Mein Mann ist mit dem Flugzeug abgestürzt, seitdem ist alles anders.

  • Das heißt also, man soll lachen, wenn es uns zum Weinen ist. Also eine Maske aufsetzen und auf

    diese Maske dann noch die Corona Schutzmaske. Oh Mann, wie viele Masken kommen dann noch?

    Warum darf man nicht einfach auch mal ein trauriger Mensch sein? Diese Dauergrinzfratzen sind bei

    den meisten Menschen eh auch nur Masken. Warum darf ich nicht einfach -ich- sein.

    Ein Mensch mit Gefühlen und kein Roboter oder eine Maschine. Menschlichkeit ist nicht mehr gefragt.

    Traurig wohin sich die Menschheit entwickelt hat. Alles was einen Menschen aus macht, muss man verbergen.

    Warum eigentlich? Was passiert wenn ich beim Einkaufen auf einmal weinen muss? Mich auf dem fRiedhof

    der Schmerz überrollt oder auf der Straße mich eine Weinattacke einholt? Was ist so schlimm daran?

    Wenn ich einen Lachanfall bekomme, das ist okay und manche lachen dann mit und wenn ich weine, weichen

    die Menschen schnell aus. Ach unsere Welt ist einfach nicht mehr menschlich.

    Hätte ich kein Herz könnte ich mich auf dieser Welt wohl fühlen. Aber ich bin nun mal keine Maschine.

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Ich fürchte das Problem ist, dass ich jetzt schon zweieinhalb Jahre um meinen Mann weine und keine Freude mehr empfinden kann.

    ES GEHT EINFACH NICHT!

    Und jede und jeder die meinen Thread gelesen haben wissen, dass ich wirklich alles ausprobiert habe.

    Zudecken ist die einzige Möglichkeit.

    Und es ist ja auch hier im Forum immer wieder der versteckte Vorwurf gekommen, dass wir uns alle nur im Selbstmitleid suhlen und uns mal am eigenen Kragen packen und in die Gänge kommen sollen.

    Vorzugsweise mit dem Hinweis wieviel Freude ein Ehrenamt macht.

    Du weißt es ja selber.

    Ist zwar nicht gut angekommen und die betreffenen Personen haben das Forum meistens schnell wieder verlassen oder schreiben nur mehr eingeschränkt, aber das, was sie schreiben sind Tatsachen.

    Die Tatsachen vor die wir im normalen Leben gestellt werden.

    Und alle die diese Tatsachen nicht in ihr Leben inkludieren können, haben zwei Möglichkeiten: Erstens, sich zurückzuziehen oder zweitens nach außen zu gehen und ihr wahres Befinden zu verstecken oder nach außen gehen, sich nciht zu verstellen und noch von der Umgebung eine Schippe Schuldgefühle aufgeladen zu bekommen.

    Das Verständnis für Trauer ist spätestens nach einem Jahr, meistens schon nach ein paar Monaten endenwollend.

  • Liebe Gabi,

    ganz, ganz herzlichen Dank für Deinen Text - auch bzw. gerade weil er sich mit einem sehr schwierigen Thema

    befasst!

    Ja, ich gehöre zu den Personen aus dem Forum, die sofort eidesstattlich schwören würden, dass kaum jemand bzw. niemand

    den ich kenne so viel Verschiedenes ausprobiert hat wie Du.

    Mangelndes Interesse und Engagement kann "man" und Du Dir ganz sicherlich nicht vorwerfen.


    Ich verstehe die Menschen, die mir erklären, dass ich für mich selber sorgen und Sachen machen muss, die mich erfreuen, um an Ausstrahlung zu gewinnen und mich wieder am Leben freuen zu können. Und dann kämen die Menschen auf mich zu und alles würde besser und das Leben wieder in Fahrt kommen.

    Das klingt ja auch total logisch, aber diese Menschen glauben, dass man das Leben nur positiv betrachten muss, dann würde man automatisch zufrieden und glücklich.


    Und sie verstehen nicht, wenn ich ihnen zu erklären versuche wie es tatsächlich ist.


