Plötzlich alleine

  • Hallo zusammen, ich habe mich, nachdem ich jetzt 2 Wochen, einfach so hier gelesen habe heute angemeldet.

    Leider bin ich kein Wortkünstler wie viele hier im Forum darum schreibe ich einfach mal drauf los.


    Meine Frau und ich sind am 06.03.24 zu einem dreiwöchigen Thailandurlaub (10 Tage Rundreise und 10 Tage baden) aufgebrochen um unter anderem meinen runden Geburtstag dort zu feiern.

    Am zweiten Tag (08.03.2024) wurde es meinem Schatz urplötzlich schlecht und sie musste erbrechen. Danach hatte sie Magendrücken und konnte fast nichts mehr essen. Wir haben uns keine großen Sorgen gemacht, da sie im Urlaub öfter mit Magen und Darm zu tun hatte. Nur dass sie dieses Mal so gut wie nichts mehr Essen konnte ohne zu erbrechen.

    An Samstag den 09.03.2024 sind wir dann mit unserem Fahrer und unserer Reiseführerin Penny nach Ayutthaya gefahren. Monika hat noch einen Palast mit angeschaut ist dann aber im Auto geblieben und hat geschlafen. Ab Mittag ging es ihr, laut ihrer Aussage, etwas besser und wir haben mit Penny ausgemacht, dass wir am Abend in der Antikenstätte Ayutthaya eine Historienspektakel besuchen.

    Dort ist meine über alles geliebte Frau einfach vom Stuhl gekippt und gestorben, Es waren, dank der Veranstaltung, Profis vor Ort die versucht haben meinen Schatz wieder zurück zu holen.

    Im Krankenwagen in dem sie (Penny und ich natürlich auch) hat die mitfahrende Rettungssanitäterin ihr schon die Augenlieder zugedrückt.

    Im Krankenhaus wurde dann weiter versucht sie zu reanimieren. Irgendwann kam dann eine Ärztin und hat gemeint (Penny hat das für mich übersetzt) dass, wenn Monikas Herz jetzt wieder anfangen sollte zu schlagen, sie irreparable Schäden hätte.

    Das zwang mich dazu die Ärztin zu bitten mit der Reanimation aufzuhören.


    In dieser Nacht wurde sie noch in ein Institut überführt wo sie am nächsten Tag obduziert wurde. Das ist scheinbar Vorschrift, wenn ein Ausländer in Thailand stirbt.

    Laut dieser ist mein Schatz an einem Herzmuskelriss und Herzinfarkt gestorben.


    Seit diesem Zeitpunkt steht meine Welt still. Ich weiß nicht mehr wie es ohne sie weiter gehen soll. Sie war mein ein und alles. Sie war mein Leben, meine Seelenverwandte, mit ihr war ich komplett.

    Morgen sind es 6 Wochen, dass sie mich verlassen hat (obwohl sie mir versprochen hat mich nie alleine zu lassen) und ich weiß nicht wie ich den Tag überstehen soll. Eigentlich weiß ich keinen Tag wie ich ihn überstehen soll. Für mich geht irgendwie keine Sonne mehr auf. Ich vegetiere so vor mich hin zum Teil ohne zu wissen was ich eigentlich mache.


    Paul

  • Lieber Paul,

    Es tut mir unendlich leid, dass Du Deinen Schatz so plötzlich und ohne Vorahnung verloren hast und dann noch im Urlaub. Ich kann sehr gut verstehen wie es Dir damit nun geht in den ersten Wochen (auch mein Schatz ging ganz plötzlich in andere Räume). Es ist gut, dass Du Dir einen Bereich eingerichtet hast und es ist egal, ob Du gewandt bist im Schreiben oder nicht. Allein das Schreiben wird Dir helfen hier. Also nur Mut , es liest immer jemand hier und alle wissen, wie es ist, halbiert zu werden und weiter überleben zu müssen.

    Fühl Dich gedrückt

    Uschi :24:

  • Lieber Paul,


    ich fühle tief mit Dir.


