Meine Ursel ist gegangen

  • Mein Name ist Dieter, ich bin 71 Jahre alt. Am 3. Januar ist meine geliebte Ursel gestorben. Ihr Leidensweg begann im Mai 2024 als sie ins Krankenhaus musste. Sie hatte sehr viel Wasser in den Beinen und der Lunge eingelagert und es dauerte 7 Wochen bis die Ärzte das in den Griff bekamen. Inzwischen hatte sie ein Krankenhaus-Delir bekommen. Bei so langen Klinikaufenthalten schaltet das Gehirn bei vielen älteren Menschen - Ursel war auch 71 - auf Notbetrieb und die Symptome ähneln einer Demenz. Ich hatte gleich zu Beginn des Klinikaufenthaltes meinen Minijob gekündigt und war jeden einzelnen Tag bei ihr, was sie sehr genoss. Leider lagerte sie immer wieder Wasser in die Lunge ein. Wieder unzählige Untersuchungen wie Bronchoskopie, MRT, Herzkatheter und, und, und. Nach inzwischen 6 Monaten Aufenthalt in verschiedenen Stationen war eine "interstitielle Lungenkrankheit unklarer Herkunft" medikamentös im Griff. Sie sollte jetzt noch ein paar Wochen in der Geriatrie zu Kräften kommen. Dies war ihr Todesurteil. Dort bekam sie eine Sepsis mit 5 verschiedenen Krankenhauskeimen. Wochenlang bekam sie Infusionen mit Antibiotika. Heilig Abend wurde sie dann "stabil", so stand es im Arztbrief, entlassen. Sie hatte keine Kraft mehr, keinen Appetit und trinken wollte sie auch kaum noch. In der dritten Nacht zuhause wachte ich auf, weil sie hektisch atmete. Sie hatte hohes Fieber und war nicht wach zu bekommen. Ich rief die 112 an. Die Notärztin nahm mich auf die Seite und teilte mir mit dass Ursel im Sterben liegt und noch 4-5 Stunden hätte. Sie war auch nicht mehr bei Bewusstsein. Ich war total schockiert. Dass es so um sie steht hatte mir kein Arzt gesagt. Sie wurde als "stabil" entlassen. Für mich kam eine neuerliche Einweisung nicht in Frage, sie sollte nach 7 Monaten Krankenhaus wenigstens zuhause sterben dürfen. Es dauerte noch 7 Tage. Ein Bereitschaftsarzt, der sie auf meine Bitte nochmal untersuchte, bestätigte die finale Sterbephase. Da er ihr Morphin-Tropfen verschrieb, konnte sie letztendlich schmerz- und angstlos sterben. In den letzten 2 Tagen und Nächten summte sie im Tiefschlaf stundenlang immer die gleiche Melodie, durch das Morphin war sie glücklich eingeschlafen. Zu meiner unendlichen Trauer kommt noch die Wut auf diese unsägliche Geriatrie-Abteilung, für die das Wort Hygiene ein Fremdwort ist. Dieser Tod hätte nicht sein müssen, ihre Grunderkrankung war mit Medikamenten gut im Griff, die Sepsis war nur leider nicht ausgeheilt. Wir hätten heuer unseren 20.Hochzeitstag, hatten im Krankenhaus Pläne gemacht für die Zeit wenn sie wieder bei Kräften wäre. Ich bin verzweifelt, die Zeit im Krankenhaus hatte uns noch enger zusammengeschweißt. Jetzt muss ich ohne meine Ursel leben. Was ich da durchmache muss ich hier niemand beschreiben. Die Tage sind jetzt doppelt so lang, ich sehne täglich den Abend herbei. Mit Hilfe der Pharmaindustrie kann ich ein paar Stunden schlafen bis der nächste traurige Tag beginnt. Ein wenig Sinn im Leben habe ich noch durch unsere gemeinsame Leidenschaft Eichhörnchen. Seit Jahren besuchen uns am Wohnzimmer wilde Eichhörnchen, die dort Futter und Wasser bekommen. Wenn ich Ursel eines Tages wiedersehe, hab ich dann einiges über unsere Lieblinge zu erzählen. Die Zeit bis dahin wird eine Qual, ich vermisse meine geliebte Ursel unendlich.

