Liebe des Lebens ist viel zu früh gegangen

  • lieber Engels-Mann,


    Fühle dich zutiefst verstanden!!!


    Unser Entsetzen über den Tod des geliebtesten Menschen ist so übermächtig, dass es uns die Sprache verschlägt. Wir haben keine Worte für das Unbegreifliche und spüren, dass es keine Sprache gibt für das Ungeheuerliche....


    ***

  • Hallo, erst einmal vielen Dank das es so ein Forum gibt.

    Leider ist meine Frau mit 55 Jahren viel zu früh nach langer, aber erst in den letzten zwei Wochen mit schweren Krankheitsverlauf gestorben.

    Meine Frau hatte vor ca. 10 Jahren Brustkrebs, alle Lymphknoten wurden auf der entsprechenden Seite entnommen. Da meine Frau damals noch soooo Jung war hatten sich die Ärzte dazu entschlossen eine schwere, aber kurze Form der Chemotherapie durchzuführen.

    Nach dem vierten Mal konnte meine Frau aber nicht mehr und es wurden leichtere Therapien durchgeführt. Diese waren auch nicht besser, nach wie vor hatte sie zu kämpfen. Nach der Chemo Bestrahlung und Hormontherapie.

    Meine Frau hatte immer Angst das sie an dem Krebs sterben würde, also das er wieder kommt. Ich habe ihr aus einem Gefühl raus immer versichert das sie nicht am Krebs sterben wird, was auch letztendlich zutraf. Die Hormontabletten machten ihr aber immer mehr zu schaffen.

    Nach 7 Jahren hat meine Frau diese abgesetzt, danach ging es ihr besser. Es sah so aus als ob alles gut wird. Meine Frau hatte aber ab der Chemo immer das Problem das sie sehr schwach war und schlecht geschlafen hat. Meistens erst richtig ab 6.00/7.00 Uhr morgens, dann bis ca.13.00Uhr.

    Aus dem Bett dann meistens ins Wohnzimmer. Hausarbeit viel ihr immer schwerer, auch das zurecht machen wenn wir vorhatten mal an die Luft zu gehen. Das "etwas machen" viel ihr immer schwerer, selbst Besuch zu Empfangen.

    Das war alles ein schleichender Prozess, es viel nicht so richtig auf das Sachen die vor sechs Jahren noch gingen jetzt nicht mehr gingen. Anfang 2020 stellte die Frauenärztin fest das sie wohl Wasser im Bauch hätte. Wir sind direkt ins Krankenhaus, dort stellte man fest das sie eine Leberzirrhose hat. Blutuntersuchungen vorher sagten nur aus das die Leberwerte zu hoch aber noch am oberen Ende waren.

    Eine genauere Untersuchung wurde nie angeraten.

    Es wurden damals ca. 2,5Liter Wasser aus dem Bauch geholt, nach drei Wochen kam meine Frau wieder raus. Sie hatte abgenommen, es wurden entsprechende Medikamente gegeben, alles sah eigentlich gut aus. Leider sind wir erst ab ca. Mai zu einem Lerberspeziallisten gewechselt, der verschrieb noch andere Medikamente.

    Es sah zwar schlecht aber nicht Ernst aus. in den folgenden Monate wieder Untersuchungen, es sah nie wirklich schlechter aus, also war die Hoffnung da, das es zwar nicht schön aber eben halbwegs weiterging. Mitte Oktober wieder zum Arzt, da bekam sie ein neues Medikament. Dieses bekam meiner Frau überhaupt nicht, sie hatte Schmerzen im Leberbereich.

    Nach ca. drei Wochen hat sie es abgesetzt, weil es nicht ging und weil sie wieder mit Wasser in den Beinen zu kämpfen hatte und zugenommen hatte sie auch wieder, der Bauch wurde wieder dicker. Am ca. den 12 Dezember bekam meine Frau eine Einweisung fürs Krankenhaus um das Bauchwasser untersuchen zu lassen.