    Ich habe Ähnliches erlebt. Mein Liebster war "nur" erkältet, wir haben uns beide kaum was dabei gedacht. Plötzlich konnte er nicht mehr richtig sprechen und verstarb trotz mehrmaliger Reanimation durch die Notfallsanitäter drei Stunden später im Krankenhaus. Akutes Lungenversagen.


    Das Schreiben hier Forum kann ein bisschen erleichtern, das hat mir geholfen weil man sich einfach zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas von der Seele schreiben kann.

    Und hier versteht jeder, was Du durchmachst.

  • Mein Beileid zu deinem Verlust. Mein Schatz ist auch sehr plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben. Das ist nun 7 Monate her

    und ich vegetiere vor mich hin. Meine Fellnasen haben meinen Tagesablauf aufrecht erhalten.

    Zu Anfang ist einfach nur atmen wichtig, auch wenn es schwer fällt. Essen und Trinken nicht vergessen.

    Das ist sehr wichtig, da Trauer enormer Stress für den Körper ist. Ich habe ohne Änderung der Essgewohnheiten fast 20kg verloren.


    Ich bin auch kein Meister der Worte, das muss hier niemand sein und es ist dein Bereich, hier kannst du so schreiben, wie es dir gefällt, selbst wenn du es nur verstehst.

  • Lieber Paul,


    mein tiefstes und aufrichtiges Beileid :30:. Es tut mir so leid, was euch widerfahren ist.

    Jeder hier kann nur zu gut verstehen, wie du dich gerade fühlst. Das Unbegreifliche zu verstehen, das dauert sehr lange.

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen liebe Menschen an deiner Seite, die dich jetzt ein bisschen auffangen.


    Schreibe dir hier alles von der Seele, wenn dir danach ist. Es hilft ein wenig den Druck zu nehmen und du wirst hier immer offene Ohren finden..., liebe auch Trauernde, die versuchen werden, dir beizustehen.


    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, ganz viel Kraft.


    Herzlichst, Kerstin

  • Lieber Paul,


    mein tiefes Mitgefühl. Das kann und will man einfach nicht begreifen. Wir alle können nachvollziehen, wie es Dir jetzt geht.


    Wir werden immer für Dich da sein 🫶


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft 🍀.


    Alles Liebe, Constanze

  • Lieber Paul,

    Meine aufrichtige Anteilnahme zu deinem plötzlichen, unfassbaren Verlust. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass gerade in diesem Forum mit diesen wunderbaren, empathischen Menschen ein Platz für den Kummer deiner Seele ist.

    Schreibe, was und wann immer du möchtest.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Hallo zusammen.

    Vielen Dank für die herzlichen Worte, sie berühren mich wirklich sehr.


    In Thailand hatte ich zum Glück sehr viel Unterstützung erhalten. Der Besitzer vom Reiseunternehmen hat mir die Reiseführerin sozusagen zur Seite gestellt. Diese hat dann im Krankenhaus, bei der Polizei die Gespräche geführt und für mich dann alles ins deutsche übersetzt. Sie hat die eigentlich geplanten Flüge bei Thai Airways storniert und mir bei vielen anderen Sachen geholfen. Ohne Penny wäre ich wirklich untergegangen.

    Ich werde immer wieder nach Thailand reisen, schon alleine weil die Liebe meines Lebens dort gestorben ist.

    Ich bin so froh dass ich (ich hoffe ich darf das schreiben) beim ADAC eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen habe. Dort habe ich am Sonntag den 10.03. angerufen und wurde keine 5 Minuten später von einem Unternehmen das für den ADAC tätig ist zurückgerufen. Die haben sich dann um alles gekommert.

