Liebe Rienchen,
ich kann Deine Gedanken gut nachfühlen.
Ich glaube, dass wir aus Selbstschutz, vieles verdrängen:
"Alt sind die anderen, ich bin jung. Arbeitslos sind die anderen, ich habe eine gute Arbeitsstelle. Krank sind die anderen, ich bin gesund. Einsam sind die anderen, ich habe viele Freunde."
Diese Reihe ließe sich endlos fortsetzen.
Es beginnt schon in der Kita, wir müssen am weitesten springen, an schnellsten laufen, die coolste Klamotte, das teuerste Fahrrad und die größte Aufmerksamkeit der Betreuer ergattern. In Schule, Beruf und Freizeit wird diese Struktur ausgebaut und verfestigt. Verständnis, helfende Aufmerksamkeit und Empathie werden in Lern- und Ausbildungsplänen nicht aufgeführt . Die Medien tun ihr übriges. Tägliche Katastrophenmeldungen lassen uns nicht hinhören, sie stumpfen uns ab.
Das Manko an Gefühlsleben wird mit Konsum aufgefüllt. Mir kommen Sätze in den Kopf wie: "Du mußt dich nur genug anstrengen, dann kannst du alles erreichen."
Was wir "erreicht" haben, ist die tiefe Liebe zu einem Menschen, sie ist unauslöschlich. Leider haben wir diesen Menschen verloren. Ein Zurückfinden in die übliche Welt scheint mir unmöglich.
Unser Leben ist für immer verändert.
Unverändert ist aber auch dir Liebe zu unserem Herzensmenschen. Wir lieben und werden geliebt.
Sei herzlich umarmt
Sommermond