unendlich verloren

  • ich habe meinen geliebten Mann im Juli verloren. Die Leukämie oder die Raumforderung haben gewonnen. Ich bleibe zurück mit dem Gefühl nicht genug getan zu haben, bei den Ärzten nicht hartnäckig genug gewesen zu sein. Ich bin auf dieser Erde geblieben und fühle mich heimatlos ohne ihn. Wo ich bin, will ich wieder weg, ich fühle an jedem Ort einsam.

  • Liebe Johanna,

    sei still willkommen in diesem Forum. Es tut mir von Herzen leid, dass Du Deinen lieben Mann verloren hast. Hier kannst Du alles schreiben, was Dich bedrückt.

    Ich kann gut verstehen, wie Du Dich fühlst.

    Es gibt hier wirklich liebe Menschen, die für Dich da sind und Dich auf dem langen, schweren Weg begleiten.

    Ich schicke Dir eine tröstende Umarmung.

    Sommermond

  • Liebe Johanna,

    wie gut wir dich verstehen, willkommen im

    Forum, in dem nie jemand sein wollte,😢, unsere Tochter ist auch an Leukämie gestorben, magst du uns etwas über die näheren Umstände erzählen ? Hoffe, du hast Familie / Freunde, die dir zur Seite stehen,, Von der Seele reden hilft, von der Seele schreiben hilft auch,, fühl dich hier angenommen, hier ist immer jemand bereit, zuzuhören,,

    LG

    Wolli

  • Das ist sehr lieb, ich bin froh, mich hier angemeldet zu haben. Im Mai 2019 hat mein lieber Mann die Diagnose Leukämie (AML) bekommen. Nach dem ersten Schock begannen wir zu kämpfen. Es sah zunächst auch gut aus. Die Chemos, die Stammzellengabe .., das Alles hat er gut geschafft. 8 Wochen nach der Stammzellentransplantation war der Blutkrebs wieder da. Von nun an war es stetiges auf und ab 2 mal waren im Knochenmark und im Blut keine Krebszellen nachweisbar. Er bekam Abwehrzellen vom Spender, jedesmal kam der Krebs wieder. Im Juni wirkte die Chemo nicht mehr und er wurde stationär auf ein anderes Medikament umgestellt. Es ging ihm da sehr schlecht und ich durfte ihn wegen Corona nicht begleiten. Er wurde nach 5 Tagen entlassen. Er klagte über starken Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und allgemeine Schwäche. Er, der immer gerne gegessen hatte, war appetitlos. Er durfte also nach Hause und wir fuhren täglich zur Kontrolle in die Uni.

    Am 6. Juli teilte uns eine Ärztin mit, dass sein Rückenmark selbstständig Blut bildet. Wie haben wir uns gefreut. Die Beschwerden, die wir der Ärztin schilderten konnte sie begründen, bis auf den Schwindel. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends, am 9. Juli fuhr ich mit ihm in die Uni, er konnte nicht mehr richtig sprechen, vom Bett bis zum Sofa fuhr ich ihn mit dem Rollstuhl, er wollte nicht mehr essen oder trinken. Es war schlimm meinen lieben, stozen Mann so zu sehen. Ein CT ergab eine Raumforderung am Kleinhirn. Eine Ärztin erklärte mir, das er vermutlich noch in der Nacht sterben würde. Jegliche Therapie wurde eingestellt. Er ist am 13. Juli um 6:59 Uhr gestorben. Wenigstens konnte ich bei ihm bleiben. Die Bilder werde ich für immer in meinem Kopf haben.

    Ich komme so schlecht mit der Situation zurecht, er fehlt mir in jeder Minute.

  • Liebe Johanna,es tut mir sehr leid das du deinen Mann nach soviel auf und ab doch gehen lassen musstest. Schön das du ihn bis zum Ende begleiten konntest.Ich konnte im Moment des Todes bei meiner Mutter sein. Es stimmt, die Bilder bleiben für immer,sie sind schmerzhaft aber auch sehr wertvoll. Liebe Grüße Kikiro

  • Er war immer so tapfer, hat stets versucht etwas Gutes in der Situation zu finden. In der Nacht bevor er starb, da war er so unruhig, versuchte aufzustehen und sagte auch etwas. Leider war seine Sprache so verwaschen, dass ich bis auf wenige Worte nicht verstehen konnte, was er wollte. Am 13. Juli wurde ich auf ihn aufmerksam, ich war wohl kurz eingedusselt, weil er ein schmatzendes Geräusch von sich gab, ich strich ihm über die Wange und bemerkte, dass seine Augen seltsam trüb waren. Als nächstes sah ich, dass er auf der Zunge kaute und ich hatte Angst, dass er erstickt. Auf mein Klingeln reagierte niemand, also lief ich hinaus und holte eine Schwester.

    Es kamen dann zwei Schwestern mit und sagten mir, er sei tot. Er "kaute" aber immer noch auf der Zunge, es sei ein Reflex hat man mir gesagt. Ich konnte es nicht glauben, bis er noch einmal ausatmete..Er war wirklich tot, wie in Trance informierte ich die Familie.

    Bis heute kann ich mir nicht verzeihen, das ich nicht erkannte, was passiert.

  • Ich danke dir für den Trost. Mein Kopf sagt mir das auch, trotzdem verfange ich mich immer wieder in diesen Gedanken, dass ich nicht richtig reagiert habe. Manchmal schaffe ich es gar nicht, mich von diesem Gedanken zu lösen. Das sind sehr trübe Tage, an denen ich nicht weiß, wie ich ohne ihn weiterleben soll.

