unendlich verloren

  • Nein liebe Waltraud, das hört sich nicht blöd an sondern im Gegenteil sehr weise und es ist noch dazu ein nützlicher Tipp!


    Liebe Johanna, glaub mir, du wirst nicht verrückt, alles was du schreibst kann ich eins zu eins für mich übernehmen.

    Und die Sache mit dem Selbstmitleid, darüber grüble ich auch immer wieder.

    In meinem Fall steht fest, das ich meinem Mann den für ihn so perfekten Tod von Herzen gönne. Eigentlich trauere ich wegen mir selber, wegen der gemeinsamen Zukunft die es nicht mehr gibt. Ich trauere, weil mir mein Leben nichts mehr bedeutet, weil nichts mehr etwas bedeutet, weil ich ihn so tierisch vermisse!

    Ist das Selbstmitleid?

    Möglicherweise!

    Aber ganz ehrlich, wenn jemand ein Recht auf Selbstmitleid hat, dann sind das wir.

  • Liebe Tigerlily und Johanna


    mein Schnuffelhuffel hätte jetzt gesagt, das Wichtigste ist, sich nicht zu verbiegen und nicht verbiegen zu lassen. Einfach SEIN. Das Sein kommt von innen.

    Ich persönlich habe ja manchmal ( eigentlich oft) meine Probleme mit allem und mit dem SEIN und so, aber ich denke dass da schon was wahres dran ist.

    Um SEIN zu können muss man aber,, glaube ich" auch seine Gefühle akzeptiern, ernst nehmen und zulassen. Ob es jetzt Trauer heisst oder Mitleid oder Angst oder Mitgefühl oder Schmerz. Ich denke jeder hat das Recht sein Tempo selber zu bestimmen und wenn Du, Johanna, (deinem Empfinden nach) lange am Boden liegst bis du wieder einen klaren Gedanken fassen kannst, dann heist das ja nicht dass du jammerst oder das du dir das einredest, sondern, dass es Dir gerade in dem Moment ( oder in diesen niemals endenden Stunden) passiert und Schei... geht. Das tut mir verdammt leid und ja, ich kenne das auch. Das wollt ich dir nur sagen. Du bist damit nicht alleine.Waltraud

  • Ihr Lieben,


    Zum Thema Angst habe ich einmal in einem Vortrag (ich glaube von Rüdiger Dhalke) gehört, dass es hilft, eine Vereinbarung mit seiner Angst zu treffen, in der man ihr jeden Tag eine gewisse Zeit, eine halbe oder ganze Stunde zugesteht, in der man nur für sie da ist. Man sagt dann etwas wie "Liebe Angst, jetzt bist du dran, meine ganze Aufmerksamkeit gehört jetzt dir". Dafür lässt sie einen die restliche Zeit des Tages in Ruhe, um alles andere zu erledigen. Klang sinnvoll.


    Ob es funktioniert kann ich nicht sagen, da ich damit kein wirkliches Problem habe. Angeblich nutzt die Angst diese Zeit dann oft gar nicht oder nur teilweise, weil sie damit zufrieden ist, dass man sie ernst und wichtig nimmt.


    LG,

    Sky / Robert

  • liebe Johanna, lieber Robert,

    Zum Thema Angst habe ich einmal in einem Vortrag (ich glaube von Rüdiger Dhalke) gehört, dass es hilft, eine Vereinbarung mit seiner Angst zu treffen, in der man ihr jeden Tag eine gewisse Zeit, eine halbe oder ganze Stunde zugesteht, in der man nur für sie da ist. Man sagt dann etwas wie "Liebe Angst, jetzt bist du dran, meine ganze Aufmerksamkeit gehört jetzt dir". Dafür lässt sie einen die restliche Zeit des Tages in Ruhe, um alles andere zu erledigen. Klang sinnvoll.

    ja, das hört sich sinnvoll an... aber meist hat man in der angst, schon ganz alleine ANGST davor, sich mit ihr auseinander zu setzen...weil die panik da ist, sich zu verlieren in der angst....


    also... tief luft holen und trotzdem versuchen die ANGST zu umarmen.... vielleicht werde ich es mal ausprobieren....


    da fällt mir ein, wenn mein mann seine angstzustände bekam während seiner krebserkrankung, halfen ihm meine rescue-tropfen und gleichzeitg einfach mein DASEIN.... fallen lassen und ruhe fassen waren da eins für ihn....


    und umgekehrt fehlt mir dies jetzt... auch ich bräuchte das ruhige DASEIN meines mannes um mich fallen lassen zu können und meine ängste einfach los zu lassen, weil ich wüsste, zusammen sind wir stark.....


    aber es ist wie es ist.... nun muss ich versuchen aus mir selbst diese stärke zu finden.... wir alle müssen das...


    liebe umarmung von Bine

  • Liebe Bine,

    ich danke dir für die Zeilen, tief im Inneren war es mir klar. Aber ich lasse mich so leicht aus der Fassung bringen.

