Hallo zusammen, ich habe all meinen Mut zusammen genommen, um hier zu schreiben. Seit einigen Tagen lese ich still eure Beiträge und muss dabei oft weinen, weil ich jedes einzelne Wort so gut verstehe und nachfühlen kann. Es lässt mich ein bisschen weniger einsam fühlen, wenn ich hier bin, denn ich fühle mich von der Aussenwelt oft wenig verstanden.
Am 24.9.2021 habe ich meinen Partner und Seelenfreund verloren. Wir waren seit 10 Jahren zusammen und hatten noch so viele Pläne. Er war der erste Mensch, dem ich uneingeschränkt vertrauen konnte. Ich leide an einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und war deswegen lange in Therapie. Es fiel mir schwer, Menschen, insbesondere Männer zu vertrauen. Doch dann kam er in mein Leben und alles wurde anders. Er hat mir gezeigt, dass ich mit all meinen Problemen liebenswert bin und ich auch dann nicht verlassen werde, wenn ich einen Fehler mache. Zum ersten Mal im Leben durfte ich spüren, dass jemand mich aus tiefstem Herzen liebt, einfach so wie ich bin. Dafür bin ich sehr dankbar.
Doch nun ist alles leer und sinnlos. Mein Partner war immer fit. Er machte viel Sport und lebte gesund. Am Nachmittag des 23. Septembers klagte er plötzlich über leichte brennende Schmerzen in der Brust. Er meinte, er hätte sich vielleicht erkältet. Ich sagte ihm, dass ich mir Sorgen machte, dass es das Herz sei, aber er meinte, dass er mit dem Herzen ja noch nie etwas gehabt habe und er sich sonst gut fühle. Am Abend assen wir noch zusammen und er hatte guten Appetit. Wenig später meinte er, dass die Schmerzen nun etwas stärker geworden seien und er deshalb bereits ins Bett gehe, damit er seine Erkältung auskurieren könnte. Als ich später nach ihm schauen wollte, lag er tot im Bett. Er sah völlig entspannt aus, so als wäre er einfach eingeschlafen. Ich rief panisch den Notarzt an, aber der konnte nur noch den Tod feststellen. Ich war total überfordert mit der Situation. Es kamen dann noch ein weiterer Arzt und die Polizei dazu, um festzustellen, ob mein lieber Partner eines natürlichen Todes gestorben ist. Ich stand die ganze Zeit daneben, nahm alles wie aus weiter Ferne wahr und konnte kaum mehr was fühlen.
Ich weiss nicht, woran er gestorben ist. Die Ärzte meinten, es wäre ein Herzstillstand gewesen. Aber einfach so plötzlich? Ich kann es einfach nicht fassen, dass sein liebes Herz einfach so aufgehört hat zu schlagen. Er war erst 58 Jahre alt.
Nun ist alles leer und sinnlos. Ich mache mir grosse Vorwürfe, dass ich ihn am Nachmittag, als er über die Schmerzen in der Brust klagte, nicht einfach ins Krankenhaus gefahren habe. Ich weiss, er wäre mit gekommen, wenn ich ihn darum gebeten hätte. Wieso habe ich am Abend, als er wieder über die Schmerzen klagte, nicht mehr an sein Herz gedacht? Wieso nur habe ich diese Chancen verpasst. Ich fühle mich, als hätte ich ihn umgebracht. Vielleicht würde er noch leben, hätte ich richtig reagiert.
Nun sind 3 Wochen vergangen. Meine Freunde fangen bereits wieder damit an, mir einen schönen Tag zu wünschen, bevor sie sich verabschieden. Aber wie soll ich denn einen schönen Tag haben ohne meinen Liebsten? Solche Sätze fühlen sich wie eine Ohrfeige an, auch wenn ich weiss, dass sie gut gemeint sind. Ich werde nie wieder einen schönen Tag haben.
Ich hatte 11 Tage nach dem Tod meines Partners Geburtstag und wurde 50 Jahre alt. Wenn ich daran denke, dass ich vielleicht noch 10, 20 oder 30 Jahre hier ohne ihn verbringen muss, kann ich das kaum ertragen. Ich würde ihm so gerne folgen. Ohne ihn macht alles keinen Sinn. Ich mag nicht mehr essen, ich mag mich nicht freuen, ich mag ohne ihn nichts schönes mehr erleben, ich mag ohne ihn einfach gar nichts. Er fehlt mir so sehr.
Am schlimmsten ist es, wenn ich am Morgen aufwache. Ich hoffe, dann immer, das alles nur ein schlimmer Alptraum war. Zu realisieren, dass mein Liebster tot ist und nie wieder zurück kommen wird, schmerzt so sehr, dass ich denke, ich halte das nicht aus. Ich wünschte so sehr, ich könnte die Zeit zurück drehen. Zu dem Nachmittag, als er über Schmerzen in der Brust klagte. Manchmal stelle ich mir vor, ich hätte ihn ins Krankenhaus gefahren und er wäre nun noch bei mir. Ich werde es mir nie verzeihen, dass ich so versagt habe....
Mein Text ist sicher sehr chaotisch. Ich bin so durcheinander. Ich hoffe so sehr, dass mich hier jemand versteht. Ich weiss ohne meinen Liebsten einfach nicht mehr weiter und fühle mich so allein.
Traurige Grüsse Sofie