    Leider sollten wir letztendlich erst am 14. Januar ein Krankenhaus Termin bekommen. Meine Frau war da extrem voll mit Wasser, es wurden sechs Liter Wasser entnommen. Nach ca. 10 Tagen wurde sie entlassen, sie sah da sehr schlimm aus, hatte auch Durchfall. Ich hatte nicht verstanden warum sie Entlassen wurde. Versuche mit Leberarzt (dieser hat seine Praxis am Krankenhaus und ist selbst auch dort Tätig) im Kontakt zu kommen scheiterten.

    Nach 1 1/2 Wochen musste sie wieder dringend ins Krankenhaus, sie war wieder sehr dick geworden. Es wurden wieder sieben Liter Wasser entnommen, weitere Untersuchungen. Bei der ersten Entlassung hies es sie wäre nicht Krank genug für eine neue Leber, was ich sehr bezweifelte. Ich hatte die Hoffnung das sie nun soweit wäre. Nun fing es aber an. Nach drei Tagen viel sie um, ins Koma, sie hatte zuviel Amoniak im Blut.

    weitere drei Tage später hatte sie eine Trombose vor der Leber, es gab Blutverdünner usw.. nach zwei Tagen bekam ich die Meldung das die Trombose sich schon wieder angelöst hätte, also ein Hoffnungsschimmer. Nach weiteren Zwei Tagen musste ihr Magen ausgepumpt werden, Einblutungen (wegen den Blutverdünnern) durch Krampfadern in der Speiseröhre. Es wurden Transfusionen gemacht.

    Nach weiteren Tagen Tage kam die Meldung das sie eine Lungenentzüng bekommen hat. Meine Hoffnungen verschwanden rapiede, ich hatte keine großen Hoffnungen mehr das sie das überlebt. Nach zwei Tagen bekam ich abends die Meldung das sie ins künstliche Koma versetzt werden müsste, ich und mein Sohn solten sofort ins Krankenhaus kommen.

    Dort wurden wir ersteinmal angesprochen ob wir eine Patientenverfügung gemacht hätten, Hatten wir nicht, die Option eines Todes hatten wir noch nicht Betracht gezogen. Nun musste diese noch gemacht werden, meine Frau musste allem zustimmen. Ich dacht nur mein Gott was muss meine Frau gerade alles durchmachen. Da sie schon eine spezielle Atemmaske mit Überdruck und extra Sauerstoff, konnte sie nicht sprechen, jeder Versuch misslang. Es blieb nur etwas Zeichensprache, liebes schauen und noch durch Buchstabenanzeige auf dem Handy eine rudimentere Komunikationsmöglichkeit.

    Obwohl es meiner Frau, meinem Sohn und mir klar war, konnten wir uns nicht so verabschieden als ob sie im Sterben liegt. Ich sah ihre Chance bei ca. 5%. Was ich noch machen konnte, dass liebte meine Frau, ihr die Füße zu massieren. Als ich das ihr sagte sah sie mich ganz lieb und freudig an. Als ich anfing kuschellte sie sich ins Bett ein und genoß es sehr, leider war die Zeit viel zu kurz. Die Ärzte drängten schon ein wenig da ihr Luftsauerstoff nur bei 70% lag.

    Also verabschiedeten wir uns, meine Frau hatte uns, weil sie einfach die tiefe Trauer die wir schon hatten nicht sehen konnte dann mit einer Handbewegung und durch Blicke gesagt nun geht bitte.

    Ich kehrte nochmal um, was meine Frau direkt bemerkte obwohl sie mich nicht im Blick hatte. Sie schaute noch einmal ganz lieb und machte wieder die Handbewegung. Das war das letzte lebendige was ich von ihr sah.

    Obwohl die nächsten Tage etwas Hoffnung brachten, der Zustand war stabiel. am 17.02.21 fragte ich morgens ob es möglich wäre meine Frau zu besuchen, dies wurde bejaht worüber ich mich sehr freute, aber erst am nächsten Tag, da es heute irgendwie nicht ginge. Am nächsten morgen kam der Anruf den ich nie hören wollte, meine Frau lag seit 6.00 Uhr im Sterben, nur noch die Medikamente hielten sie am leben.