    Nachdem mein Schatz und ich schon öfter darüber gesprochen haben dass wir eingeäschert werden wollen und ich nicht wollte dass sie in einem Zinksarg im Frachtraum eines Flugzeuges nach Deutschland überführt werden soll habe ich mich (ihre Kinder waren auch dafür) entschieden sie in Thailand einäschern zu lassen. So blieb ich noch bis zum 14. März um bis zum letzten Augenblick bei ihr zu sein. Das war ich ihr mehr als schuldig. Und ich wollte sie auch nicht alleine lassen. Ich hatte dann die Gelegenheit genutzt und bei der Firma die die Einäscherung und Überführung der Urne nach Deutschland organisiert hat, Blumenbouquets sowie buddhistische Mönche, wie soll ich sagen, geordert, bestellt, irgend so was eben. Die Zeremonie war, wenn es nicht so traurig gewesen wäre, wirklich schön.

    Am späten Abend bin ich dann nach Deutschland zurück geflogen. So dreckig ging es mir auf einem Flug noch nie, war den halben Flug bei den Stewardessen weil mir schwindlig und schlecht war. In München bin ich dann im Auto gesessen und konnte mich nicht mehr erinnern wie man so ein Teil fährt, das war die komischte Autofahrt meines Lebens. Bin extrem vorsichtig gefahren auch weil ich vor lauter heulen fast nichts gesehen habe.


    Ihre Asche kam dann an meinem Geburtstag in Deutschland an. Gut dass der Bestatter mir aber erst zwei Tage später Bescheid gesagt hat, das hätte ich nicht überlebt.


    Nun sitze ich seit 5 Wochen hier und warte darauf dass sie die Türe aufmacht und mit ihrem schelmischen Grinsen zu mir sagt dass sie mich diesesmal aber sauber dran bekommen hat.


    Ich habe wirklich viel Unterstützung, ihre Kinder, meine Kinder, Nachbarn und Freunde. Aber irgendwie lass ich (außer ihren Kindern, die ich wirklich liebe) keinen so richtig an mich ran.

    Wenn ich alleine bin will ich unter Leute, bin ich unter Leuten will ich alleine sein....


    Die Stille hier in der Wohnung ist schon fast erdrückend, darum läuft ab dem Aufwachen die Glotze. Schlafen kann ich auch nur um die 4 Stunden, was evtl auch daran liegt dass ich noch nicht ins Bett gehen will und auf dem Sofa schlafe.

    Ich vermisse ihr Lachen, ihren Geruch, ihre Umarmungen, ihre Stimme einfach alles.

    Wir hatten uns eigentlich nicht gesucht, haben uns aber so was von gefunden. Wir waren uns sicher dass wir uns aus einem früheren Leben kennen müssen wiel wir ab dem ersten Moment so was von vertraut miteinander waren. Ich habe erst da gemerkt dass mir was fehlt und das war sie. Erst mit ihr war ich vollständig.


    Nun sitze ich hier und versuche wenigstens das Atmen nicht zu vergessen.

    Das Essen ist zu einem notwendigen Übel geworden. Ich bin vom ersten Beruf her gelernter Koch und habe sehr gerne für uns gekocht. Nun kaufe ich mir Fertigessen wofür ich immer alle verachtet habe.


    Ich habe keine Ahnung wie ich das Leben ohne sie meistern soll. Es tut einfach nur weh.


    Sorry dass ich das jetzt alles geschrieben habe, aber ihr habt recht es hilft wirklich einfach frei von der Seele zu schreiben...


    Paul

  • Lieber Paul,


    Es tut mir so leid, deine, eure, Geschichte zu lesen. Ein solcher Schicksalsschlag, nicht einfach nur aus dem Alltag heraus, was schon schlimm genug ist, sondern aus einer ganz besonderen Gelegenheit, einer Reise, die zudem auch noch eine zusätzliche, besondere Gelegenheit feiern sollte.
    Ich kann mir das kaum ausmalen, im Ausland, unter Fremden ... Aber so wie du beschreibst, hattest du mit einer wirklich tollen Reisegesellschaft und einer sehr empfindsamen Reiseleitung zumindest Menschen nicht nur an deiner Seite, sondern wirklich für dich da.
    Dass du vor Ort all diese Entscheidungen getroffen hast, bzgl. der Einäscherung zum Beispiel, hört sich für mich total gut und richtig an.


