Kein schöner Tag: 13.1.22

  • Donnerstag der 13.1.22, der Tag an dem ich wusste: nun habe ich eine Antwort auf die Frage, was das Schlimmste ist, das ich erlebt habe. Der Tag an dem ich wusste, jetzt bin ich allein.

    Sebastian, mein Freund, mein Lebensgefährte seit 7 Jahren, ist nun nicht mehr da. Ist tot.

    Er nimmt mit sich: all die Gespräche, die wir noch führen wollten, all die Orte die wir besuchen wollten, ein Stück meines Herzens, meiner Seele. Doch wohin ist er damit verschwunden?

    Ich kann nur hoffen, dass es die richtige Entscheidung war, denn es war seine Entscheidung und ich wünsche ihm nichts sehnlicher als Frieden, jetzt, wo nichts anderes zu wünschen bleibt.

    Jeden Tag blitzen mir Erinnerungen auf. All die schönen, einfachen Momente zusammen. Ein Picknick an der Alb, ein Abend am Hafen, all die Spaziergänge, all die schönen Morgen. Dass dies nun für immer Erinnerungen bleiben, die sich nicht wiederholen können schmerzt.

    Ich habe ihn in jedem Moment geliebt und war mir sicher: das ist es. Wir zwei für immer.

    Und nun bin da nur noch ich.

    Ich habe Glück, denn Freunde und Familie haben mich aufgefangen, aber trotzdem ist das oft wie ein unschöner Albtraum. Denn das Schlimmste ist eingetroffen. Du bist weg.

  • Liebe Sonia,

    auch ich heisse Dich still willkommen hier. :5:Ein Ort, der uns allen hilft....wir sind nicht allein mit unserem Schicksal....:24:Aber niemand wollte jemals hier sein.:13:

    Mein Mann ist nach nur 8 1/4 Jahren Beziehung am 20.11.21 völlig unerwartet gegangen.Wir haben erst im Mai letzten Jahres geheiratet und waren, nach unendlich vielen Problemen, endlich an dem Punkt angekommen, an dem wir endlich unser Leben leben konnten und....zack von einer Minute zur anderen alles vorbei. Mein Mann war nicht gesund, aber zum Zeitpunkt des Todes bestanden keine größeren gesundheitlichen Einschnitte. Wo ist da die Gerechtigkeit.....:4:Nach 4 Monaten kann ich es noch immer nicht wirklich realisieren. Das alte Leben ist weg....Mit dem neuen kann ich ich so gar nichts anfangen.....:13:Nimm Dir alle Zeit, die Du brauchst.

    Sei ganz lieb gegrüßt<3

    Gaby

  • liebe Sonia<3

    dein Avatar ist vielleicht der Platz wo die Urne deines geliebten Partners ruht? <3


    Du schreibst in so liebevollen und schonenden Worten das es seine Entscheidung war...

    In einem anderen Beitrag las ich das er unter Depressionen litt und somit das schrieb auch eine junge Frau die das gleiche Schicksal wie du erlebtest ..

    es war dann der Freitod den der gewählt hat.. Mein tiefes mitfuehlen fuer dieses fuer dich plötzliche , unerwartete Ende eures gemeinsamen Lebens.


    und ja, das ist unwirklich und schwer und eine Herausforderung damit weiter leben zu "lernen"... Dieses so völlig, völlig andere Leben , welches du dir nie vorgestellt hast.


    Es sind jetzt schon so viele lange und gleichzeitig kurze Tage vergangen in denen du dich zurechtfinden musstest. Gut , wirklich gut, das du real deine Freunde und Familie "um dich hast"...


    Meine Empfehlung ist immer schreibe... schreibe ... schreibe...

    Du kannst dich mit der Zeit hier sehr geborgen und begleitet fuehlen wie du es vielleicht jetzt schon ein wenig fuehlst.

    Doch ja, es ist ein cut...

    Ds du Elisabeth Kuebler -Ross zitierst und eines ihrer Zitate dir Kraft wohl schenkt wird dich durch Tage und schwere Stunden MITtragen, glaube ich...


    liebe Verbundenheitsgruesse MIT der Trauer im Leben sende ich dir<3

    <3Sverja

  • Hedi, gaby, sverja, ich danke euch für eure Worte.

    Ja sverja, das hast du ziemlich gut kombiniert :) Sebastian hat seinen platz nun in einem Waldfried. Ein sehr schöner Ort.

    Danke auch für deinen Tipp mit dem Schreiben, das habe ich schon öfter gehört und ich schreibe auch tatsächlich sehr gerne, ich freu mich sehr über diese Möglichkeit hier im forum und eure lieben Worte.


    Ich wünschte echt, kein Mensch müsste sowas durchmachen wie wir. Auch wenn der Tod zum Leben gehört, der Schmerz des Verlustes fühlt sich so ganz nicht von dieser Welt an.


    Passt auf euch auf und tut euch Gutes

  • Liebe Sonia,


    mein ganz herzliches Beileid zu deinem schweren Verlust! Ja, trotz aller Unterstützung von Familie und Freunden ist man letztlich alleine in seiner Situation, mit all den vielen, auch widersprüchlichen Gefühlen, die Trauer eben beinhaltet. Und genau diese Erfahrung, die teilen wir alle hier, und das macht dieses Forum so wertvoll.