    Ich bin mit meinen Sohn sofort ins Krankenhaus. Im intensiv Sterbebett lag sie nun da, Schläuche wohin man nur blickte, viel zu viele Medikamentenspritzen. Am Monitor konnte ich sehen wie das Herzlein raste, Puls bei 180, 200, 210. Der Blutdruck irgendwo bei 60/40, die Ärztin sagte das es nicht mehr lange dauert, sie würden aber solange wir es wollten die Medikamente nachlegen um sie am Leben zu halten.

    Normalerweise würden sie die Spritzen auslaufen lassen um sie nicht länger leiden zu lassen. Ich massierte ihr nochmals die Füße, nach ca. 30 Sekunden ging der Puls runter auf 140, ich dachte, wenigsten hat sie noch irgendwie gemerkt das wir hier sind und sie begleiten, ich vermute ihr Unterbewustsein entspannte sich.

    Als sie merkte das auch mein Sohn da war lies sie los. Der Blutdruck viel nun weiter, der Herzschlag ging runter, trotz Medikamente. Meine Frau verstarb nun. Ca. 30 Sekunden nach dem Tod erstarb meine tiefste Trauer, mein Weinen lies nach, ich verstand dies nicht. Mein Sohn sagte dann was mich auch zutiefst berührt hat.

    Er sagte, ich kann es nicht verstehen, ich habe gerade ein ganz tiefes Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit in mir, genau dies spürte ich auch. Die Krankenhausseelsorgerin die dabei war sagte, was ich auch glaube, dass die Seele sich wohl nun gelöst hätte und hat uns nochmal in dem Arm genommen, uns berührt hat. Nach weiteren 90 Minuten haben wir unsere Mutter bzw. meine Frau verlassen. Ich habe sie diese ganze Zeit weiterhin gestreichelt usw.. Was bleibt nun?

    Eine ganze ganz tiefe Trauer, ein Verlust der nie wieder gut gemacht werden kann. Die Wohnung ist leer obwohl sooooooo viel an sie erinnert. Ich habe Angst Nachhause zu gehen, weil dort alles an meine Frau erinnert. Wenn ich Abends mal Nachhause kam ging mein Blick als erstes zum Fenster um zu sehen ob Licht im Wohnzimmer an ist.


  • Nun ist da kein Licht mehr, es ist alles dunkel. Nach zwei Wochen merkte ich das der Geruch sich geändert hat wenn ich in die Wohnung kam. Im Schlafzimmer richt es immer noch etwas nach Ihr. Ich habe noch nicht die Sachen aus dem Krankenhaus weg geräumt, die gebrauchte Unterwäsche, ein blutiges TShirt liegen noch da rum. Sämtliche Sachen sind so wie wir sie dorthin gelegt haben da.


    Ich kann sie weder wegschmeissen noch Waschen oder sonst was. Ihre Haustürschlüssel, die Autoschlüssel liegen im Flur auf dem Schrank. Ein angefangenes Taschentuchpäckchen von Ihr liegt da rum, ich kann sie nicht aufbrauchen. Im Schlafzimmer ihr Bett ist noch genauso wie sie es verlassen hat. Nichts kann ich im Moment ändern, alles tut nur weh. Im nach hinein habe ich gemerkt das sie schon lange wusste das sie, vor Weihnachten schon, das sie sterben würde. Meine Frau sagte mir immer wieder, auch schon viel früher, dass ihr Erspartes im Schlafzimmer Schrank liegt und ein Sparbuch in einen andern Schrank.


    Meine Frau hatte diese Sachen aber mindestens vor ihrem letzten Gang ins Krankenhaus diese beiden Sachen in ein Umschlag gesteckt und im Nachttischschrank deponiert, ein Glückscent war auch mit dabei.

    Mein Gott, was muss meine Frau in diesen Stunden alles mitgemacht haben???? Da gibt es soooo viel Sachen die darauf hindeuten das sie es schon früh wusste. Weihnachten und Sylvester wollte sie nicht so richtig feiern, dass Neujahr dieses mal nicht richtig empfangen. Sie wusste es wird kein gutes Jahr. Meine Frau war so stark, lieb, einfach alles für mich. Nun nur noch Trauer, Angst.