    Und wir alle hier kennen das, wie du dich jetzt fühlst. Man kann es kaum beschreiben. Man war vollständig, jetzt ist man es nicht mehr und hat auch keine Ahnung, wie man das je wieder sein soll. Und will es auch nicht, denn wie sollte das aussehen?


    Auch mein Schatz und ich haben nicht gesucht, aber uns sowas von gefunden. Von daher weiß ich auch da, wie das ist, dieses Einrasten, dass da plötzlich das fehlende Mosaiksteinchen für das eigene Leben da ist, von dem man vorher gar nicht wusste, dass es fehlt.
    Und wie sehr es jetzt umso mehr fehlt, weil es so viel mehr ist, als nur ein kleines, fehlendes Steinchen ...
    Ja, es tut einfach nur weh.


    Bitte, bitte schreibe hier was und wie und wie viel dir in den Sinn kommt! Ja, es hilft wirklich. Es hilft, sich alles von der Seele zu schreiben, sich mitzuteilen.
    Gerade für diesen Zwiespalt "bin ich unter Menschen, will ich allein sein, bin ich allein, will ich unter die Leute" ist das eine sehr gute Option.
    Und hier sind immer Menschen, die einen verstehen, egal, wie vermeintlich merkwürdig oder abstrus einem das eigene Empfinden oder die Gedanken einem vorkommen. Das ist oftmals nicht nur tröstlich, sondern sehr hilfreich, weil man zu allem Überfluss oft auch das Gefühl bekommt, dass man nicht ganz richtig tickt, bei der ein oder anderen Emotion oder dem ein oder anderen Gedanken.


    Ich wünsche dir viel, viel Kraft, diese erste Zeit zu überstehen und für dieses Funktionieren, dass es zum Glück gibt, aber das auch nicht so einfach ist, wie manche vielleicht denken mögen! :24:<3

  • Lieber Paul


    Es tut mir so leid von deinem/ eurem Schicksal zu lesen . Das ist so furchtbar .
    Und alles noch ganz weit weg von der Heimat . Das alles durchzustehen erfordert immense Kraftanstrengung.


    Und du brauchst dich doch nicht entschuldigen viel geschrieben zu haben. Dafür ist dieses Forum da , dafür sind wir da und dafür hören wir zu und jeder kann schreiben soviel er möchte oder nicht .
    Hier sind alle sehr mitfühlend , verstehend, lieb und verständnisvoll.


    Deine Beschreibungen kommen mir sehr bekannt vor . Wenig schlafen, auf der Couch schlafen , nicht ins Bett gehen wollen, können . Schlechtes Essen , Oh ja. Alles alles kenne ich und die meisten hier von uns .
    Auch dieses „ Phänomen „ , wenn ich allein bin unter Leuten sein zu wollen , ist man es dann wieder allein zu wollen . All das begleitet einem für eine ganz ganz lange Zeit . Bei Jedem natürlich unterschiedlich . Nicht einkaufen können . Ich war ein Jahr im Trancezustand. Ich weiß vieles nicht mehr aus dieser Zeit . Ich habe funktioniert , irgendwie.
    Sei geduldig mit dir , sei gut mit dir und wenn nichts geht , dann ist das eben so . Ehrlich gesagt weiss ich nicht wie ich das überlebt habe.
    Diesen einen Menschen zu verlieren , nie konnte man sich vorstellen welchen Schmerz das bringen würde. Einen Schmerz , den man einfach in dieser Art nicht wusste dass es so etwas gibt.

    Gut , dass du hierher gefunden hast . Es hilft das eine oder andere Mal für den Moment .


    LG 🌞

  • Liebe Sonnenente.


    Vielen Dank für deine tröstlichen Worte.:24:


    Das Leben ist schon komisch. Mein Schatz hatte eine Familie, ich hatte eine Familie. Dann schaut man sich plötzlich in die Augen und erkennt eine vollkommen vertraute Person und fühlt sich überraschenderweise komplett.


    Wie du schreibst dieses gefundene fehlende Steinchen zu verlieren ist wirklich extrem.