    Dass man Dinge unternehmen und aus sich herausgehen kann und alles tun, um für sich selber zu sorgen und sich abzulenken, ohne dabei einen Funken Freude zu empfinden. Das ist jenseits ihres geistigen Horizonts .

    Und das ist auch gut so, denn es heißt, sie müssen die große Herausforderung, die wir hier alle zu bestehen haben, nicht bestehen, sondern andere Themen in ihrem Leben bearbeiten.

    Danke!

    Das würde ich ebenfalls alles sofort unterschreiben!

    ... genau das wird wirklich zum Problem.

    Das ist der Grund, warum ich wenn möglich Sozialkontakte meide, die mit Gefühlen zu tun haben...

    denn es ist eine Frage der Zeit, wann es zum Problem wird bzw. auffällt oder zum Thema wird.

    (Natürlich gut gemeint von den anderen, aber das macht es eher noch schlimmer als besser....

    was ich schreibe ist auch ausdrücklich keine Kritik an anderen. )

    Ich kann mittlerweile auch recht souverän mit sozialen Situationen jeglicher Art umgehen,

    voraus gesetzt sie verlangen keine emotionale Beteiligung von mir.

    Egal welcher Art oder in welche Richtung:

    Bei jenen Situationen wie in Deinem Zitat geschildert,

    werde ich dann leicht bockig bis aggressiv - denn wie bereits vor ein paar Tagen in einem anderen Thread geschrieben:

    Ich habe nicht vergessen wie sich Liebe, Glück, Zufriedenheit und Freude anfühlt - ich kann sie nicht empfinden.

    Das ist ein riesiger Unterschied.

    Und ich werde aus Verzweiflung aggressiv, wenn mir jemand dann genau das vorhält worunter ich selbst

    entsetzlich leide.

    Dann gibt es noch die Situation, wenn mir mit großer Sympathie und Anteilnahme begegnet.

    (Ja, das kommt vor. Vor allem auch bei neuen Menschen ....)

    Dann werde ich zum völligen Pinocchio bzw. zum Stein und gerate leicht unter inneren Druck,

    weil ich das mir entgegengebrachte Empfinden nicht erwidern kann.

    Die einzige Ausnahme ist ein wenig hier im Forum und bei Tieren.

    (Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass dies auch schon vor meiner Trauer eine leichte Schwäche war.

    Ich kann auf Emotionen oft nicht adäquat reagieren.)


    Ich kann Dich daher weder trösten, noch Dir einen Tip oder irgendetwas geben,

    nur zu 100% verstehen kann ich Dich.

    Jedes Wort von Dir: Ich fühle mich auch wie ein Zombie.


    Tereschkowa

  • Ich habe nicht vergessen wie sich Liebe, Glück, Zufriedenheit und Freude anfühlt - ich kann sie nicht empfinden.

    Das ist ein riesiger Unterschied.

    Liebe Tereschkowa, liebe Gabi,


    ich bin voll auf eurer Linie und verstehe euch so gut. Mir geht es ganz genauso, und ich kann auch bestätigen, was Du liebe Gabi alles probiert hast.


    Und es ist ja auch hier im Forum immer wieder der versteckte Vorwurf gekommen, dass wir uns alle nur im Selbstmitleid suhlen und uns mal am eigenen Kragen packen und in die Gänge kommen sollen.

    Vorzugsweise mit dem Hinweis wieviel Freude ein Ehrenamt macht.

    daran kann ich mich auch erinnern, und ich sage ganz ehrlich, solche guten Ratschläge gehen mir mindestens 5 cm am A.... vorbei. Wenn der Mensch, mit dem man das Leben noch lange teilen wollte nicht mehr da ist, dann läßt sich keine große Freude mehr empfinden. Und wer das nicht verstehen kann oder will, muß Hornhaut auf der Seele und dem Gemüt haben.


    Lassen wir uns nicht beirren, sondern leben und erleben wir unsere Trauer so, wie es sich für uns richtig anfühlt. Jeder hat seinen eigenen Weg, den er gehen muß.