    Es ist so schlimm das ich nun seit einer Woche Antidepressiva nehmen muss. Ich bin nicht alleine, ich bekomme Besuch, besuche selber Freunde, habe auch schon alte Freunde wiedergefunden. Auch wenn es hilft, es ersetzt aber nicht meine Frau, ihre Liebe, ihre Blicke, ihr Hilfe, ihr Geruch. Wie es weitergehen soll weis ich nicht. Ich versuche einfach zu Leben, versuche mich damit zu trösten das sie damals nicht an den Krebs gestorben ist, dass sie nicht lange leiden musste. Das ich einfach eine tolle Frau hatte.


    Es hilft nicht wirklich. Was möchte ich? Was wohl jeder möchte. In meinen Falll meine Frau wiederhaben.


    Nur ist das einfach das was nicht möglich ist. Immer wieder der Gedanke, was hat sie gelitten, was hat sie gedacht, was hat sie gefühlt als man sie ins Koma setzte. Auf jedefall können das keine schönen Gedanken und Gefühle gewesen sein.


    Ach mein Engel, meine Maus, wo bist du? Hoffentlich in einer schönen, anderen Welt.

  • Lieber Engels Mann, ja du hattest bestimmt eine wertvolle Frau. Dass sie dir so fürchterlich fehlt, das kann ich verstehen. Ich denke sie befindet sich in einer zeitlosen Zwischenwelt, wo es nur gute Gedanken und Gefühle gibt. In einem Land ohne Schmerz und Macht. Sie setzt sich zu dir, wann immer es ihr möglich ist und stützt dich im Alltag. Achte einfach auf die kleinen Zeichen. Ich setz mich etwas zu dir und wünsche dir Kraft für die kommende Zeit. Verbündete

  • Vielen Dank für die lieben Worte.


    Heute morgen bin ich aufgewacht, noch im Halbschlaf.

    Hatte da noch keine schweren Gedanken, es war noch nicht richtig im Gehirn angekommen

    das meine Frau Tod ist, dann kam wieder der Hammer.

    Nix Kaffetrinken, kein Frühstück welcher Art auch immer.

    Kein Film auf Netflix und Co.

    Das hatten wir schon des öffteren so gemacht, gerade am Sonntag.

    Was ich an meiner Situation gerade recht schlimme ist auch die Tatsache

    das ich nicht richtig weis wie ich den Tag rum bekommen soll,

    da ja 90% auf meiner Frau abgestimmt war.

    Ja, wenn es jetzt wärmer wird etwas mehr Rad und Motorrad fahren.

    Kann man etwas erweitern,ja, aber auch nur begrenzt.

    bleiben also ca. 60% übrig.

    Es ist alles so schwer....


    Liebe Grüße

  • Lieber Engel Mann.


    auch ich möchte dir mein MIT-Empfinden ausdrücken.

    Ich habe eure Lebensgeschichte und Leidensgeschichte ja vor dem einloggen gelesen und war auch sehr, sehr tief berührt. Auch zum Teil bekannt tief berührt.

    Es ist wirklich "gut" das du ganz lange und sehr, sehr detailliert den Krankheitsweg und auch das langsame verabschieden so genau und gefühlvoll beschrieben hast .


    Du wirst es jetzt vielleicht noch garnicht so sehen können das genau dieses ganz genaue beschreiben für dich heilsam sein wird... Alles was man ja ganz genau beschreibt , wird einem ja bewusster und dadurch realer.

    Damit meine ich nicht die vom Verstand geprägte Realität ; sondern die Realität des Herzens

    Die Realität unserer Gefühlswelt der Trauer...

    Ich kann es nicht besser beschreiben.

    Die Trauer ist ein Lebensbegleiter in unserem Leben geworden . Doch sie wird sanfter "leichter" und ich schreibe auch gerne " lichter" und lebensbejahender ...


    das ich nicht richtig weis wie ich den Tag rum bekommen soll,

    da ja 90% auf meiner Frau abgestimmt war.