    Ich habe mit 24 meine Mutter und mit 29 meinen Vater verloren, aber im nachhinein war der Verlust nicht annähernd so schlimm wie sich jetzt in einem thailändischen Krankenhaus von meinem Schatz zu verabschieden.


    Irgendwie bin ich total am Ende. Kann mich nicht erinnern jemals so viel geweint zu haben. Zumal mein Liebling immer gemeint hat dass ich ein Holzklotz sei wenn ich bei ihren "Heulfilmen" keine Miene verzogen habe.


    Seit 6 Wochen ist in meinem Leben nichts mehr einfach. Für mich ist allen zum Kampf geworden.

    Eigentlich wäre mir jetzt ein sehr kurzes Restleben recht. Ohne sie hat es eh keinen Sinn mehr.


    Wie singt Ludwig Hirsch im Lied "Komm großer schwarzer Vogel" " Da geht es aber um einen Kranken der endlich sterben will.


    Komm, großer schwarzer Vogel,

    Komm zu mir!

    Spann' Deine weiten, sanften Flügel aus

    Und leg's auf meine Fieberaugen!

    Bitte, hol' mich weg von da!"


    So ungefähr fühle ich mich gerade.

  • Liebe Sonnenschein57.


    Danke für die verständnisvollen Worte. :-)


    Ich hatte das Problem dass ich auch noch für die Kinder von meinem Liebling Kraft aufbringen musste da diese ja in Deutschland waren und immer nur auf Nachrichten von mir gewartet haben und somit zum Nichtstunkönnen verdammt waren.

    Es war schon extrem schwer die Tochter anzurufen (ich konnte dank Penny über ihrem Hostspot ihres Handys ins Internet) und ihr mitzuteilen dass ihre Mama gestorben ist. Ich habe eh fast keine Worte raus gebracht, darum dachte sie zuerst dass ihre Mama bei einem Unfall oder ähnlichem gestorben ist.


    Ich bin leider kein geduldiger Mensch, eher mit dem Kopf durch die Wand... Widder eben. Also wird es nicht wirklich leicht für mich werden. Schon alleine aus dem Grund dass ich in diesem Leben keinen Sinn mehr sehe. Und das trotz Kinder und Enkel.

  • Lieber Paul,


    Du hast Unvorstellbares durchgemacht. Ich weiß, wie schlimm alles hier für mich war und immer noch ist. Das alles noch im Ausland aushalten und organisieren zu müssen und dann auch noch alleine den langen Rückflug antreten zu müssen...

    Dein Körper und Deine Seele sind seitdem im Ausnahmezustand. Man passt in kein Schema mehr, man ist "aus der normalen Welt herausgefallen".

    Diese Trauer, diesen Schmerz mit allen Begleiterscheinungen hat man sich vorher nicht vorstellen können.


    Überfordere Dich nicht und zwinge Dich zu nichts. Es ist vollkommen OK wenn der Fernseher den ganzen Tag läuft und nur Fertiggerichte auf den Tisch kommen.

    Alles, was Dich auch nur ein winziges bisschen ablenkt oder Erleichterung verschafft, darf sein.

    Ich selber schaffe es seit den 10 Wochen nicht, zu kochen. Weil wir das entweder immer zusammen gemacht haben oder er für uns gekocht hat.


    Ob Essen, Schlafen, Gesellschaft,...jeder hier im Forum kennt es dass nichts von diesen alltäglichen Dingen noch genauso wäre wie vorher.


    Oft hört oder liest man: "Man funktioniert nur noch". Ich würde sogar sagen, ich funktioniere auch nicht mehr richtig. Man schafft gerade mal das Allerwichtigste. Und mehr muss in dieser Ausnahmesituation auch nicht sein.


    Und ja, auch das "Hinterher-sterben-wollen", das kennen hier auch die allermeisten.

    Man versucht irgendwie zu verarbeiten und kämpft mit Gefühlen der Sinnlosigkeit, der Trostlosigkeit, manchmal auch Wut aufs Schicksal oder eigenen Schuldgefühlen...