    Ich schicke euch eine liebevolle :24::24:

    Lilifee

  • Du hast Recht, Gabi - wie du , vermisse ich meinen Schatz jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde - auch ich fühle nur Trauer, Sehnsucht, Schmerz und Einsamkeit.

    Ich bin immer froh, wenn wieder ein Tag dieser Einöde vorbei ist.

    Auch euch Tery und Lilfee stimme ich voll zu.

    Ich befürchte, es gibt keine Lösung für diese Sackgasse in der wir stecken - immer wieder wenden und einen neuen Weg fahren hat bei mir nicht funktioniert - vielleicht bleib tatsächlich nur die Zeit - sie heilt zwar keine Wunden, aber verursacht notgedrungen eine gewisse Gewöhnung an einen unaushaltbaren Alltag......

  • Liebe Gabi!

    Da hast du so recht.Ich mache ja auch viel ehrenamtlich,ja und mir macht es Spaß,aber es ist etwas Ablenkung,aber

    die Trauer vergeht nicht.Kommt man nachhause dann ist es wieder leer und still und der Partner fehlt überall.

    Egal ob man sich irgendwie ablenkt,dadurch wird die Trauer nicht weniger.Mir hat es auch gut getan ,weil es im

    Altenheim war und die Bewohner mich gebeten haben zu kommen und sie haben mir Kraft gegeben,aber ich

    mußte mich auch nicht verstellen,wenn ich weinen mußte haben es alle verstanden,mich in den Arm genommen.

    Ja sie haben es ja selber alle durchgemacht.Und ich habe es Ralf versprochen.Wir haben immer darüber

    gesprochen und er hat mir gesagt,das ich ihm versprechen soll meinen bisherigen Weg weiterzugehen und

    ich hätte doch solche Freude.Und er kannte die Bewohner auch scon mit Namen und so haben wir viel

    davon gesprochen.Ach Gabi wir brauche von niemanden Ratschläge und jeder trauert anders und nicht

    jeder kann irgendwo etwas gutes machen,sondern muß erst mal mit sich selbst und dem Schicksal klarkommen.

    Wenn mir jemand gesagt hätte,du mußt etwas machen,das die Freude bereitet,dann hätte ich den Vorschlag

    nicht angenommen,das kann nur jeder selbentscheiden.Und ich verstehe dich sehr gut und du hast wirklich

    alles probiert,aber manchmal ist es egal wieviel man ausprobiert,es klappt einfach nicht und man kann eben

    nicht anders,es geht nicht,dann lebt man eben weiter so wie bisher,erzwingen kann man nichts .Liebe Gabi

    du hast deinen Hannes so sehr geliebt und kannst noch keine Freude zulassen und weinst noch .Mach es,

    du machst das ,was du einfach machen mußt,man kann sich das nicht aussuchen und wenn die Trauer immer

    noch so schlimm ist,dann ist es so und dagegen kann man nichts machen,aber manche meinen immer

    Ratschläge geben zu müssen.Liebe Grüße Helga

  • Liebe Gabi!

    Ich gebe Dir voll Recht!!! Jede Sekunde, Minute, Stunde, Tag vermisse ich Ernst, die Trauer und Sehnsucht ist allgegenwärtig.

    Keine Tätigkeit, kein Ehrenamt ( käme mir eh nie in den Sinn) kann diesen Schmerz vertreiben. Bei mir ist es so, ich habe ja noch Kinder, Enkel und meine hochbetagten Eltern.

    Die Enkel geben mir eine Aufgabe und manches Lächeln, aber selbst beim Enkel bespaßen ist die Trauer in mir, so dass ich mir manche Tränen

    wegwischen muss. Die Freude, einmal glücklich sein so aus vollem Herzen, so wie wir es früher waren, das kommt nie wieder. Diese Trauer,

    dieses Gefühl, diese Schwere lässt sich nicht toppen, meine, noch mehr Trauer geht nicht.