    Ich wünsche dir sehr, dass du auf deine Fragen, wohin er denn nun verschwunden ist, eine Antwort findest, die dir das Weiterleben erleichtert und dass auch du deinen Frieden wiederfindest. Auch hier im Forum haben viele sich schon Gedanken über diese Frage gemacht, es gibt sogar zwei Threads speziell zu diesem Thema. Der eine heißt "Wo bist du nur ..." und findet sich unter "Dies und Das", der andere "Gibt es ein Leben nach dem Tod" im geschlossenen Bereich.


    Die Erfahrung, dass andere mich für stark und sehr gefasst halten, habe ich auch ganz häufig gemacht und mir hat das eher geholfen. Gefühlsausbrüche vor anderen Menschen tun mir erfahrungsgemäß nicht besonders gut, sie verschlimmern die Situation eher als sie zu verbessern. Typisch introvertiert, würde ich sagen, ich kenne das von mir nicht anders, ich mache ganz vieles mit mir selbst aus. Ich habe aber nie Stärke vorgespielt, in der Begegnung mit anderen war ich stark und gefasst, die Schwäche kam erst dann, wenn ich allein war.


    Den Podcast "Ich bin hier und du bist tot" höre ich auch gerne. Daneben mag ich auch sehr den Podcast "Liebevoll trauern" von der Trauerbegleiterin und Bestatterin Christine Kempkes. Ein bisschen anders, aber auch sehr interessant finde ich den Podcast von Katja Hünniger "Spirit is Life", sie ist Trauerbegleiterin und Medium und hat eine sehr spirituelle Sicht auf die Dinge.


    Alles Liebe, viel Kraft und Zuversicht für deinen schweren Weg der Trauer!
    Sabiene

  • Ich habe tolle Freunde. Sie alle wollten für mich da sein und haben am Anfang natürlich besonders viel angeboten. Die ersten 6 Wochen "danach" hatte ich auch meine beste Freundin immer bei mir, sie ist extra aus Norwegen gekommen. Nur 24h später. Sie ist das beste was mir passieren konnte und sie hat mir viel Kraft und noch mehr Verständnis zukommen lassen. Sonst wär ich vielleicht ganz verloren gewesen. Doch natürlich geht das Leben weiter, ihres mehr als meines und sie musste zurück. Das war klar. Und es war auch irgendwann gut, auch wenn sie schrecklich fehlt.

    Nun war ich 10Tage isoliert (immerhin bei meinen Eltern) und nach einer Woche schlug das alles sehr aufs Gemüt. Nun melden sich die Leute aber wirklich selten. All die Freunde, meist schreib ich sie selbst an und auch dann kommt nichts (ausser meiner besten Freundin und einem Freund), doch viele, die besonders betroffen waren und unbedingt irgendwas tun wollten, die Leben jetzt ihr leben und denken scheinbar irgendwie nicht daran, dass jemand der trauert, sich nicht einfach melden wird immer mit : hallo ich weine, bin traurig, einsam, etc etc.

    Das ist ja auch enorm schwer, leute da anzuschreiben. Mir fehlen einfach auch belanglose Nachrichten die zeigen: guck mal, ich denk an dich. Hier ein lied, ein text ein lustiges bild. Ist doch egal. Irgendwas.

    Das habe ich heute mal meine freunde wissen lassen, weil ich mir dachte, wozu den Schmerz aushalten, sie wollten da sein und scheinbar wissen sie nicht wie, auch wenn es mich schon arg wundert, ich meine, denkt man sich nich manchmal: oh gott, was macht die eigentlich, das ist doch so schwer die große Liebe zu verlieren, so endgültig und auf diese art, wie GEHT'S DER EIGENTLICH. Das weiß man ja nich, wenn man sich nich meldet.

    Naja.

    Long story short.

    Nun kommen viele Reaktionen, ich hoffe, es klappt auch, dass hin und wieder was kleines kommt, gar nichts zeitaufwendiges. Nur n kleiner impuls.

  • Liebe Sonia!

    Das hast du gut gemacht, die Leute haben einen nicht vergessen, sagen oft im Nachhinein, sie hätten jeden Tag an einen gedacht,….

    Aber was hilft das, wenn sie sich nicht melden. Trauernde haben so oft nicht die Kraft sich von sich aus zu melden.

    Gut, wenn du klar sagst was du brauchst.

    Ich hab das ja bei den KollegInnen gemacht, vielleicht sollte ich es privat auch machen.

    Hedi

  • Liebe Sonja,

    erst einmal ein von Herzen kommendes Beileid zu deinem Verlust,

    Das sich viele Personen schon nach kurzer Zeit " verabschieden " kenne ich auch.

    Doch die Wenigen die weiterhin Kontakt halten sind so wichtig. Bei denen ich sein und sagen kann wie ich mich fühle.

