Wir wussten es beide und trotzdem tut es nur weh

  • Hallo und guten Morgen !

    Mein Mann ist am 18.03. gegangen. Nach 9,5 Jahren diagnostizierter und austherapierter Multipler Sklerose mit sehr schlechten Verlauf.

    Wir wussten seit Dezember, dass es nicht mehr lange dauern wird. Er hatte alles fest gelegt, was er wollte und was nicht. Daran haben sich alle gehalten.


    Er kam Mitte Februar, nach der dritten Lungenentzündung wg. Anatmens ins Krankenhaus und nach zwei Wochen dort, Anfang März, für seinen letzten Weg nach Hause. Das war es, wofür er gekämpft hat.


    Ich konnte ihm noch eine Magensonde abringen, damit er seine ganzen Medikamente wenigstens noch nehmen konnte um schmerz- und krampffrei zu sein.


    Am Tag vor seinem Tod musste ich ihn wieder abgeben, da er bei mir so unruhig war, dass er trotz starker Medikation nicht zur Ruhe kam.


    Am nächsten Morgen um 5.17 Uhr ist er gegangen. Ohne mich, obwohl es immer sein Wunsch war. Das KKH hat nicht angerufen und ich lief um 9.30 Uhr mehr oder weniger ins "offene Messer".


    Ja, ich war erleichtert, dass er nun von seinem Leiden erlöst war und trotzdem war ich wie betäubt. Ich bin auch nicht mehr zu ihm gegangen. Die Schreckensbilder" der letzten Tage hatten sie zu tief eingebrannt, als dass ich das noch hätte ertragen können.


    Er konnte absolut nichts mehr und wartete jeden Tag nur darauf, dass ich Feierabend hatte und um ihn war. Weder Hände noch Beine funktionierten. Wie sagte er einmal: Es ist schon sch..., wenn man sich noch nicht mal mehr selber in der Nase popeln kann !


    Irgendwie habe danach funktioniert und auch wieder gearbeitet, was gut tat.


    Nun warten wir auf den Tag der Beisetzung, der erst in 2 Wochen ist.


    Aber es ist alles leer, kalt, sinnlos und tut nur weh.


    Der Kopf weiss, dass es für ihn so besser war, Auch, wenn er erst 59 Jahre war. Aber das Herz will es nicht verstehen.


    Wir waren 9,5 Jahre täglich zusammen und nun ist er weg ? Für immer ?


    Ich merke oft, dass er bei mir ist, wenn ich sehr traurig bin. Ich merke auch schon Momente, ich denen ich die Gedanken abschalten kann und es mir gut geht. Ich wünsche mir, dass es besser wird und er trotzdem bei mir bleibt.

  • wir hatten 6 Wochen nachdem der Arzt sagte jetzt können wir nix mehr tun:13:davor kämpften wir fast 3jahre...immer zwischen hoffen und bangen...Als mein Schatz einen stammzellspender bekam schöpften wir nach der Horror Chemo so viel Hoffnung als dann die ersten neuen leukos zu messen waren ,waren wir so glücklich aber leider hielt es nicht lange sein Körper stieß alles ab,2 infarkte usw aber ich konnte die letzten Male trotz corona immer mit ins Krankenhaus und gute 3 wochen bevor:13::13:holte ich meinen Schatz nach Hause....3 Wochen vor seinem 56.Geburtstag ist er eingeschlafen....alle die ihn und die er liebte konnten bei ihm sein....er fehlt mir sooooo:13:

  • Er hat in der Nacht bevor er ging, trotz aller Medis nur noch um Hilfe gebrüllt. Nach 17 Nächten war ich am Ende. Der Palliativarzt hat ihn dann ins KKH zurück geholt. Später hat man mir dann gesagt, dass er sich bis zum Schluss gewehrt hat. Er wollte nicht gehen. Er war alleine als er ging. Genau das Gegenteil von dem, was er sich gewünscht hat. Ich weiss bis heute nicht, warum ich nicht informiert wurde.

  • Liebe Heike, mein aufrichtiges Beileid!

    Es tut mir leid, daß du auch diesen traurigen weg gehen musst!


    Ich glaube dir, das dich die Gedanken beschäftigen, warum er allein ging und dich niemand anrief.

    Auch der Gedanke, daß er sich bis zum Schluß gewehrt hat, bedrückt dich sicher stark!

    Das ist schwer auszuhalten für uns Liebende..


    Auch mein Mann ging allein in der Nacht.

    Mich rief man erst an, als er schon in der Geistigen Welt war.

    Er hatte immer Angst davor.


    Die Nachtschwester sagte mir, das es nicht erkennbar gewesen sei.