  • liebe johanna,

    auch von mir ein stilles willkommen in unserer mitte. dein verlust ist noch sehr frisch und brennt sehr.

    hier kannst du jederzeit dein herz ausschütten, es hört dich immer jemand.

    ich glaube nicht, dass du etwas falsch gemacht hast oder etwas hättest abwenden können.

    irgendwann ist man machtlos und kann dem geschehen nur noch zusehen.

    aber diese zweifel und vorwürfe kennen hier viele, sie führen nur zu nichts.


    ich wünsche dir viel kraft auf deinem schweren weg.

    liebe grüße von

    flora

  • Liebe Johanna,

    oh ja, das glaub ich, das solche Gedanken dich immer wieder einholen. Und ich denke mir auch, daß du nicht damit gerechnet hast, daß es sooo schnell geht, und das es überhaupt passieren würde.


    Wie lebst du? Allein?

    Wie si nd deine Nächte?


    Herzensgruß von Bettina 🦋

  • Liebe Johanna, in Gedanken bin ich bei Dir und bei Deinem Mann. Mein Mann ist am 04.08 im Hospiz gestorben. Er war auch 3-4 Tage bevor er gestorben ist sehr unruhig nachts und hat auch im Traum gehadert und war unruhig. Er wolltein dieser Nacht auch aufstehen obwohl er Tage vorher mehrfach aus kraftlosigkeit hingefallen ist , als er aufstehen wollte ( ich war gerade eingeschlafen).

    Ich glaube dass es immer Dinge gibt, bei denen die Zurückgebliebenen hilflos ihren Erinnerungen ausgeliefert sind. Sich vielleicht schuldig fühlen.

    Ich verstehe Dich. Ich wusste, dass mein Mann (demnächst) geht und in dieser Nacht habe ich das auch nicht erkannt, dass es jetzt an der Zeit ist. Ich habe geschlafen als mich der Pfleger weckte und sagte: ihr Mann hat es geschafft. Aber ich denke, wir hätten es nicht ändern oder aufhalten können.

    Vielleicht hilft es Ihnen etwas, zu wissen, das Sie nicht alleine sind mit all den fiesen Gefühlen.

    Waltraud

  • Liebe Johanna

    Mein Herzliches Beileid


    Ich kann so gut nachfühlen wie du dich fühlst ,ich habe meinen Helmut vor 45Tagen verloren

    und bin auch noch auf der suche , das Leben ohne meinem Mann ist unmöglich

    aber wir müssen ja weiter leben ,ob wir wollen oder nicht.


    Hier wird dir ein wenig geholfen , Sie versuchen es zu mistend-


    Schreib was dich bewegt ......

    Deine Birgit 56

  • Es geht mir heute morgen so schlecht. Um 6:59 war er 15 Wochen tot. Ich weiß nicht, wie ich den Tag schaffen soll. Seit 01.10.gehe ich wieder arbeiten, dann bin ich zeitweise abgelenkt. Trotzdem, ich kehre in ein leeres Haus zurück.

    Ich melde mich heute Abend, hoffentlich in besserer Verfassung, zurück.

  • Hallo ihr alle,

    wenn der Tag vorüber ist, geht es wieder einigermaßen. Ich denke dann: wieder ein Tag ohne ihn geschafft, wohlwissend, dass es mir an jedem Tag ohne ihn schlecht gehen wird. Wir hatten genau zwei Monate vor der Diagnose einen sehr schweren, unverschuldeten Autounfall.

    Wie durch ein Wunder konnten wir nahezu unverletzt aussteigen. Manchmal erwische ich mich bei dem Wunsch, dass wir beide da zusammen hätten sterben sollen. Er würde nicht wollen, dass ich so denke. Trotzdem, manchmal denke ich, dann wäre ich jetzt auch frei. So muss ich weiterleben. Es fragt uns niemand, ob wir zur Welt kommen oder sterben wollen. Das wird an einer anderen Stelle entschieden.

  • Liebe Johanna

    15 Wochen Tod, 20, 40, 80 ....198 Tage 28 Wochen und zwei Tage...vollkommen gleichgültig...es tut weh...verdammt weh...wir alle haben das gleiche, wir alle vermissen unser Leben, unsere Liebe, unser so schönes Leben....


    Aussichtslos...ja schon in gewissen Sinne, ....aber nicht ohne ...kämpfen, ohne Rückgrat, ohne ..... es muss doch noch irgendetwas, um Gottes Willen geben...


    Zu früh um diese Gedanken, passieren zu lassen, ich weiß schon....aber glaube mir...es giebt einen Weg...einen ganz zarten , schmalen....der sich für dich auf tun wird, und auch für mich , und auch für euch alle....einen der sich....Hoffnung...nennt...



    Hoffnung auf ein Wiedersehen, Hoffnung auf ein weiter Leben, ein da sein , ein wenig , nur ein ganz klein wenig , Zufriedenheit, ...ich wage es nicht mal auszusprechen, das Wort...ein wenig Glück.


    All das ist natürlich, definierbar...

  • Ich wäre sehr dankbar für dieses zarte Pflänzchen, das sich Hoffnung auf ein Wiedersehen, auf Weiterleben und Zufriedenheit nennt. Bisher besteht mein Alltag aus Vermissen. Ich vermisse Gespräche, gemeinsam schweigen, Händchen halten, einen Kuss.

    All das, was mein Leben bis Anfang Juli so ungemein bereichert hat. Ich will tapfer sein, schaffe es manchmal einfach nicht.

    Es wird werden, so hoffe ich.