    Zur Zeit ist es so dass ich in zwei Welten lebe. In der " Normalo Welt " da wird erwartet das ich funktioniere. In meiner Trauer Welt versuche ich das unmögliche zu begreifen und damit leben zu lernen.


    Steffi

  • Hedi, genau, danke!

    Es denken immer alle an einen, aber irgendwie frag ich mich wie weit die Gedanken gehen,wenn dann nie was kommt. Nur bevor ich mich da reinsteigere und enttäuscht bin, dacht ich, muss ich vielleicht klar sagen, wies mir geht und nun schau ich mal was das bringt. Vielleicht fällt einem das bei Kollegen erstmal leichter als im Privaten? Muss sagen ich habe das auch in eine gute Freundesgruppe reingeschrieben, also virtuell, das von Angesicht zu Angesicht zu sagen, würd ich auch nur bei den allerengsten ....aber denen musst ichs zum Glück nich sagen, die sind da selbst auch wirklich sehr sensibel.

    Ist nur ärgerlich, wenn Menschen Versprechen machen oder Angebote und das dann nicht einhalten, da find ich bissl tiefstapeln besser :D als Trauernde*r triffts einen manchmal auch ganz anders, wenn Freunde vor lauter Überforderung sich dann gar nich mehr melden oder so sporadisch.

    Steffi, ja, das mit den zwei Welten trifft es vielleicht ganz gut. Merke wie ich da manchmal auch bissl abdrifte, wenn es mir zu viel wird und mich die Trauer übermannt. Meistens suche ich gezielt am Tag einen Ort auf um zu trauern und obwohl ich das manchmal auch irgendwie nicht will, tut es doch schließlich auf eine Art gut das rauszulassen.

    Ich bin um jeden Menschen froh, der irgendwie gut mit meiner Trauer umgehen kann. Am besten tut das meine beste Freundin, auch wenn sie leider so weit weg wohnt, ist es einfach gut zu wissen, dass man manches nicht mal groß erklären muss, weil immerhin versteht sie diese Situation so gut. Ich weiß nicht wie und wieso, aber ich rechne es ihr hoch an und bin dankbar.


    Sabine, das ist auch ein guter Weg, denke da trennt sich auch die Spreu vom Weizen, wenn der Spruch hier passt? Das werde ich auch mehr versuchen :)


    Freu mich immer von euch allen zu lesen, auf jeden Fall! Danke für eure Antworten.


    Sonia

  • Hallo Sonja, mein tiefstes Mitgefühl. Ich lese gerade deinen Verlust. Es tut mir so unendlich leid 😢. Ich selber verarbeite gerade meinen Verlust. Mein Freund ist vor 2 Wochen an einem Herzinfarkt gestorben. Ich weiss einfach nicht, was ich an tröstenden Worten für dich sagen soll. Aber ich fühle mit dir. Drücke dich ganz lieb :30:<3Liebe Grüsse Sonja

  • Sonia, ich glaube ich mache es ähnlich.

    Wenn ich merke die Trauer staut sich zu sehr auf, dann fahre ich oft in den Ruheforst, setze mich an seinen Baum und höre "Ich liebe das Leben". Dann fließen die Tränen oder ich schaue Fotos, dann kann ich auch gut weinen.

    Zu Hause kann ich die Trauer auch mal in eine Schublade legen, damit sich meine Seele ein wenig erholen kann.


    Sabine

  • Sabine,

    Das mache ich tatsächlich ganz genauso. Bin so dankbar,dass Sebastian einen Baum im Friedwald bekommen hat. Das ist auch ein guter Ort um in Ruhe zu trauern.

    Habe einige Zeit Musil vermeidet, die mich an ihn erinnert hat, aber fange nun langsam damit an, auch wenn es schmerzhaft ist.


    Sonja,

    Ich verstehe, man will ja unbedingt etwas sagen, aber selbst wenn man drin steckt fehlen einem die Worte. So geht es mir zumindest. Danke also, das du trotzdem schreibst, schön von dir zu lesen.

    Dein Verlust ist ja sehr frisch, tut mir so Leid, dass es dich auch getroffen hat. ❤️🌻


    Sonia

  • Ich frag mich auch, wie kann das sein, dass Sebastian so darauf vertraut hat, dass sein Suizid nicht Schlimmeres nach sich zieht. Dass ich es vielleicht gar nicht aushalten kann.

    Denn wie wichtig er mir war, wusste er. Er trug sogar einige meiner kleinen Liebesbriefe stets bei sich und als ich sie nochmals gelesen habe, dachte ich: also dass er das Maß meiner Liebe nicht kannte, kann ich nicht glauben.

    Also war etwas anderes, dunkleres stärker.

    Was mir heute morgen klar wurde ist: dass ich stets daran geglaubt habe, dass es gut werden wird. Es wird ihm auch besser gehen und da ist so viel Hoffnung. Jetzt wo es aber so gar nicht gut ist und er auch nicht mehr da, frage ich mich: Was macht das mit meinem Glauben daran, dass man in einer glücklichen Partnerschaft alles schaffen kann gemeinsam. Ich habe Angst, dass ich da nicht mehr so ein Vertrauen fassen kann.

    Versteht das jemand?