    Sie war kurz vorher noch bei ihm und 10 Minuten später war er schon gegangen. Ich glaube ihr.


    Konntet ihr darüber sprechen, dein Mann und du?

    Wie schläfst du? Wie geht es dir?


    Liebe Grüße von

    Bettina mit Uwe im Herzen 🦋

  • liebe Heike<3

    auch ich möchte dich hier in diesem Forum willkommen heissen... Ja, es ist ein Forum der TRAUER von uns lebenden in LIEBE gestaltet...

    Diese liebende Trauer umfasst alles an Gefühlen was wir erleben und erlebt haben.

    Ich hoffe du kannst dich hier geborgen und aufgehoben und ein Teil deiner Wegstrecke durch dein Leben gut begleitet fühlen...


    Er war alleine als er ging. Genau das Gegenteil von dem, was er sich gewünscht hat. Ich weiss bis heute nicht, warum ich nicht informiert wurde.

    vielleich helfen dir meine Gedanken ein bisschen ?

    Obwohl Gefühle so immens schwer in Worte zu kleiden sind...

    Auch wenn dein Mann zuhause bei dir gestorben wäre oder du bei ihm im Krankenhaus gewesen wärest....


    sterben ...oder es als ein gehen in eine andere ,befreite Welt ansehend ...

    das ist ja immer alleine...völlig ALLEINE...


    Wir, die Lebenden , wir haben alll diese Trauer und alle die begreiflichen, ja durch den Tod diese ganz reale Unbegrreiflichkeit...

    aus dieser UnbeGREIFlichkeit entstehen unsere heftigen Emotionen ....


    Sie unsere geliebten Menschen sind FREI. Das ist ihr und irgendwann unser SEGEN den wir spüren dürfen.... Nach längerer bis langer Zeit


    Wenn du irgendwann mehr Kraft hast , oder vielleicht hast du ja auch schon einiges an den liebenden Trauergeschichten gelesen, dann weisst du auch das du leider nicht die einzige bist , die nicht rechtzeitig zum Abschied nehmen vom Krankenhaus informiert wurde ...

    LEIDER :30::30:

    Traurig und schmerzhaft LEIDER...

    Doch dein geliebter Mann ist FREI... Vielleicht ist das immer und immer wieder sich das innerlich sagend eine langsame Heilung , den Schmerz minimal verringend für dich??

    Es gibt ein sehr gutes Buch und auch Videos auf you tube von Dr. Domenico Borrasio, ein Palliativmediziner, der sehr gut das sterben n und versagen der einzelnen Organe beschreibt , was für uns Mitbegleitende häufig wie ein Kampf aussieht ... Er beschreibt und spricht alles mit viel Emphatie.:30::30:

    Der Lebenswille ist ein sehr, sehr, sehr starker Lebenswille und "erlischt" zuletzt... um in wieder d von mir geschrieben

    in die grenzenlose , schmerzfreie FREIHEIT zu "gehen.


    Du hast "uns " jetzt gedanklich und schriftlich zum Austausch... schreibe dir immer alles von der Seele . Auch wenn es immer und immer wieder Wiederholungen sind...

    Das ist bei der Trauer einfach so....


    Fühle dich sanft umarmt wenn du dir das vorstellen magst und MITbegleitet auf deinem Weg "hier".

    liebe Verbundenheitsgefühle :30::30:

    <3Sverja

  • Liebe Heike,

    mein aufrichtiges Beileid zu deinem schmerzlichen Verlust,

    und ein leises Willkommen im Forum.

    Hier kannst du dir alles von der Seele schreiben , was dich bewegt und bedrückt.

    Ich wünsche dir die nötige Zeit zum Trauern und Abschied nehmen.


    liebe Grüße

    Maike

  • Ihr Lieben,


    es tut gut, nicht alleine zu sein mit den Gedanken und den Schmerzen.


    Mir ist bewusst, dass er jetzt frei ist und ohne Schmerzen. Das macht es erträglich.


    Schlafen kann ich sehr gut, worüber ich auch sehr froh bin.


    Es wird weiter gehen, anders, neu und irgendwie...

  • Konntet ihr darüber sprechen, dein Mann und du?

    Wie schläfst du? Wie geht es dir?


    Liebe Grüße von

    Bettina mit Uwe im Herzen 🦋

    Wir haben bis 4 Tage vorher darüber sprechen können und es war gut so. Er hatte keine Angst vor den Tod, denn er hatte kein Ziel mehr, für dass es sich gelohnt hätte zu kämpfen. Die Krankheit hat ihm nicht nur körperlich alles genommen, sondern auch psychisch. Als dir getrennte Schlafräume brauchten, brach es sein ❤.