    Achim konnte mich durch seine Anwesenheit, durch ein Telefonat beruhigen.

    Dadurch war ich in der Lage, ihn in den schlechten Tagen und letztlich die Tage bis zu seinem Tod zu begleiten.

    Woher die Kraft kam? Er hat sie mir gegeben.

    Liebe Grüße von Witwe zu Witwe

    Johanna

  • Guten Abend Johanna B.


    ich kann dich sehr gut verstehen ,als Helmut noch lebt war ich die Starke ,musste ich ja auch und

    habe es auch gerne getan ,aber jetzt wo ich alleine bin fühle ich mich kraftlos und leer


    Unsere Lieben fehlen uns sehr......


    Ich wünsche dir trotzdem eine ruhige und gute Nacht


    Liebe Grüße Birgit

  • Dem kann ich mich anschließen. Ich war das Zentrum meiner kleinen, lieben Familie. Vati hat mich in gesundheitlichen Dingen um Rat gefragt, Hannes in Computer und Handy Angelegenheiten.

    Ich habe die Familie versorgt, gekocht, gebacken, gewaschen und geputzt. Die Steuererklärung gemacht, beim Kleidungskauf beraten.

    Ich war geliebt und wichtig.

    Und ich habe es geliebt.

    Hobbies und sonstige Aktivitäten habe ich nicht gebraucht, ich war auch so ausgelastet.

    Und dann ist mein Vati gegangen und kurz danach mein Hannes und ich stand alleine da.

    Und nun soll ich mich auf einmal um mich selbst kümmern und mich selbst lieb haben. Das ist so falsch wie es nur sein kann.

  • Ihr Lieben,


    Zum Thema Angst habe ich einmal in einem Vortrag (ich glaube von Rüdiger Dhalke) gehört, dass es hilft, eine Vereinbarung mit seiner Angst zu treffen, in der man ihr jeden Tag eine gewisse Zeit, eine halbe oder ganze Stunde zugesteht, in der man nur für sie da ist. Man sagt dann etwas wie "Liebe Angst, jetzt bist du dran, meine ganze Aufmerksamkeit gehört jetzt dir". Dafür lässt sie einen die restliche Zeit des Tages in Ruhe, um alles andere zu erledigen. Klang sinnvoll.

    Ich glaube, das ist eine gute Sache! :thumbup:


    Ich kann nur den Tipp geben, wenn man gerade eine akute Angst hat, dann soll man versuchen, sich total auf seine Atmung zu fokussieren!

    Ganz bewusst und ganz ruhig tief ein- und ausatmen und sich selbst sagen: Ich bin ganz ruhig!

    Das hilft wirklich, denn Angst löst ein schnelles Atmen aus und dann wird man noch unruhiger, so kann man sich selbst etwas beruhigen!

    Zumindest ist es einen Versuch wert! :24:


    LG Andrea

  • liebe Johanna, liebe Andrea,

    Ganz bewusst und ganz ruhig tief ein- und ausatmen und sich selbst sagen: Ich bin ganz ruhig!

    Das hilft wirklich, denn Angst löst ein schnelles Atmen aus und dann wird man noch unruhiger, so kann man sich selbst etwas beruhigen!

    ja, das stimmt, ich kenne es aus eigener erfahrung.... und das bewusst ruhige atmen bringt auch das plötzlich stolpernde herz wieder ins lot....


    liebe Johanna :30:


    wir sind alle ganz arg dünnhäutig geworden, noch schlimmer, manchmal fühlen wir uns wie gehäutet.... haben einfach keine kraft mehr... fühlen uns nur noch wund an körper und seele und herz... wir können gegen verbal geäußerte ungerechtigkeiten und/oder herzlosigkeiten nicht mehr stand halten....wir fühlen uns getreten, gemartert und alleine...


    unsere ganze kraft brauchen wir um überhaupt zu ÜBERLEBEN in dieser welt, die einfach weiter läuft und einfach so weiter existiert, als wäre NICHTS passiert..... als wäre NICHT unser leben zu staub zerfallen.... unser geliebtes leben mit unseren geliebten menschen....