    Liebe Gabi, Du hast wirklich viel versucht Dein Leben wieder mit Aufgaben zu füllen und uns Hoffnung gemacht, das es mit der Zeit etwas leichter wird, aber es ist ein Trugschluss, die Trauer holt kräftig einen immer wieder zurück. Es ist kein Selbstmitleid, nein!! Es ist die Erkenntnis, dass es nie mehr so schön werden wird. Meine Trauer hat im Moment den Stand einer Wut, nicht wütend auf Schatzi, nein bloß nicht, wütend das alles keinen Sinn macht, alles verdammt ( entschuldige die Wortwahl ) alleine!!!

    Liebe Gabi, ich wünsche Dir viel Kraft für die Aufgabe, die Du noch hast, Deinen lieben Schwager auf seinem Weg zu begleiten.

    Einen von ganzem Herzen kommenden Gruß Ulla

  • liebe gabi,

    anfangs dachte ich , bei mir ist alles falsch, ich konnte mein schneckenhaus nicht verlassen und unter die leute gehen.

    wenn ich gelesen habe, was du alles probiert hast, hatte ich das gefühl, dass du es richtig machst und ich es auch so

    machen sollte. ich dachte mir schon aus , welches ehrenamt ich anfangen könnte und hatte auch ideen.


    aber um es anzupacken, fehlte die kraft und der mut unter fremde menschen zu gehen. es kamen so viele bedenken

    auf, dass ich innerlich sofort wieder den rückzieher machte. als corona kam, war dann schluss und ich muss sagen,

    dass ich erst mal froh war, dass nichts mehr ging, ich auch nichts musste.

    ich brauche einfach immer noch sehr viel zeit für meine trauer. morgens ist der 1. gedanke mein mann und nachts

    der letzte. mit echter innerer freude etwas zu tun ist so schwer, weil man diese freude mit niemand teilen kann.

    ich bin einfach ein partner- und familienmensch und dieser verlust lässt sich nicht mehr toppen.


    für dich gabi ist jetzt auch noch eine schwere aufgabe dazugekommen, für die ich dir ganz viel kraft wünsche.

    ein lieber gruß von

    flora

  • liebe Gabi, ihr lieben,


    eine liebe umarmung von herzen von mir, auch wenn sie nicht deinen eispanzer durchdringen kann:30::24::30:

    nein, keine freude mehr.... lediglich manchmal ein kleiner galgenhumor, hier im forum....


    ich weiss noch 2019... ein ehrenamt wäre für mich die rettung, dachte ich.... und alles was ich in dieser richtung unternahm ging voll in die hose.... und falls es mal nicht in die hose gegangen wäre habe ich unbewusst selbst die notbremse gezogen....weil mir immer wieder klar wurde "nein, so geht das nicht.... schatz DU fehlst so sehr, DU fehlst so sehr.... ich WILL garkein ehrenamt....ich will nur DICH"


    ich habe für mich fest gestellt, dass ich mich programmieren kann. ob wir wollen oder nicht - leider werden wir immer wieder mit der umwelt konfrontiert und damit gleichfalls mit deren unverständnis uns gegenüber...


    gehe ich raus in die welt, kann ich eine andere Bine "schauspielern", als ich wirklich bin... allerdings funktioniert dies nur an wirklich einigermaßen "guten" tagen.... und da diese guten tage kaum vorkommen, lege ich meine tätigkeiten da draussen spontan (z.b. einkaufen, wichtige anrufe, werkstatttermine usw.) auf diese eben erwähnten tage....


    genauso an sylvester.... obwohl ich da wirklich keinen guten tag hatte, aber ich konnte mir vorstellen, Roger ist an meiner seite und geht mit mir zu den schrecklichen nachbarn hinüber..... ich stand quasi neben mir und guckte mir selbst über die schulter als ich meine "rolle" spielte....


    ein not-programm um zu überleben in der uns fremd gewordenen welt...irgendwie.... ansonsten bleibt eine einsiedelei im wald aus letzter ausweg....


    alles liebe von Bine

  • Liebe Gabi, ihr Lieben alle,

    ich kann Eure Worte zur Gänze unterschreiben. Es ist nicht möglich ,

    einen so geliebten Partner hinter sich zu lassen, um ein wie geartetes, oberflächliches Leben zu führen.