  • Lieber Dieter,

    mein tief empfundendes Beileid möchte ich dir aussprechen.
    Du warst so stark, so unglaublich liebevoll, als du Ursel zu Hause behalten hast. Das drückt tiefe Liebe und Verbundenheit aus.
    Ich hoffe, du hast real ein paar Menschen um dich, die dir zugetan sind und dich stützen.

    War deine Ursel eine Trommlerin? Musst nicht antworten, wenn das zu privat oder zu schmerzhaft ist. Die Eichhörnchen sind eine zauberhafte Art, die Verbindung im hier und jetzt zu halten.

    Ich wünsche dir den Mut, jeden Tag neu zu beginnen und die Kraft, die Spuren eurer Liebe wahrzunehmen. denn die werden nie vergehen.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Lieber Dieter auch ich möchte dir mein tiefes Beileid aussprechen...gut das du hierher gefunden hast das Forum kann eine Hilfe sein...das mit euren kleinen Eichhörnchen ist soo schön und deine geliebte Ursel wird bei dir sein....auch mein lieber Schatz durfte von zu Hause die Seite wechseln...

  • Liebe Elster,


    herzlichen Dank. Ja, das ist tiefe Liebe zwischen uns, die wird für immer bleiben, das ist mein großer Trost.

    Es gibt ein paar Menschen die mich sehr unterstützen, dafür bin ich sehr dankbar.

    Die Trommlerin war ein Eichhörnchen, das auf Grund eines Unfalls nicht mehr draußen leben konnte und ihren Lebensabend frei in unserer Wohnung verbrachte.

    Das ist sie auf dem Avatar.


    Hab lieben Dank für Deine wunderbaren Zeilen.

  • Lieber Dieter. Wir alle hier im Forum trauern um einen geliebten Menschen. In der ersten Zeit braucht man die Möglchkeit ,das auszudrücken,was einen bewegt.Das ist ganz wichtig. Schreibe immer, wenn du jemanden brauchst.Das Forum hört dir immer zu und viele antworten dir.Es tut mir sehr leid,dass du das erleben mussest.Unsere Gedanken sind bei dir.

  • Lieber Dieter,


    deine Liebe zu Ursel spricht aus jedem Wort von dir... sie hat sie gespürt und ist lächelnd gegangen.

    Bei meinem Mann war es auch so... ein Lächeln lag auf seinem Gesicht... das hat mich getröstet, weil er so gelitten hatte.


    Bitte beschreibe hier im Forum deine Gedanken und Gefühle ... wir sind füreinander da.


    Lg Luise

  • Lieber Dieter,


    dein schmerzhafter Verlust tut mir von Herzen leid.

    Ihr habt sehr viel durchgemacht beide und so ein Ende ohne Dich darauf vorzubereiten ist richtig schlimm.


    Du hast alles richtig gemacht aus Liebe.

    Sei hier bei uns Willkommen und fühle Dich aufgefangen und verstanden.


    Der kleine Kerl ist sehr sehr süss.

    Ein tolles Hobby.

    Gut das Du auch Menschen um Dich hast die Dir beistehen.


    Es ist ja noch so ganz frisch und es dauert sehr lange.

    Du musst das ja alles erst einmal verarbeiten auch das ganze davor.


    Hast Du eine Trauerbegleitung die Dich da etwas unterstützt?


    Vlg. Linchen

  • Liebe Luise,


    oh Ja, ich liebe sie sehr und sie mich auch. Ich war mir erst nicht sicher ob sie wusste dass sie gehen muss. Inzwischen glaube ich, sie spürte es, wollte

    mich aber nicht belasten, weil sie wusste was jetzt auf mich zukommt. Danke für Dein Mitgefühl.

  • Liebe Linchen 1,


    vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte. Ja, es wird lange dauern bis es nicht mehr so schmerzt, aber ich glaube fest daran dass wir uns irgendwann wiedersehen.

    Ich gehe alle paar Wochen zu einer Psychologin, die sich mit Trauer auskennt.