    Ich stecke selber noch mittendrin, kann nur versuchen etwas tröstendes zu schreiben, auch wenn Trost unmöglich erscheint.

    Ich kann Dir aber versichern: ich und wir alle hier verstehen Dich:30:


    Nora

  • Lieber Paul,

    Deine/Eure Geschichte hat mich sehr berührt. Ein plötzlicher Tod im Ausland, das ist besonders schwer. Denn man kann niemand Vertrautes anrufen und bitte, zu kommen. Man ist wirklich auf sich alleine gestellt, es ist sehr gut, dass Du empathisch und vor allem auch praktisch unterstützt wurdest. Nicht vorstellbar, wenn Du Dich alleine hättest durchschlagen müssen und das in einer solchen Ausnahmesituation. Mein Schatz ist ein paar Tage nach unserem Urlaub im Ausland auch an einem Herzinfarkt gestorben. Es hätte mir also ähnlich gehen können wie Dir. Da wir Alleinreisende waren, wäre ich dann auch wirklich allein gewesen, ich mag es mir gar nicht vorstellen.
    Die Gefühle (auch deren Ambivalenz) ist ganz normal, das weiß man aber erst, wenn andere Betroffene einem sagen, dass es Ihnen ähnlich geht. Das macht den Austausch hier so wertvoll, denn zwischendurch fragt man sich schon, ob das, was man erlebt und fühlt denn normal ist. Man fühlt sich fremd mit sich selbst. Das Hinterhersterben wollen ist ein Zeichen des Riesenverlustes, der Sinnlosigkeit des Lebens ohne seinen Seelenmenschen und der Ausdruck des schmerzhaften Vermissen. Niemand von uns hätte dich vorstellen können, wie tief, schmerzhaft und langandauernd Trauer ist. Wie intensiv verzweifelt man sein kann.

    Schreibe hier alles, was Dich bewegt, es tut einfach gut und vor allem: Du wirst in Deinem Schmerz gesehen und aufgefangen….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Nora, liebe Anja, liebe Herzschmerz.


    Vielen herzlichen Dank für die geschriebenen Worte.


    Ich konnte bis jetzt nichts schreiben weil ich total durcheinander und eigentlich am Ende bin.

    Gut dass es immer noch "Sachen" zu erledigen gibt und ich dadurch wenigstens etwas abgelenkt bin. Aber das dauert nie lange und schon erschlägt mich wieder die Stille in der Wohnung.

    Was ich inzwischen auch nur noch schwer ertragen kann ist wenn im Fernseher irgendein Ort vorkommt an dem wir schon mal waren. Früher haben wir bei so was immer geschwärmt wie schön der Urlaub oder auch nur ein Ausflug dort hin war.

    Jetzt bin ich kurz vor dem Durchdrehen wenn ich so was sehe und mir immer wieder klar wird dass ich keinen der Orte mehr mit meinem Schatz besuchen werde.


    Mein Glas war immer halbvoll, ich war immer der Meinung dass Schwierigeiten nur dazu da sind um überwunden zu werden.

    Nun ist alles genau ins Gegenteil gedreht..... ich schaffe einfach keine positiven Gedanken mehr.

    Und wenn kurz was Positives aufblitzen möchte mach ich mir sofort selber den Vorwurf dass ich auf keinen Fall einen glücklichen Gedanken haben darf wenn doch mein Schatz nicht mehr ist.....


    Das Leben ist scheiße.

