Katz und Maus waren, weil ich immer eifersüchtig war! Aber: wir haben schon voneinander geträumt, bevor wir uns kennenlernen durften. Als ich das Medium, bei der ich immer wieder bin, sonst könnt ich es nicht aushalten, ihr erzählte, daß es das wichtigste bei uns war, daß wir uns überhaupt in diesem Leben treffen durften, da sagte sie: jetzt sitzt Jürgen grad so entspannt da und lächelt, und nickt! Es war und ist eine absolute Liebe zwischen uns und ich werd immer unruhiger, ohne Dich, wie vorher.....Wie soll ich es aushalten, mein Herz? Es ist mehr wie Liebe, Jürgen, ich weiss, das haben wir uns als gesagt. Unsre Seelen haben schon vorher gewusst, daß wir uns in diesem Leben treffen dürfen. Sogar Paul Meek, bei dem ich war, hat mir bestätigt, daß mein Jürgen versucht, zu mir zu kommen. Eine solche Liebe kann man nicht trennen. Wir hatten uns ja, bevor wir uns kannten, im Traum erlebt!! Da wussten wir beide vorher schon, daß es irgendwas gibt, nur wir müssen noch abwarten.


    Ja, bald Weihnachten, Liebe, Glaube, Kraft und Hoffnung. Du bist nimmer da, mein Liebling, meine Seele. Ich werd langsam immer weniger, ohne Dich. Ich weiss, meine Pia und meine Mutter und Götz. Aber ich??? Kann nicht mal an Deine letzte Stätte, schaff ich nicht. Ich will mir nicht vorstellen, wie Du jetzt grad aussiehst, Dein Körper, dein geliebter Körper, immer wenn ich Deine Füße in der Hand hielt, hab ich mir gedacht, oh Gott, wenn ich diese geliebten Zehen mal nicht mehr haben kann, was dann?


    So sehr liebe ich Dich, Jürgen, so sehr. Wir haben nichts, wirklich nichts besonderes gehabt,, wie gesagt, weder Urlaub, noch irgendwas, tatsächlich nichts gemeinsam erlebt, nur immer in der Wohnung oder einkaufen, und das jahrelang, oder halt im Krankenhaus. Aber: wir liebten uns ohne Ende und jedes Handhalten war für uns ein Gefühl der Ewigkeit, dieser endlosen Liebe und Zusammengehörigkeit und ein nie wieder Loslassen.Du hast mich immer beschützen wollen, ich war dein ´Butzele´, hast mir immer Deine positive Art geben wollen. Ich hab Dir damals Deine große Liebe zu mir kaputt gemacht, eben meine Eifersucht. Trotzdem hast zu mir gehalten!! Du hast halt einen eisernen PaNZER UM DICH GEMACHT, ALS DEINE MUTTER GESTORBEN IST, DA HATS GESCHWOREN: NIEMALS LASS ICH JEMALS WIEDER ZU, DAß MIR NOCHMALS SO WEH GETAN WIRD. Und ich hab niemals Liebe erfahren. Also waren wir beide zwei Kinder, die gebeutelt wurden, aber wir fanden uns und haben leider nichts draus machen können. Aber unsre Liebe, die hat gesiegt.


    Ich weiss, mein Herz, wie Du mich geliebt hast, wie Du mich beschützt hast. Allein schon, wenn Du mich immer an der Hand gehalten hast, ohne Worte.


    Ich möcht einfach nur noch, daß Du, Jürgen, an meiner Seite sitzt, neben mir und ich das Gefühl haben darf, Du bist bei mir, neben mir.


    Ich hab früher immer den Gedanken gehabt: wenn ich mal fühl, daß ich wo bin, und daneben sitzt neben mir jemand, bei dem ich mich geborgen fühle, dann ist es ein Zuhause. Genau das gibst Du mir, mein Jürgen. Ange

  • Der Grabengel ist wieder da auf dieser letzten Stätte meines Jürgens. Seine Tochter hat ihn wieder hingebracht.


    Mir war es so furchtbar wichtig, daß wenigstens ein Licht leuchtet für meinen Jürgen. Und meine Mutter ist im Regen zu dieser Stätte hingelaufen und hat dieses Grablicht hingetan. Jetzt bin ich beruhigt. daß wenigstens ein Licht für Dich, mein Jürgen leuchtet. Mehr kann ich ja nicht mehr für Dich tun.. Es ist Heiligabend und wir beide waren und sind unserem Herrgott dankbar: Liebe, Glaube, Kraft und Hoffnung. Für alle. Ange

  • Liebe Ange,

    ich freue mich mit Dir, dass der Engel wieder da ist. Schön, dass Deine Mutter ein Licht entzündet hat. Die dunkelste Nacht des Jahres ist vorüber, auch für Dich kommt mehr Licht. Für Deine schönen Wünsche dankt mein Herz. Jesus ist geboren und das ist die wichtigste Voraussetzung für ein Wiedersehen mit unseren Liebsten. Er möge Dich trösten und segnen.

    Sei liebevoll umarmt

    Sommermond