    Ja, das glaube ich dir nach dem lesen eures Weges.

    Damit bist du keineswegs alleine wie du ja auch hier lesen kannst...


    Diese Zeit war ein Marathon so könnte man es beschreiben.

    Das ureigene " ICH BIN" war ja völlig in den Hintergrund getreten .


    Jetzt beginnt die Zeit des ja ??? langsamen Findens ; " was und wer bin ICH so ganz alleine ohne diese Aufgaben die ja auch aus eurer LIEBE entstanden sind?"


    Auf diesem Weg des suchenden " wer bin ich? " unterstützen wir uns alle gegenseitig.

    Ich hoffe du kannst es auch so fühlen , es so "hier" schreibend erleben.


    Verbundenheitsgrüsse der Trauer IM Leben sende ich dir<3 Sverja

  • Lieber Engelsmann,

    Der Verlust deiner geliebten Frau tut mir unsagbar leid.

    Es ist absolut richtig das du nichts veränderst, wenn du es nicht möchtest, oder nicht bereit dazu bist.


    Du musst dich erst ganz neu finden. Die Trauer verändert Menschen so sehr, und natürlich auch das Leben rundherum. Es braucht Zeit bis sich neue Gewohnheiten und Routinen entwickeln. So viele Jahre ward ihr zu zweit, und aufeinander abgestimmt. Trauer braucht ganz viel Zeit.


    Ich hoffe das Schreiben hier hilft dir ein wenig <3

    Isabel

  • lieber Engels Mann,


    Deine Schilderungen von der Krankheit deiner Frau, trafen mich sehr, ...mein Mann ist am 11.4.20.an Leberzirose gestorben,..eigentlich letztendlich an einem Multiorganversagen....und alles was du schreibst, ...könnte der Werdegang meiner Liebe sein.

    Ich kenne die Amoniak Schübe, die Wasser Ablagerungen, die Machtlosigkeit,...und das hoffen...


    Fühl dich verstanden, und sei willkommen...

    Renate

  • Hallo,

    vielen Dank wieder für die lieben Worte.

    Da ist vieles dabei was mir etwas hilft, auch das andere ja in einigen das selbe

    erlebt, oder die gleichen Gefühle gehabt haben.

    Ich denke das jedes Wort hilft immer etwas besser zurecht zu kommen.

    Gestern war nun die Beerdigung.

    Natürlich war sie sehr emotional aber auch sehr schön und bewegend.

    Das Wetter spielte mit.

    Meine Frau mochte die Lieder von Sarah Conner sehr, vor allem das Album aus dem Jahr 2015 welches von ihr in deutsch gesungen wurde.

    Dort waren viele Lieder in denen sich meine Frau sah und ihre Gefühltswelt entsprach diesen Liedern.

    Im nach hinein waren die Lieder "Bedingungslos" und "Das Leben ist schön" jene in denen sie sich Mental wohl

    am meisten reinversetzt hat.

    Das was das zweite Lied aussagt hat mir mal meine Frau vor Jahren mal mitgeteilt, dass sie sich auch so ihre Beisetztung wünschen würde.

    Sie wies nicht auf dieses Lied hin sondern sagte dies mal mit ihren eigenen Worten.

    Nach der Versammlung am Grab wurde das erste Lied gespielt, danach hat der Bestatter ein kleines aber sehr passendes Gedicht vorgetragen.

    Zum Schluß noch das Lied "Das Leben ist schön".

    Danach haben wir Luftballons mit einer Erinnerungskarte, die jeder noch mit auf der Reise gegeben hat, steigen lassen.

    Dies war ein sehr erhabener und bewegener Abschluß der Beerdigung.

    Ich hoffe das meine Frau dies auf ihrer Weise noch gesehen hat.

    Am Abend und heute morgen habe ich nochmals sehr viel geweint, habe jetzt ja nochmals realisiert das sie wirklich weg ist.