    Da ich seit Mitte 2017 immer mit Assistenten mit ihm leben durfte/musste, war es stets eine Beziehung zu dritt, die alles gefordert hat. Pflege, Veraltungskram, eigener Job, Familie und dann noch einer Partnerschaft gerecht werden, hat so viel Kraft gekostet, dass ich schlafen kann, wie ein Murmeltier. Darüber bin ich auch sehr froh und dankbar.

  • Beitrag von r-o-n-6-2 ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Liebe Heike,

    Dein Verlust tut mir sehr leid. Trotz dem Wissen das es so kommen wird, ist es ein Schock für Seele.

    Schreib dir hier alles von der Seele was dich beschäftigt. Wenn du magst, erzähl uns gern von deinem Mann.

    Hast du Familie und Freunde die dich in der schweren Zeit begleiten?


    Alles Liebe <3

    Isabel

  • Heike, ich kenne das auch, daß man nicht mehr allein ist mit seinem Liebsten. Immer ist jemand da.

    Und die gewohnten, vertrauten Gesten und Berührungen sind nicht mehr möglich,. Auch weil der Kranke sich nicht mehr so bewegen kann. Einen nicht umfassen kann, oder nicht mehr drücken kann, küssen usw.

    😔

  • ;(Tag 17 ohne Dich - und das an Ostern. Gleich zu Mama und später kommt dein Lallemann. Ich weiss, Du bist bei uns. Nun kann er im Kindergarten nicht mehr erzählen, du liegst im Bett und hast Corona, und damit Panik verbreiten, weil er so klein ist und es nicht besser wusste .

    ;(;(

  • Hallo Heike,

    von mir auch mein herzlichstes Beileid.

    Ich habe meine Frau erst vor kurzem verloren, deswegen weis ich genau wie du dich fühlst.

    Ich stelle mir immer die Frage welcher Umstand der bessere ist für die Hinterbliebenen.

    Verstehe mich jetzt bitte nicht falsch!

    Dem Umstand das man sich durch die lange Krankheit noch mit dem Partner über den nahen Tod reden kann,

    oder der das der nahe Tod nicht ersichtlich war wie bei meiner Frau.

    Sie verstarb innerhalb von fünf Tagen.

    Vorher war dies noch nicht ersichtlich, ich konnte also nicht mit meiner Frau über Ihren nahen Tod reden.

    Für dem Verstorbenen ist natürlich ein kurzer Tod gnädiger als ein langes langsames Sterben.

    Was mir sehr geholfen hat waren meine Freunde und Familienangehörige die mir in den Stunden der Not

    ihr Ohr gaben und einfach nur zuhörten, in diesem Sinne auch das Forum hier, man sieht das man nicht alleine ist

    und dies finde ich sehr wichtig.

    Manche Menschen versuchen abzulenken was aber gerade in den ersten Wochen nach dem Tod nicht gut tut.

    Was mir auch sehr geholfen hat ist die Telefonseelsorge, gerade in der Nacht wenn keiner da ist und Trost spenden kann.

    Meine Frau ist nun seit sechs 1/2 Wochen Tod.

    Geht es besser? Ja und nein.

    Da ich z.Z. auch Antidepressiva nehme geht es jetzt Tagsüber und auch Abends halbwegs.

    Morgens beim Aufstehen ist es die Hölle.

    Je nach dem was im TV oder Radio kommt auch.

    Ich bin aber oft bei Freunden oder diese bei mir und lenken mich ab, was besser geht als noch vor 14 Tagen.

    Aber immer kommt der schmerzliche Verlust in einem auf, immer auch die Frage warum musste sie gehen, warum so früh?

    Und, was wird nun aus mir? Was soll man mit dem Rest des Lebens anfangen.

    Das ist mittlerweile meine zentrale Frage geworden.

    Du wirst sehen das sich deine Fragestellung mit der Zeit ändert, das die Gewichtung anders wird.

    Daran kannst du aber sehen das du dich entwickelst und irgendwann tut es nicht mehr so weh.

    Davon bin ich aber auch noch sehr weit entfernt, aber man sieht das was passiert.

    Meine Frau sagte mir immer, falls sie vor mir stirbt solle ich Trauern, aber nicht zuuuuu lange, weil das Leben weiter geht.

    Falls es sich ergibt das eine neue Liebe übern Weg läuft solle ich dieses Glück auch warnehmen.

    Ich versuche mich daran zu halten aber sies klappt z.Z. noch nicht wirklich, gerade jetzt über den Ostertagen.

    Ich weis auch was es bedeutet für den Lieben den ganzen Tag da gewesen zu sein, da wächst man viel stärker zusammen,

    dadurch ist der Verlust nochmals viel größer.

    Fühle dich aber auch von mir gedrückt.

    LG