    gott sei dank haben wir uns hier im forum.... zum halten und verstehen und um ein kleines, kleines bisschen kraft zu tanken :24:


    eine liebe Umarmung von Bine

  • Ihr Lieben,

    ohne eure Nachrichten gelesen zu haben, habe ich heute Morgen (meine Nacht war wie immer um 5:30 Uhr zu Ende) versucht mein Herzrasen, von dem ich jeden Morgen geweckt werde, durch bewußtes Atmen irgendwie in den Griff zu bekommen. Heute früh hat's tatsächlich geholfen. Als ich merkte, dass ich im Geist wieder die letzten Lebensstunden meines Mannes durchging, habe ich mir ein Buch genommen. Hat nicht 100% geholfen, aber der Tag startete erträglich.

    Heute konnte ich mich mal aushalten, mal sehen, wie es morgen ist.

  • Das erträgliche Gefühl ist heute wieder unsagbarer Trauer und einen schier unerträglichen Ratslosigkeit gewichen. Ich versuche mich selbst zu beruhigen. Gelingt mir aber nur, wenn ich Auto fahre. Sobald ich mich meinem leeren zu Hause nähere, merke ich, wie sich die Panik in breit macht. Ich fühle mich so entsetzlich verloren!!

  • liebe Johanna,


    eine liebe umarmung :30:


    deinen gehen viel spazieren, die anderen fahren gerne mit dem auto hinaus... ich mache beides, aber beim autofahren habe ich das gefühl ich könnte bis zum horizont und darüber hinaus in die weite welt fahren..... einfach nicht mehr anhalten oder umkehren müssen.... das wäre schön....


    ich höre swr3 -autoradio, oft kommen lieder die ich eins zu eins auf Roger übertrage.... ich höre die gesungenen worte und höre, dass mein Roger sie zu mir "singt".... seine Liebe, seinen trost, auch seine sehnsucht.... das lässt mich weinen, ja, aber gleichzeitig fühle ich mich ihm nah.... sein bild pappt am cockpit.... in den ersten monaten nach seinem tod saß er neben mir auf dem beifahrersitz, so intensiv gefühlt..... heute nur noch manchmal...aber er begleitet mich immer noch...


    liebe umarmung von Bine:24:

  • Liebe Johanna,

    deine Schilderung von Angst hat mich sehr an meine Angst und Panik der ersten Monate nach dem Tod meines Mannes erinnert.

    Genau wie du hatte ich Herzrasen, wenn ich mich meinem Zuhause näherte.

    Beim Einkaufen bekam ich Herzrasen und Schwächegefühl, wenn ich an den Lebensmitteln vorbei kam, die mein Mann so gerne aß.

    Jedes Tatütata eines Notarztwagens verursachte bei mir Kopfkino und Panik.

    Aber es wird besser, mit der Zeit verändert sich die Trauer, ist dann nicht mehr so hell lodernd und panisch.

    Sie schmerzt immer noch, aber sie wird ruhiger, wehmütiger.

    Mir hat auch ein Antidepressivum geholfen, etwas Ruhe zu finden, außerdem mache ich eine Psychotherapie.

    Meine Therapeutin sagt, alles was das Gehirn in schlimmen, panischen Momenten ablenkt, ist gut. Es kann helfen, etwas zu lesen, Einkaufs- oder To do Listen zu erstellen, eine Schublade aufzuräumen, ein Telefonat zu führen...

    Als ich im Sommer allein in ein Straßencafé gegangen bin, wo ich zum letzten Mal mit meinem Mann gesessen habe, hatte ich eine Panikattacke, ich bekam kaum Luft und dachte, mir springt das Herz aus der Brust.

    Ich habe dann versucht, ganz bewusst ruhig zu atmen und mich nur auf meinen Atem zu konzentrieren.

    Nach einer Weile wurde es besser und ich habe noch eine Weile dort sitzen und ein Buch lesen können.

    Beim nächsten Besuch war es dann von vornherein nicht mehr so schlimm.

    Du bist mit deinen Gefühlen nicht alleine, wie verstehen dich gut.

    Jeder von uns geht seinen Weg durch die Trauer auf unterschiedliche Weise.

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest, um zu innerer Ruhe zu gelangen.

    Fühle dich gedrückt von mir!

    Herzlichst

    Sabine

  • .... ich hatte niemals Panikattacken zuvor .

    Als die erste kam, wusste ich nicht was mit mir los war.

    Hier las ich dann, das das eine Panikattacke war.

    Ich hatte sie immer mal zwischendurch wieder und unerwartet, aber bis lang nicht mehr so dermaßen heftig wie beim ersten mal!

    🦋