    Gerade unser Verlust hat uns gelehrt, wie unwesentlich und beliebig das "normale" Leben in vielen Fällen gestaltet wird.

    Seid tröstend gegrüßt

    Sommermond

  • liebe Sommermond

    Gerade unser Verlust hat uns gelehrt, wie unwesentlich und beliebig das "normale" Leben in vielen Fällen gestaltet wird.

    Seid tröstend gegrüßt

    Sommermond

    es gibt einen ausspruch von Vincent van Gogh:


    "die Normalität ist eine gepflasterte Straße.

    Man kann gut darauf gehen,

    doch es wachsen keine Blumen auf ihr..."


    so ist es, oder???


    alles liebe von Bine

  • Ich glaube das auch du irgendwann (genau wie wir alle ) ein stück aus dem Thal herauskommen und im inneren unseren Frieden mit der Welt schließen. nicht den Großen- aber vieleicht ein kleinen Krümel.

    Liebes Rienchen,


    hoffentlich hast Du recht. In unserer Situation ist man ja schon mit kleinen Dingen (Krümeln) zufrieden, wenn sie wenigstens ein bißchen Ruhe und Frieden bringen.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Naja, so gesehen wird mir über kurz oder lang dann auch ein Ehrenamt zufallen. :-(

    Momentan wohne ich in der Wohnung meines Cousins und passe auf den Hund auf, solange er im Krankenhaus liegt.

    Ich habe nun also eine Aufgabe, keine schöne Aufgabe, weil es furchtbar traurig ist, dass mein Cousin so krank geworden ist, aber eine Aufgabe die ich sehr gerne und gewissenhaft ausführen werde, das bin ich uns beiden schuldig.

    Gerade heute ist mir wieder die Decke sowas von auf den Kopf gefallen.

    Ich fühle mich dann nur mehr wie eine leere Hülle.

    Ich habe mir am Nachmittag nach langer Zeit wieder eine ordentliche Portion Baldrian einverleibt, jetzt gehts ein bisschen besser.

    Aber von gut bin ich weit entfernt.

    Das ist immer so merkwürdig, alle Leute die davon erfahren haben was mit meinem Cousin ist, sagen in einem Atemzug, dass ich aber nicht vergessen soll auf mich zu schauen und meinen damit, dass ich mich nicht vollkommen der Pflege meines Cousins hingeben soll, sondern auch Dinge tun soll die mir Spaß machen und Freude bereiten.

    So eine Art Sorge um mich.

    Finde ich ja nett, aber es ist so absurd, dass es eigentlich nicht wirklich etwas gibt, das mir Spaß und Freude macht und das liegt nicht an meinem armen Cousin, sondern immer noch am Tod meines Hannes, der für die Meisten schon so lange her ist, dass er keine Rolle mehr spielen kann.


    Die meisten Menschen da draußen haben keinen Begriff davon, wie es ist, wenn man zwar am Leben ist, aber nur deswegen, weil man zu feige ist, einem Leben ein Ende zu bereiten, das für einen selbst nicht mehr wirklich eines ist.

    Jetzt kommt so ein Schritt sowieso nicht in Frage, denn ich bin ein Mensch, der immer alles durchgezogen hat, was er angefangen hat und ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen und werde jetzt nicht damit anfangen.

    Und danach werde ich es auch nicht tun, denn (siehe oben) ich habe dieses bescheuerte Leben nunmal vor zweiundsechzigeinhalb Jahren angefangen und ich zieh das bis zum Ende durch, punktum!

    Aber es ist hart, immer noch nach zweieinhalb Jahren!


    edit: Soeben habe ich mitbekommen, dass Birgits Tochter gestorben ist.

    Es ist einfach furchtbar.

    Was kann ein Mensch aushalten?

  • Liebe Tigerlily,

    die traurig und mutig für andre da ist, ich bewundere Deine Stärke.