    Ich hoffe das es jetzt langsam aber sicher besser wird, es muss besser werden da ich nicht mehr viel Kraft habe.

    Ach mein Engel, ich liebe dich...

  • Oh, lieber Engels Mann,

    mein Herz zieht sich zusammen und wird sehr schwer wenn ich Deine Worte lese.

    Nun gehörst Du zu uns. Zu denen, die wissen wie es einem geht, wenn der wichtigste Mensch in das Anderland gewechselt ist. Und die fühlen und erleben was Trauer ist.

    Ich wußte vorher nicht was Trauer in seiner reinsten Form bedeutet.

    Ich habe jetzt erst gelernt was alles dazu gehört an körperlichen, seelischen, sozialen Reaktionen.

    Erstmal kann ich Dir sagen, daß Deine Frau die Geschichte mit den Luftballons ganz bestimmt mitbekommen hat.das kann gar nicht anders sein. Ihr geht es jetzt gut. Sie hat keine Schmerzen und Ängste mehr. Sie hat in dem letzten Jahren viel gelitten aber von dem Moment an, in dem sie gewechselt ist geht es ihr gut. Sie ist zuhause angekommen. Und sie ist Dir vorausgegangen.

    Du kannst sicher sein, daß sie in Deiner Nähe ist. Und in der Nähe der Menschen, die sie liebte.

    Wenn Du ein Rotkehlchen siehst, daß ist für mich immer ein Bote von meinem Ralf, der mir Grüße schickt.

    Es ist gut, daß Du uns gefunden hast, denn Menschen, die nicht zu den Wissenden gehören können ich nachvollziehen was mit uns los ist.

    Wir sind für Dich da.

    Du kannst Fragen stellen, Alles schreiben, was Dich bewegt und 24/7 Stunden im Forum sein.

    Es tut ein wenig gut zu schreiben und es tut gut sich verstanden zu fühlen.


    Mein Schatz ist am 23.11.20 gestorben. Mit 57 Jahren. Es ist also 4 Monate her. Ich zähle die Tage der neuen Zeitrechnung. Und ich habe sein Zimmer erst ein paar Mal betreten. Aber nichts weg geräumt. Lass Dir Zeit.

    Mußt Du zur Arbeit? Und funktionieren?


    Ich schicke Dir ein großes Paket Kraft. Mein unsagbares Mitgefühl und ein willkommen.

    Ralfsheidemarie


    PS. Warum hast Du Dich Engels Mann genannt? Bist Du jetzt der Mann eines Engels?

  • RalfsHeidemarie :

    Ja, jetzt bin ich der Mann eines Engels, vorher aber auch schon.

    Für mich war sie immer ein Engel.

    Da sie ja nicht mehr viel raus kam, also auch nicht unter anderen

    Menschen spielte sie gerne das Handyspiel Hayday.

    Da kann man eine Farm bewirtschaften und erweitern,

    Sachen kaufen und verkaufen.

    In einer großen Gruppe, glaube bis zu 50, konnte man zusammen spielen.

    Ihre Farm hieß "Engels Farm", sie liebte Engelfiguren in jeder Form.

    Mit dem einen oder anderen hatte sie auch Gespräche über Whatsapp,

    ich konnte so mit diesen Mitgliedern in Kontakt treten.

    Man hat mir versprochen das die Farm meiner Frau nicht aus der Gruppe

    geworfen wird, die Farm bleibt als Andenken immer in der Gruppe.


    Kerstin

    Ich habe auch schon viele Gemeinsamkeiten hier wieder finden können.

    Das liegt wohl auch daran das sich hier wohl nur Menschen wiederfinden

    die ihren Partner, Oma, Opa, Eltern usw. sehr geliebt haben.

    Ich denke erst aus der tiefen Liebe heraus kann eine soooo große Trauer

    entstehen die wohl auch nach Jahren nicht weniger wird.

    Das liegt bestimmt daran das jeder von uns wusste das er/sie ihren Lieben

    auf ewig lieben würde.

    Das ist irgendwie festgeschrieben.