  • Lieber Paul,

    ich verstehe sehr gut, dass sich das Leben für Dich nun leer und sinnlos anfühlt, das habe ich ganz genau so empfunden. Ich war immer ein starker, optimistischer, lebensfroher Mensch, der Schwierigkeiten immer gemeistert hat. Letztendlich schafft man auch im Trauerprozess eine ganze Menge ist sich dessen aber nicht bewusst. Wir fühlen uns auf links gezogen, sind ängstlich, zutiefst erschüttert und unsicher, ob wir das alles überhaupt schaffen. Lass mich Dir sagen, ich glaube, so fühlt sich jeder hier. Und damit ganz schön fremd mit sich selbst. Ich merke erst jetzt (in der Retrospektive), was und wie viel ich im letzten Jahr geleistet habe. Man merkt das deshalb nicht, weil man vor lauter Erschütterung das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verloren hat. Aber glaube mir, sie sind noch da wenn auch vielleicht etwas verschüttet. Das liegt daran, dass sich die Perspektive verändert hat. Bisher hattest Du alles im Griff und unter Kontrolle, Du hast auch der Vogelperspektive agiert mit dem großen Überblick aufs Ganze. Nun befindest Du Dich in der Froschperspektive, nix Überblick, nix Kontrolle. Im Gegenteil, Du blickst Dich um und stellst fest, dass alles um Dich herum wie ein Dich umschließendes Gebirge riesengroß ist. Kein Wunder, dass Du Dich ängstlich und überfordert fühlst, wie soll man das bewältigen, fragst Du Dich…. Ich denke, Du verstehst, was ich sagen möchte. Die Herausforderung erscheint unüberwindlich und das macht Riesenangst, alle Ressourcen von denen man glaubt, man besässe die, fühlen sich nicht abrufbar an. Aber ich darf Dir sagen, doch, man schafft das! Indem Du Dir einen Plan machst, was zu erledigen ist, was Du schaffst, wo Du Hilfe brauchst, wer Dir helfen kann, Überblick verschaffen über existenzielle Ding wie Finanzen etc. Und genauso verfahren mit den emotionalen Belangen. Was macht Dir am meisten Angst? Wer sind Deine Unterstützer/Verbündete? Wer hilft Dir emotional, wer praktisch? Pläne verschaffen Sicherheit und Kontrolle. Das gibt Dir das Gefühl, Dein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
    Das Wichtigste ist: mit Dir ist alles in Ordnung, Du hast ganz normale Reaktionen und Gefühle, wir alle kennen das nur zu gut. Day ist ein wichtiger Punkt, denn allzuoft fühlt man sich fremd mit sich selbst, erkennst sich nicht mehr wieder…..

    Lieber Paul, sei gnädig mit Dir selbst und gib Dir Zeit….

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Paul,


    ja, das Leben ist erstmal Scheiße. Man möchte dieses Leben so wie es jetzt ist nicht. Dazu können Schuldgefühle kommen wenn

    es mal einen kurzen Moment des positiven gibt. Auch Erinnerungen an schönes mit dem Partner Schmerzen erstmal wahnsinnig.

    Manchmal meine ich das hört nie so wirklich auf. Es verändert sich aber schon mit der Zeit, aber es braucht auch seine Zeit.

    Auch kann man unterschiedlich in der Trauer sein. Ich zb. habe lange lange Zeit gar nichts gefühlt, war irgendwie in einer Schockstarre.

    Weinen konnte ich gar nicht. Ich war wie versteinert.

    Du kannst nur das nehmen so wie es kommt. Manchmal dachte ich, ich bin nicht normal aber es ist alles normal. Jedes Gefühl oder Nichtgefühl

    alles hat seine Berechtigung.

    Es ist nicht einfach mit der Trauer zu leben. Es verändert vieles. Aber es kann so wie ich gehört habe nocheinmal anders werden das Leben.

    Ich kenne auch jemanden der heute wieder ein Leben hat. Also es geht. Ob es für alle das gleiche sein wird kann ich nicht sagen.

    Aber es geht und das gibt mir ein wenig Hoffnung.