    Ich habe gerade von Birgit gelesen, erschütternd, unbegreiflich und endlos traurig. Leider kann ich nichts tun ausser Beten.

    Ich umarme Dich still.

    Alles Liebe

    Sommermond

  • hallo tigerlilly

    Kann es vollkommen verstehen das du für deinen Cousin da bist. Mein Bruder ist 60 und wurde vor über 1 jahr plötzlich so schwer krank (lange geschichte) und jetzt ist er auf dem geistigen Niveau eines 2-5jährigen. Seine Freundin und er wollten gerade eine Zukunft beginnen. Sie ist 53 Jahre und hat sofort ihre Arbeit aufgegeben und pflegt ihn mit Aufopferung. Alle haben kein Verständnis für sie wie sie ohne finanzielle Absicherung nicht verheiratet etc...aber von echter Hilfe keine Spur. Ich bin voll auf ihrer Seite und sie auf meiner.so ist es mit der liebe pflegen trauern sind einfach Gefühle das hat nichts mit Zeit und logischen Argumenten zu tun. Ich bin erst am Anfang des trauerwegs und kann mir auch nicht vorstellen wieder wirkliche Freude am leben zu finden.

    Das mit Birgit macht mich einfach sprachlos dafür gibt es keine Worte. Darf gar nicht wiedergeben was ich tun würde.

    Liebe grüsse helen 18

  • Danke liebe Sverja für den Link!

    Ich werde mich da schlau machen, definitiv.

    Mein Cousin wird im Krankenhaus recht gut betreut, hatte gestern seine zweite Chemo und ich muss sagen, es geht ihm viel besser als nach der ersten Runde.

    Ich hoffe das ist ein gutes Zeichen!


    Wir beide nehmen es jetzt mal so wie es kommt, im Moment ist es gut schaffbar, dass ich mich um ihn kümmere, ich muss nur mit dem Hund raus, vor allem in der ersten Woche der Chemo, das Nötige einkaufen, die Wohnung sauberhalten, um sich selbst kann er sich gut kümmern. Momentan kann man so oder so nicht viel unternehmen, da macht es mir auch nichts aus, dass ich wieder in eine Struktur eingebunden bin, die nicht die meine ist.

    Ansonsten hat sich an meiner Lage nicht viel geändert.

    Wenn ich daheim bin fühle ich mich nach wie vor einsam und mein Mann fehlt mir bei allem, vor allem, weil niemand mehr da ist mit dem man "richtig" reden kann, an den man sich anlehnen kann, dessen Meinung zählt, den man einfach liebt!


    Ich lese gerade das Buch von Eben Alexander Blick in die Ewigkeit und da ist auf Seite 223 ein herzzerreissendes Gedicht (ich werde es einfügen, sobald ich mehr Zeit habe, muss nämlich gleich wieder weg).

    Das hat mich wieder voll in meine Trauer hineinkatapultiert und all meine Normalisierungsmaßnahmen im Handstreich hinweggefegt.


    Ich weiß jetzt genau, es geht mir nicht gut, ich stehe nicht wieder im Leben, es ist alles Fassade, um überleben zu können.

    Mein Leben ist immer noch allein die Trauer so wie zu Beginn der Trauerzeit.

    Es gibt keinen Neubeginn.

    Es gibt nichts Lebenswertes, wofür es sich zu leben lohnt.

    Es gibt nur die Trauer und das Warten auf das Ende.

    Und in der Zwischenzeit mache ich fast automatisch nützliche Dinge, um anderen zu helfen, damit nicht alles in diesem aufgezwungenen Restleben komplett umsonst ist.

  • Liebe Tigerlily,

    was Deine Trauer betrifft, da bin ich ganz bei Dir. Ein Neuanfang sehe auch ich als ausgeschlossen an. Für Deine Hilfe und Fürsorge für andere hast Du meinen vollen Respekt. Vielleicht siehst Du es anders, ich meine Du hast trotz allem Kraft.

    Sei tröstend umarmt

    Sommermond