    Ich hätte meine Frau nie verlassen, egal wie Krank sie war oder aus welchen

    Grund auch immer.

    Das können warscheinlich alle die hier sind von sich auch behaupten.

  • nun vergehen die Tage, einer nach dem anderen.

    Nun ist meine Frau seit fast sieben Wochen Tod.

    Ich gehe täglich zum Grab, manchmal auch zweimal.

    Manchmal mitten in der Nacht. Wenn Nachts die ganzen Friedhofslichter

    an den Gräbern blinken und leuchten, es nochmals ruhiger als es schon am Tage ist,

    ist es nochmals besinnlicher, nochmals sind die Erinnerungen stärker.

    Ich komme nun ein wenig besser durch den Tag, aber wenn ich mich zu stark an Erinnerungen

    festbeisse tut es sehr weh.

    Also versuche ich nun schon etwas die Erinnerungen zu unterdrücken um nicht den ganzen Tag

    weinend durch die Gegend gehen, weinend dem Tagesende entgegen zu fiebern.

    Ich umgebe mich soviel es geht mit Freunden, aber eigentlich betrüge ich mich selbst und ja, auch meine Frau.

    Ist es nicht Betrug die Gefühle und Gedanken zu unterdrücken nur damit es einen besser geht?

    Viele werden sagen es ist alles Gut was hilft.

    Aber hilft es wirklich seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken?

    Ich weiß es nicht...

    Wenn ich sehe das selbst in nächster Familien Nähe alles seinen Gang nimmt als ob nichts

    passiert wäre... da bin ich sprachlos, weiß nichts darauf zu sagen.

    Alles ist so wie immer... nur nicht bei mir.

    Ach, ist das Leben schwer und ungerecht.


    Ich vermisse dich mein Engel.

  • als mein Schatz gehen musste :13:hatte ich auch erwartet das die Welt den Atem anhält...es müssten so dachte ich alle wissen das mein geliebter Schatz den Kampf gegen diesen Schei....Krebs verloren hat....aber nix geschah die Welt drehte sich brav weiter so als wäre nichts geschehen nur für mich blieb sie stehen...nur für mich brach alles zusammen nur für mich :13::13::13:

  • Lieber Engelsmann,


    Das sind denke ich, ganz normale, .... wie soll ich sagen...Abschnitte, ...die wir in unserer Trauer durchlaufen.

    Zumindest war es bei mir ähnlich,...keine Erinnerung, aufkommen lassen, ...weil dann ist's ja nur noch schlimmer,...aber gleichzeitig, entsetzt darüber sein, ...das alles einfach so sich weiter dreht,...so als wehren sie nie da gewesen,..so als hätte sie es nie gegeben.


    Das Gefühl zu haben, ich belüge mich selbst, weil ich doch jeden Tag funktioniere,...oberflächlich funktioniere,...und innerlich, noch gar nicht.


    In 6 Tagen, ist der erste Todestag, von meiner großen Liebe,...und ich versuche immer noch, nach wie vor, einen Weg zu finden,...halbwegs gut durch den Tag zu kommen,...aber eines ist gewiss,...auch wenn es anfangs für mich, wie eine Floskel klang,...wir brauchen Zeit.


    Zeit ist das was uns zur Besinnung zwingt,...was uns zum pro und Kontra nachdenken bringt,...und das uns Schritt für Schritt,...weiter bringt, ...manchmal eben auch Schritt für Schritt, zurück .

    Jeder von uns muss eben seinen eigenen Weg finden,..und dieser ist nicht einfach, wird es auch nicht werden, wenn wir denn irgendwann so etwas wie,...Normalität...finden sollten...denn unser Herz hat eine Wunde, und unsere Seele ist verletzt...und unser Leben ist so wie wir es kannten, verschwunden, und unsere lieben, sind einfach weg...

    Und sie sind es immer noch,...und bleiben es auch,...also dürfen wir auch immer noch traurig sein.


    Entschuldige der Text ist recht lang geworden,...wenn du möchtest lösche ich ihn.


    Liebe Grüße

    Renate