    Anja

  • Lieber Paul,

    ich verstehe sehr gut, dass sich das Leben für Dich nun leer und sinnlos anfühlt, das habe ich ganz genau so empfunden. Ich war immer ein starker, optimistischer, lebensfroher Mensch, der Schwierigkeiten immer gemeistert hat. Letztendlich schafft man auch im Trauerprozess eine ganze Menge ist sich dessen aber nicht bewusst. Wir fühlen uns auf links gezogen, sind ängstlich, zutiefst erschüttert und unsicher, ob wir das alles überhaupt schaffen. Lass mich Dir sagen, ich glaube, so fühlt sich jeder hier. Und damit ganz schön fremd mit sich selbst. Ich merke erst jetzt (in der Retrospektive), was und wie viel ich im letzten Jahr geleistet habe. Man merkt das deshalb nicht, weil man vor lauter Erschütterung das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verloren hat. Aber glaube mir, sie sind noch da wenn auch vielleicht etwas verschüttet. Das liegt daran, dass sich die Perspektive verändert hat. Bisher hattest Du alles im Griff und unter Kontrolle, Du hast auch der Vogelperspektive agiert mit dem großen Überblick aufs Ganze. Nun befindest Du Dich in der Froschperspektive, nix Überblick, nix Kontrolle. Im Gegenteil, Du blickst Dich um und stellst fest, dass alles um Dich herum wie ein Dich umschließendes Gebirge riesengroß ist. Kein Wunder, dass Du Dich ängstlich und überfordert fühlst, wie soll man das bewältigen, fragst Du Dich…. Ich denke, Du verstehst, was ich sagen möchte. Die Herausforderung erscheint unüberwindlich und das macht Riesenangst, alle Ressourcen von denen man glaubt, man besässe die, fühlen sich nicht abrufbar an. Aber ich darf Dir sagen, doch, man schafft das! Indem Du Dir einen Plan machst, was zu erledigen ist, was Du schaffst, wo Du Hilfe brauchst, wer Dir helfen kann, Überblick verschaffen über existenzielle Ding wie Finanzen etc. Und genauso verfahren mit den emotionalen Belangen. Was macht Dir am meisten Angst? Wer sind Deine Unterstützer/Verbündete? Wer hilft Dir emotional, wer praktisch? Pläne verschaffen Sicherheit und Kontrolle. Das gibt Dir das Gefühl, Dein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
    Das Wichtigste ist: mit Dir ist alles in Ordnung, Du hast ganz normale Reaktionen und Gefühle, wir alle kennen das nur zu gut. Day ist ein wichtiger Punkt, denn allzuoft fühlt man sich fremd mit sich selbst, erkennst sich nicht mehr wieder…..

    Lieber Paul, sei gnädig mit Dir selbst und gib Dir Zeit….

    Lg Herzschmerz

    Liebe Herzschmerz.

    Du hast recht, man schafft wirklich viel mehr als man für möglich hält. Nachlassgericht, Bank, Bestatter, Steinmetz die Versicherungen und so weiter. Inzwischen ist so gut wie alles, was die Öffentlichkeit angeht, geregelt. Aber das hat mich wenigstens etwas von dem ganzen, ich nenn es mal, Schlamassel abgelenkt.

    Nun müsste ich nur noch mich wieder in die Reihe bekommen, aber das wird so ziemlich das schwerste sein was ich bis jetzt in meinem Leben zu tun hatte.


    Ich kann es immer noch nicht begreifen wie meine unendliche Liebe mich enfach so allein gelassen hat können.

    Ich hätte so gerne noch ihre Hand gehalten oder ihre Stimme ein letztes mal gehört, aber sie hat mir keine Chance gegeben.

    Nun schaue ich, wie sagst du, aus der Froschperspektive, auf die Welt und verstehe nicht warum ich überhaupt noch lebe.

    Wie kann es sein dass die Welt nicht für einen Wimpernschlag stehen geblieben ist wo doch, für mich, so was schreckliches geschehen ist?

    Aber nein sie dreht sich einfach weiter..... dann kommen noch so blöde Sprüche wie "das Leben geht weiter" oder christliche "er hat seinen Sohn für dich geopfert also wird er dir helfen" oder so ähnlich.... die bringen einen an den Rand des Verzweifelns.


    Das einzigste was ich brauche ist meine Liebe meines Lebens. Aber das wir wohl nichts mehr werden.


    Es fühlt sich gerade nicht so an als wenn ich in Ordnung wäre. Diese ganze Traurigkeit, das Allein sein, diese Ruhe um mich machen mich fertig.


    Paul